Zahlreiche Beschäftigte kommunaler Kitas und sozialer Dienste in Niedersachsen und Bremen haben am Dienstag die Arbeit niedergelegt. Sie folgten dem Aufruf der Gewerkschaft Verdi zu einem ganztägigen Warnstreik, um in den laufenden Tarifverhandlungen Druck auf die Arbeitgeber auszuüben.
Verdi zufolge versammelten sich rund 1100 Beschäftigte aus Kitas sowie der Jugend- und Behindertenhilfe zu Kundgebungen - neben Bremen etwa auch in Göttingen, Oldenburg, Hameln, Hildesheim und Lüneburg. Vielerorts sei der Betrieb in sozialen Einrichtungen eingeschränkt, sagte Martin Peter vom Verdi-Landesbezirk Niedersachsen-Bremen. „Es gibt auch Kitas, die ganz geschlossen sind.“
In Bremen sollen rund 600 Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Streik teilnehmen. Für Eltern betroffener Kindertagesstätten war der Streik eine Herausforderung: In Bremen mussten sie selbst eine alternative Betreuungsmöglichkeit finden. In Bremerhaven sollte der Betrieb in allen städtischen Einrichtungen aufrechterhalten werden.
Mit den Parolen "Aufwertung – Jetzt!" und "Was sind wir? – Systemrelevant!" antworteten die Streikenden einem Verdi-Vertreter auf dem Marktplatz in Bremen. Auch Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte war dort. "Wir müssen uns gemeinsam auf einen nicht immer einfachen Weg machen. Aber am Ende, da bin ich mir sicher, werden wir Kompromisse finden", sagte der SPD-Politiker. Die Streikenden mit gelben Warnwesten, Pfeifen und großen Gewerkschaftsflaggen trugen Plakate mit Aufschriften wie "Wir erziehen unsere Zukunft" und "Ich kann gar nicht so schlecht arbeiten, wie ich bezahlt werde".
Verdi-Landesleiter Detlef Ahting betonte in seiner Rede in Bremen auch den besonderen Beitrag der Beschäftigten in den Kitas sowie Jugend- und Behinderteneinrichtungen bei der Integration von aus der Ukraine geflüchteten Kindern und Jugendlichen. "Allein das macht deutlich, warum unsere Forderungen gerechtfertigt sind“, sagte Ahting.
Tarifverhandlungen kommen nicht voran
Die jüngste Runde der Tarifverhandlungen von Gewerkschaften mit der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände VKA in Potsdam endete ohne Ergebnis. Bei den Gesprächen geht es bundesweit um bessere Arbeitsbedingungen und eine höhere Bezahlung. In Niedersachsen sind Verdi zufolge rund 20.000 Kita-Beschäftigte, etwa 8000 Beschäftigte in der Kinder- und Jugendhilfe und rund 2100 Beschäftigte in der Behindertenhilfe betroffen. In Bremen geht es um rund 2200 Kita-Beschäftigte, 400 Beschäftigte in der Behindertenhilfe und 64 Beschäftigte in der Kinder- und Jugendhilfe.
Verdi fordert bessere Arbeitsbedingungen, Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel und eine finanzielle Anerkennung der Arbeit. Die VKA hatte nach der zweiten Verhandlungsrunde mitgeteilt, die Vorschläge der Gewerkschaften zur Entlastung der Beschäftigten seien „realitätsfern und nicht umsetzbar“. Die nächste Runde ist für Mitte Mai geplant.
Weite Streiks und Aktionen kündigt Verdi für Mittwoch, 30. März, unter anderem an in Verden (10 Uhr, Rathaus) sowie in Hannover, Braunschweig, Wolfsburg, Osnabrück und Stade.
++ Dieser Artikel wurde am 29. März um 15 Uhr aktualisiert. ++