Die Unternehmen im Land Bremen beurteilen ihre Geschäftslage und auch die Aussichten wieder optimistischer. Das zeigt die aktuelle Konjunkturumfrage der Handelskammer. "In der bremischen Wirtschaft stehen die Zeichen auf Erholung", heißt es im Report. Insgesamt rund 370 Betriebe aus produzierendem Gewerbe, Handel und Dienstleistungen nahmen an der Umfrage teil. Im ersten Quartal des Jahres fiel die Stimmung unterm Strich noch negativ aus. Jetzt zeigt sich eine Aufhellung.
"Das ist eindeutig mit Abstand die beste Konjunkturumfrage seit Corona", kommentierte der Hauptgeschäftsführer der Handelskammer für Bremen und Bremerhaven Matthias Fonger die Ergebnisse. Der Konjunkturindikator, der die Lage und Erwartungen der Unternehmen zusammenfasst, liegt über dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre.
Die Geschäftsaussichten hätten sich deutlich verbessert. Deshalb sei anzunehmen, so Fonger, dass der positive Trend in den nächsten Monaten anhalte. Die starke Entwicklung der Weltwirtschaft und die Wiederbelebung des Inlandsgeschäfts sorgten für Zuversicht. "Das sind gute Signale für die Wirtschaft im Land Bremen nach dieser pandemiebedingt wirtschaftlich schweren und für manche Unternehmen auch existenzbedrohenden Zeit.“ Der Export erlebe wieder einen Aufschwung. Davon profitierten Reedereien, die Logistik und auch exportorientierte Industrie in Bremen.
In den Vordergrund rückt gar wieder ein altbekanntes Problem: Der Fachkräftemangel wird in Bremen als größtes Geschäftsrisiko erkannt – noch knapp vor den Rahmenbedingungen. Am dritthäufigsten nannten die Betriebe als Risiko die Energie- und Rohstoffpreise. In Bremerhaven werden diese dagegen als das größte Problem gesehen.
Akute Bedenken bringt in der Umfrage das Baugewerbe zum Ausdruck. Trotz der positiv bewerteten Geschäftslage wird die weitere Entwicklung eher negativ beurteilt, wenngleich weniger düster als noch vor ein paar Monaten. Vor dem Hintergrund der Verteuerung und Knappheit von Baumaterialien erwarten mehr Unternehmen eine künftig schwierigere Geschäftslage.
Warum mit einer gewissen Skepsis in die Zukunft geschaut wird? Dabei spielt ein nicht unwesentlicher Auftraggeber eine Rolle. Christoph Zeidler, Geschäftsführer des Bauunternehmens Gottfried Stehnke, spricht von großen Unsicherheitsfaktoren für die Betriebe: "Es fällt schwer, zu sagen, wie es weitergeht." Offen sei nämlich, in welchem Ausmaß Städte und Gemeinden künftig in den Hoch- und Tiefbau investieren könnten, in Straßen und Gebäude. Denn Corona belaste die öffentlichen Haushalte. Projekte könnten in der Folge womöglich zunächst zurückgestellt werden. "Die Baubranche ist ein gebranntes Kind", sagt Zeidler mit Blick auf Erfahrungen in der Vergangenheit.
Generell könne im Baugewerbe stets nur ein recht kurzer Zeitraum überschaut werden. "Wir müssen uns jeden Auftrag erkämpfen und sind einem harten Preiswettbewerb ausgesetzt", beschreibt der Geschäftsführer die Lage. Die Baukosten seien in den vergangenen Jahren durch höhere Auflagen gestiegen. Die Materialpreise ziehen seit einigen Monaten rapide an. Es gibt einen Mangel an bestimmten Produkten und in der Folge Lieferverzögerungen.
Die aktuelle Geschäftslage bei Stehnke sei gut. Und die Aussichten? Zeidler sagt, dass er grundsätzlich positiv denke. Am Himmel seien noch keine dunklen Wolken zu sehen, "aber es ist schon ein bisschen Grau am Horizont". Im Wohnungsbau geht der Geschäftsführer zudem nicht von einem Rückgang aus, weil die Zinsen weiter günstig seien und Immobilien als Anlage gesucht.
Trotz der insgesamt positiveren Stimmung in Bremens Wirtschaft: Hotellerie und Gastronomie leiden laut der Umfrage weiterhin unter den Auswirkungen von Corona. Die aktuelle Geschäftslage wird hier zum Großteil negativ beurteilt. Auch im Einzelhandel bleibt die Situation demnach angespannt. Die Werte haben sich im Vergleich zur vorherigen Konjunkturumfrage allerdings in beiden Branchen verbessert – gerade was die Geschäftserwartungen angeht.
Insgesamt sorgen die Außenwirtschaft und die schrittweise Aufhebung pandemiebedingter Einschränkungen im Inland dem Bericht zufolge für eine überwiegend gute Geschäftslage und positive Geschäftsaussichten: "In der Summe planen die befragten Unternehmen wieder mehr Investitionen zu tätigen und die Beschäftigung auszubauen."
Am Freitag meldete auch die Industrie- und Handelskammer Hannover, die regionale Wirtschaft blühe wieder auf. Einzelhandel, Gastgewerbe und Dienstleister trieben das Konjunkturklima für den IHK-Bezirk wieder auf das Vorkrisenniveau. „Die Stimmung der Unternehmen hat sich zum Sommer über nahezu alle Branchen weiter aufgehellt", äußerte sich die Hauptgeschäftsführerin der Handelskammer Maike Bielfeldt in einer Mitteilung.