Mit kostenlosen Konten locken Banken und Sparkassen ihre Kunden von morgen. In der Regel fallen keine Gebühren für die Kontoführung an, aber auch bei Jugendkonten gibt es Kostenfallen, wie eine neue Studie des Deutschen Instituts für Service-Qualität (DISQ) zeigt. Viele Institute, die in Bremen vertreten sind, bekommen nur eine befriedigende oder ausreichende Bewertung.
Die erfreuliche Nachricht: Der Testsieger, die Sparkasse Bremen, kommt aus der Hansestadt. Mit 84,4 von 100 möglichen Punkten erreichte die Sparkasse den Spitzenplatz. Das kostenfreie Jugendkonto „Giroflexx start“ ist in puncto Konditionen führend und überzeugt unter anderem mit einem kostenfreien allgemeinen Zahlungsverkehr.
Getestet wurde das mit dem Einreichen von beleghaften Überweisungen und Bareinzahlungen von kleinen Beträgen am Schalter. Auch eine Grundgebühr fällt nicht an. „Kunden ab zwölf Jahren steht darüber hinaus eine Prepaid-Kreditkarte gratis zur Verfügung“, sagt Markus Hamer, Geschäftsführer des DISQ. Bei einem Guthaben von 500 Euro sei zudem die Verzinsung mit zwei Prozent außergewöhnlich hoch.
Zusatzkosten durch Kreditkarte
Mit „befriedigend“ schneiden Deutsche Bank, Commerzbank und Targobank ab. Bei der Deutschen Bank gibt es wenig Kritikpunkte, sie hat aber keine Prepaid-Kreditkarte für die jungen Kunden im Angebot. Die Commerzbank kann in diesem Punkt sogar mit einem kostenlosen Angebot punkten, dafür entstehen bei dem Institut Zusatzkosten durch beleglose Überweisungen.
Bei der Targobank kostet die Prepaid-Kreditkarte 11,88 Euro im Jahr. Kosten für den Zahlungsverkehr entstehen bei dem Institut nicht. Spätestens mit Beginn der Ausbildung oder eines Studiums wird ein eigenes Girokonto benötigt. Denn die Ausbildungsvergütung oder das Bafög werden überwiesen. Es ist sinnvoll, wenn der Umgang mit einem Konto schon vorher geübt wurde, raten Verbraucherschützer.
„Ein eigenes Konto bedeutet ein Stück Selbstständigkeit, und gleichzeitig lernen die Jugendlichen den Umgang mit Geld“, sagt Hamer. Doch bei der Auswahl sollten die Jugendlichen und deren Eltern die Konditionen vergleichen. „Im Unterschied zu Erwachsenenkonten sind Konten für Kinder und Jugendliche in der Regel kostenlos und das Guthaben wird teilweise verzinst“, sagt Hamer.
Die Konten sind nur bis zu einem bestimmten Höchstalter kostenlos, unabhängig davon, wie lange tatsächlich die Ausbildung geht. Vor allem Studenten sollten deshalb auf ein Höchstalter von 30 Jahren achten, wie es zum Beispiel Bremer Sparkasse, Commerzbank, Deutsche Bank und Targobank bieten. Bei Leistungen für den Zahlungsverkehr wie eine Bargeldeinzahlung am Schalter oder beleghafte Überweisungen können bei den Geldinstituten schnell Zusatzkosten entstehen, wie die Studie zeigt.
Relativ hohe Kosten für den Zahlungsverkehr haben danach Postbank, Commerzbank und BB-Bank. „Die Banken werben zwar mit kostenloser Kontoführung, damit sind aber nicht alle Gebühren abgedeckt“, sagt Kerstin Föller von der Verbraucherzentrale Hamburg. „Im Preisaushang können sich eine Reihe von Kostenfallen verbergen.“
Es gibt aber kein ideales Konto für alle. Die Bewertung sollte nicht nur an Testergebnissen, sondern auch am persönlichen Bedarf des Jugendlichen ausgerichtet werden. Denn wer zum Beispiel konsequent das Online-Banking nutzt, muss sich um die Kosten von beleghaften Überweisungen nicht kümmern.
Teuer und unverhältnismäßig
Wer den Umgang mit Geld und Bankdienstleistungen erlernen will, braucht eine Beratung. Deshalb sollte die Bank ein dichtes Filialnetz haben. Auch die Zahl der kostenlos nutzbaren Geldautomaten ist wichtig. Hier kann die Bremer Sparkasse mit dem dichten Netz der Sparkassen punkten. Bundesweit stehen 25 000 Automaten zur Verfügung.
„Denn Jugendliche neigen dazu, häufiger kleinere Beträge von ihrem Konto abzuheben“, sagt Ingrid Herbst von der FMH-Finanzberatung. Wenn dann für die abgehobenen 50 Euro vier oder fünf Euro Gebühren am Fremdautomaten fällig werden, ist das teuer und unverhältnismäßig. Wer als Jugendlicher ins Ausland möchte, benötigt oft eine mit Geld aufladbare Kreditkarte.
Der Vorteil: Es kann nicht mehr Geld ausgegeben werden, als vorher auf die Karte geladen wurde. Die Angebote bei den Jugendkonten reichen von kostenlos bis zu einer Jahresgebühr von 36 Euro. „Rund 82 Prozent der getesteten Banken bieten eine solche Kreditkarte an“, sagt Hamer.
Dichte des Filialnetzes bewertet
Für den Test wurde ein Musterkunde entwickelt. Er ist 16 Jahre alt und Schüler. Monatlich reicht er eine beleghafte Überweisung ein, zahlt 60 Euro bar am Schalter ein. Die beleghafte Überweisung führt bei einigen Banken zu relativ hohen Kosten für den Zahlungsverkehr. „Dass ein Schüler jeden Monat mit einer Überweisung in die Filiale kommt, ist ein sehr unrealistisches Szenario“, sagt dazu ein Banker.
Außerdem nutzt der Schüler mit Zustimmung der Eltern eine EC-Karte und eine Prepaid-Kreditkarte. In die Gesamtbewertung flossen die Konditionen zu 80 Prozent und der Filialservice zu 20 Prozent ein. Für den Filialservice wurden die Dichte des Filialnetzes, die Anzahl der kostenlos nutzbaren Geldautomaten und der Kontoauszugsdrucker sowie die telefonische Erreichbarkeit bewertet. In das Gesamturteil flossen die Konditionen zu 80 Prozent und der Filialservice zu 20 Prozent ein.
Nur einige Banken bieten eine Verzinsung des Guthabens bis zu einem bestimmten Betrag an. Oft sind die Zinssätze so niedrig, dass sie vernachlässigt werden können. Eine Verzinsung von zwei Prozent wie bei der Bremer Sparkasse ist die Ausnahme. In der Regel ist es aber immer besser, regelmäßige Ausgaben und Sparvorgänge zu trennen. „Ein zu hohes Guthaben auf dem Girokonto kann die Jugendlichen zu unbedachten Ausgaben verführen“, sagt Ingrid Herbst.