Herr Andresen, Sie waren Gast auf der "Mein Schiff 6", auf der es Corona-Fälle gab. Ihre Reise endete in Dubai. Sie haben uns geschrieben, weil Sie das Konzept zum Schutz vor einer Infektion an Bord als nicht ausreichend empfanden.
Christian Andresen: Ja. Ich habe viele Monate im Impfzentrum gearbeitet und kenne mich daher ein bisschen aus. Tui verspricht ein bewährtes Gesundheits- und Hygienekonzept. Das wiegt uns als Passagiere in einer gewissen Sicherheit. Meines Erachtens ist das Konzept aber nicht auf dem neusten Stand gewesen, denn wir haben Omikron.
Was genau hat Sie gestört?
Es bestand zum Beispiel eine FFP2-Maskenpflicht für die Crew, aber nicht für die Passagiere, obwohl der Schutz nachweislich besser ist. Außerdem sind die Abstände öfter nicht eingehalten worden. Es gibt verpflichtende Tests auf dem Schiff. Da stehen Sie vorher in einer langen Warteschlange auf engen Gängen mit kaum Abstand. So etwas geht nicht. Absperrungen beim Buffet haben dort die Zulaufwege verengt. Das kann ich nicht begreifen.
Dort ließ sich der 1,5-Meter-Abstand nicht einhalten?
Überhaupt nicht. Die Passagiere haben auch ihren Teil dazugetan. Der Großteil ist mit medizinischen Masken rumgelaufen – die fallen leichter von der Nase runter. Es fehlten aber Crewmitglieder, um den Passagieren nett zu sagen, die Maske richtig zu tragen. Es hätte mehr Sicherheit an Bord gebracht, wenn es mehr Kontrollen gegeben hätte.
Das ist aber nicht passiert?
Nein. Wir haben die Leute selbst angesprochen. Insgesamt waren weniger Crewmitglieder als sonst zu sehen. Die Mitarbeiter haben sich schon viel Mühe gegeben. Die Passagiere sind etwa aufgefordert worden, erst zum vorgegebenen Termin zum Test zu kommen. Darauf haben aber einige offenbar nicht reagiert. Insgesamt war die Auslastung auf dem Schiff aus meiner Sicht zu hoch.
Wie hat der Ausbruch an Bord Ihre Reise verändert?
Wir sollten eigentlich Katar anlaufen. Die Einreise wurde uns aber versagt, weil es da schon Einzelfälle gab. Wir mussten also – fast in Hafennähe – nach Dubai abdrehen. Unsere Reise sollte nach Dubai noch weitergehen. Wir hatten tolle Landausflüge gebucht. Das ist dann leider alles ins Wasser gefallen.
Was haben Sie von den Fällen mitbekommen?
Wir konnten mitverfolgen, wer womöglich infiziert ist, weil einige Gäste mit ihrer Zimmernummer aufgerufen wurden, sich unverzüglich in ihre Kabine zu begeben. Und wir haben viel über Facebook gelesen, weil dort Betroffene berichtet haben.
Wie blicken Sie auf Ihre Reise zurück?
Omikron hat uns ja alle überrollt. Ich weiß von vielen, dass sie im Nachhinein lieber nicht an Bord gegangen wären. Wir passen uns überall an. Da hätte ich es auf dem Schiff für dringend geboten gehalten, sich nicht auf ein bewährtes Konzept zurückzulehnen. Es wäre dann nicht so dramatisch ausgegangen. Der Abbruch der Reise ist ja das letzte Mittel.
Auf das Schiff durften nur vollständig geimpfte Passagiere. Welche Tests gab es darüber hinaus?
Wir mussten zu Hause verpflichtend einen PCR-Test machen und dann erneut einen vor Betreten des Schiffs in Dubai. Das ist eigentlich eine sehr gute Voraussetzung.
Würden Sie die Reise nochmals antreten?
Wir sind schon oft mit der "Mein Schiff" gefahren. Uns hat das immer sehr gut gefallen, weil es dort ein älteres Klientel gibt und weniger Party. Jetzt waren nach meinem Eindruck viele Jüngere dabei. Und einige Passagiere strahlten aus: Jetzt ist Corona vorbei, jetzt machen wir eine Reise. Das hat mich und meine Frau ein bisschen verblüfft. Zusammen mit den fehlenden Kontrollen würde ich heute eher abwarten, bevor ich eine Reise buche.
Wie ging die Kreuzfahrt zu Ende?
Auf unserer Kabine lag nach dem Landgang in Dubai das Schreiben zum Reiseende am 3. Januar. Es gab dann bis in die Nacht Durchsagen, um die Rückflüge zu organisieren. Dagegen kann ich wirklich nichts sagen. Die Rückerstattung läuft. Da bleiben Sie auf nichts sitzen.