Nach zwei Jahren Pandemie hat der Bremer Arbeitsmarkt die Folgen der Krise nahezu überwunden. So ging die Arbeitslosenquote in der Stadt Bremen im Vergleich zum Vorjahresmonat deutlich zurück auf 9,6 Prozent: Im Februar waren hier rund 29.500 Menschen ohne Beschäftigung und damit weniger als im Januar. "Der Arbeitsmarkt entwickelt sich weiter positiv", sagte Joachim Ossmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Bremer Arbeitsagentur, bei der Vorstellung der Zahlen. Einige Kerndaten seien besser als im Februar 2020 vor Ausbruch der Pandemie. Auf dem Arbeitsmarkt ende der Winter nicht wie sonst erst im März, sondern verzeichne bereits früher eine Belebung – auch angesichts milder Temperaturen. "In diesem Jahr beginnt der Frühling schon im Februar", brachte es Ossmann in ein Bild.
Abzusehen sei derzeit aber noch nicht, welche Auswirkungen der Krieg in der Ukraine haben werde. Darum sei die Prognose erschwert, erklärt der Agenturchef, ob sich die gute Entwicklung in Bremen fortsetze. Aus seiner Sicht spricht sonst nichts dagegen. Es gebe möglicherweise einzelne Unternehmen in Bremen, dessen Geschäft stärker mit der Ukraine und Russland verflochten sei. Ein Betrieb habe bisher Kurzarbeit angezeigt, weil Lieferketten unterbrochen seien.
Pflegekräfte aus Mexiko
Generell spielt die Kurzarbeit derzeit eine geringere Rolle. Zugleich erreichte die Zahl der offenen Stellen im Agenturbezirk, zu dem neben Bremen und Bremerhaven auch der Landkreis Osterholz gehört, mit genau 8842 ein Rekordniveau. Im Februar meldeten die Unternehmen zur Neubesetzung mehr als 2000 Stellen. Wobei die Medaille zwei Seiten habe, wie Ossmann sagte, weil die Höhe auch die Besetzungsschwierigkeiten der Betriebe aufzeige. "Wir haben einen sehr hohen Anteil an Menschen, die nicht über eine abgeschlossene Berufsausbildung verfügen. Auf der anderen Seite suchen die Unternehmer aber nicht im Wesentlichen Ungelernte, sondern natürlich ganz stark Fachkräfte." Gerade im Bereich Erziehung und Pflege sei das ein großes Problem.
Um etwas gegen die Engpässe zu unternehmen, setzt die Arbeitsagentur auf die Qualifizierung von Beschäftigten und das Anwerben von Fachkräften im Ausland. Neu ist ein Projekt in Mexiko. Dort werden sich Menschen auf die Arbeit als Pflegekraft in Bremen vorbereiten: Im September beginnt vor Ort für 30 Teilnehmer zunächst ein Deutschkurs. Im Jahr darauf sollen die Pfleger nach Deutschland kommen.
"Rote Laterne abgeben"
In Bremerhaven verharrte die Arbeitslosenquote im Februar weiter auf hohem Niveau von 13,3 Prozent. Joachim Ossmann machte im Gespräch dabei erneut deutlich, dass die Arbeitslosenquote im Land Bremen immer noch zu hoch sei: "Wir wollen diese rote Laterne abgeben." Dafür werde alles unternommen. Die Vision für die Seestadt: eine einstellige Arbeitslosenquote.
Der Agenturchef verwies jedoch auch auf Zahlen, wonach Bremen als Stadt die Krise durchaus besser als andere Großstädte meisterte. Der Vergleich der Jahre 2019 und 2021 zeige einen deutlich geringeren Anstieg der Arbeitslosigkeit als in München, Frankfurt am Main, Berlin, Hamburg, Köln oder in der Region Hannover. Die Arbeitsagentur geht davon aus, dass hier Bremens Wirtschaftsstruktur ein Vorteil war: Viele Menschen arbeiten im Bereich Verkehr und Logistik. Wo es hier Ausfälle gab, konnte die Kurzarbeit genutzt werden. Zudem seien viele Bremer im Gesundheits- und Sozialwesen tätig – ein auch während Corona weiter gefragter Sektor.
Insgesamt sind im Februar bundesweit 2,4 Millionen Menschen arbeitslos gewesen. In Niedersachsen waren fast 230.000 Menschen ohne Arbeit. Inzwischen gebe es hier mehr als 3,1 Millionen sozialversicherungspflichtige Beschäftigte, sagte der Chef der Regionaldirektion Niedersachsen-Bremen Johannes Pfeiffer, das seien so viele wie nie zuvor. „Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in Bremen übertrifft bereits sogar das Vorkrisen-Niveau“, sagte Pfeiffer. Als Wermutstropfen bezeichnete er die während der Krise deutlich gestiegene Langzeitarbeitslosigkeit im kleinsten deutschen Bundesland.