Die finanziellen Herausforderungen, die der Bremer Airport ohnehin schon hat – der Flughafen steht vor einem Sanierungsstau von mehr als 70 Millionen Euro – werden durch die Corona-Krise von Tag zu Tag größer. Nun zieht die Geschäftsleitung in Absprache mit der Arbeitnehmervertretung die Reißleine: Der Flughafen – Gesellschafter ist die Stadt Bremen – stellt auf den sogenannten flexiblen Betrieb um und geht in Kurzarbeit.
Damit wird das umgesetzt, was sich zu Beginn dieser Woche angedeutet hatte, als bereits 95 Prozent der Abflüge gestrichen waren. „Aufgrund der aktuellen Lage der Covid-19-Pandemie, der restriktiven Einreisebestimmungen und Reisewarnungen haben alle in Bremen vertretenen Airlines ihre im Flugplan geplanten Flüge aus dem Programm genommen und bis mindestens zum 19. April 2020 gestrichen“, heißt es in einer Ankündigung zur Maßnahme. Deshalb reduziere der Flughafen ab sofort die Kapazitäten auf den benötigten Bedarf.
Die Betriebsfähigkeit des Flughafens sei jederzeit sichergestellt und trage dem Bedarf der am Flughafen ansässigen Luftfahrtunternehmen und Luftfahrtindustrie Rechnung, sagt Flughafensprecherin Andrea Hartmann. „Ab sofort findet am Flughafen keine Passagierabfertigung mehr statt, es wird aber gewährleistet, dass alle Flüge im öffentlichen Interesse weiter durchgeführt werden können, wie beispielsweise der Betrieb des Rettungshubschraubers und Ambulanzflüge.“
Darüber hinaus sei es aus dem flexiblen Betrieb leicht, bei der Wiederaufnahme von Flügen durch Airlines, den Betrieb umgehend hochzufahren. „Durch den flexiblen Betrieb kann der Flughafen auf alle Eventualitäten reagieren“, sagt Flughafen-Chef Elmar Kleinert. „Wir haben die Kapazitäten an die ausgesetzten Flüge der Airlines angepasst, können aber jederzeit auf die Wiederaufnahme von Flügen reagieren. Damit leisten wir einen wichtigen wirtschaftlichen Beitrag zum Fortbestand des Unternehmens.“
Etwa 450 Beschäftigte müssen in Kurzarbeit
Für den überwiegenden Teil seiner Mitarbeiter hat der Flughafen Kurzarbeit angemeldet. Es handelt sich um etwa 450 Beschäftigte in den drei Gesellschaften. Durch die Kurzarbeit erbringe der Flughafen seinen Beitrag, Infektionsketten zu unterbrechen und seine Mitarbeiter zu schützen. Zum Schutz der Mitarbeiter, die den flexiblen Betrieb aufrechterhalten, habe der Flughafen entsprechende Vorkehrungen getroffen, teilt der Airport mit. „Die Anmeldung von Kurzarbeit ist notwendig, da der Flugbetrieb praktisch zum Erliegen gekommen ist“, sagt Staatsrat Tim Cordßen (SPD), Aufsichtsratschef des Flughafens, dieser Zeitung. In Verhandlungen der Geschäftsleitung mit dem Betriebsrat wurde vereinbart, das Kurzarbeitergeld auf 90 Prozent für die unteren und 85 Prozent für die oberen Lohngruppen aufzustocken. "Das ist aus meiner Sicht sehr wichtig“, sagt Cordßen, und zeige, dass am Flughafen alle am selben Strang zögen. „Gemeinsam wollen und werden wir die Krise durchstehen und an einer guten Zukunftsperspektive für den Flughafen arbeiten, der für den Wirtschaftsstandort Bremen unverzichtbar ist.“
Ob der Flughafen ab dem 20. April wieder in den Normalbetrieb zurückkehre, hänge von den weiteren Entwicklungen der Covid-19-Pandemie ab. Sobald sich die Lage entspanne und Airlines ihren Flugbetrieb wiederaufnehmen, nehme ebenso der Flughafen seinen Betrieb wieder vollständig auf, sagt Hartmann.
Aufgrund der dynamischen Entwicklung der Corona-Pandemie, lasse sich der wirtschaftliche Schaden des Flughafens derzeit noch nicht valide ermitteln, heißt es von Seiten der Geschäftsleitung.