Schon am ersten Tag des Praktikums war Birgit Knoll klar: Das passt. Und so sollte es auch kommen. Zakari Dahmoun hat die Geschäftsführerin der Backstube in Vegesack sofort überzeugt. Erst hat er eine sogenannte Einstiegsqualifikation gemacht, im Anschluss ist er direkt ins zweite Lehrjahr eingestiegen. Er verkauft Brote, Brötchen, Kuchen, geht zur Berufsschule und ist im Sommer fertig mit seiner Ausbildung. Was danach kommt? Das steht schon fest. Dahmoun wird von der Bäckerei übernommen.
Wie wichtig Ausbildung ist, hat Birgit Knoll, Geschäftsführerin der Backstube, erkannt. Denn auch sie hat ein Problem, das viele andere Handwerksbetriebe mit ihr teilen: Der Nachwuchs fehlt. Deswegen geht Knoll viele verschiedene Wege, junge Menschen zu sich in den Betrieb zu holen. Praktika und Ausbildungen sind ein Weg. Dafür wurde sie nun auch von der Arbeitsagentur ausgezeichnet. Am Donnerstag hat sie das sogenannte Ausbildungszertifikat bekommen.
„Sie backen nicht nur aus Leidenschaft. Sie betreiben auch Integration mit viel Passion“, bescheinigt ihr Götz von Einem, Geschäftsführer der Arbeitsagentur Bremen-Bremerhaven. Unter den neun Lehrlingen und Praktikanten allein sind fünf verschiedene Nationen vertreten, im ganzen Unternehmen arbeiten Menschen aus 13 verschiedenen Ländern.
Bäcker dürfen länger schlafen
„Gerade im Bäckereihandwerk gibt es Berufe, die nicht so attraktiv sind“, sagt von Einem. „Deswegen ist es wichtig, dass es Unternehmen gibt, die nicht nur die Verhältnisse beklagen, sondern auch etwas tun.“ Genau so ein Unternehmen sei die Backstube. So hat das Unternehmen etwa die Arbeitszeit angepasst, damit die Beschäftigten noch ein halbwegs normales Sozialleben führen können. Gebacken wird daher in zwei Schichten: von 7 bis 15 Uhr und dann noch einmal bis 1 Uhr nachts. Normalerweise beginnen Bäcker mit ihrer Arbeit erst gegen Mitternacht und gehen ins Bett, wenn der Rest der Stadt gerade aufsteht.
Auch die Transparenz ist Knoll wichtig – die fängt schon bei der Architektur an. Die Backstube ist großflächig verglast. Jeder, der an dem Gebäude vorbeigeht, kann den Bäckern und Konditoren zusehen, wie die Äpfel für den Apfelkuchen geschnitten werden, Teig geknetet und Brot gebacken wird. Und auch sonst ist das Unternehmen offen: Regelmäßig waren zuletzt Kindergarten-Gruppen und Schulklassen zu Gast, haben zugeschaut und mitgebacken. „Wir wollen sichtbar sein“, sagt Knoll, „und zeigen, was im Handwerk alles passiert.“ Bislang geht diese Strategie gut auf.