Wenn nicht im Heizwerk des Bremer Tabakquartiers, wo sonst könnten die Mitglieder der Innung für Sanitär, Heizung und Klima (SHK) ihr Jubiläum feiern? Zum 150. Geburtstag kamen am Freitagabend auch zufälligerweise rund 150 Gäste. Innungsmeister Steffen Röhrs freute sich auf einen Abend, an dem die 100 Innungsmitglieder zusammen mit Kunden und Lieferanten an einem Ort zum Feiern versammelt sind. Und so war es auch. Der Präsident vom Zentralverband Sanitär, Heizung, Klima, Michael Hilpert, war extra aus Nürnberg angereist, und sprach mit seinem fränkischen Zungenschlag über die Herausforderungen in Zeiten von Fachkräftemangel und Inflation. Doch an diesem Abend sollte es eher ums Feiern gehen als um die Probleme der Branche.
Denn auch wenn die Deutschen momentan die Lust auf Wärmepumpen etwas vergangen ist, führe kein Weg daran vorbei. Da ist sich nicht nur Bremens Innungsmeister Steffen Röhrs sicher. Er verwies in seiner Rede darauf, dass seit Gründung der Klempnerinnung 1873 die Betriebe schon immer vor Herausforderungen standen. Sie gingen sie aktiv an und konnten sie auch lösen, sagte er weiter.
Frauen um 1907 bevorzugten Wannen statt Duschen
Wenn in Bremen gleich mehrere SHK-Betriebe auf einmal versammelt sind, darf das Bremer Unternehmen Cordes & Graefe als größter deutscher Großhändler für Haustechnik nicht fehlen - der blickt immerhin inzwischen auch schon auf 102 Jahre Firmengeschichte zurück. Gesamtverkaufsleiter Uwe Meyerdiercks zitierte in seiner Rede aus einem technischen Auskunftsbuch aus dem Jahr 1907, das darlegte, wie in Betrieben die sanitären Einrichtungen zu planen seien: "Handelt es sich um eine Fabrik, in der die Arbeiter viel mit Schmutz zu tun haben, muss für Bade- und Waschgelegenheiten ausgiebig gesorgt sein: Im Allgemeinen rechnet man auf 20 Arbeiter eine Brausezelle. In Industriebetrieben, in denen auch Frauen arbeiten, muss die Badeabteilung in zwei Abteilungen getrennt werden." Meyerdiercks zitiert weiter: "In der Frauenabteilung muss man zweckmäßig mehr Wannenbäder als Brausezellen einrichten, da erfahrungsgemäß die Frauen letztere nicht gern benutzen."

Gutes Essen und gute Gespräche am Freitagabend auf der Jubiläumsfeier der Innung Sanitär Heizung Klima im Heizwerk vom Tabakquartier.
Alle Redner verwiesen darauf, dass Wasser, Wärme und Luft Lebensmittel sind. Meyerdiercks sagte es so: "Es heißt, dass man eine Woche ohne Essen auskommen könne, drei Tage ohne Wasser, aber nur drei Minuten ohne Luft." Davon gab es für alle Gäste genug - unter ihnen waren auch Bremens Finanzsenator Björn Fecker (Grüne), der CDU-Bürgerschaftsvorsitzende Frank Imhoff, sowie eine Reihe von Obermeistern der anderen Innungen - darunter Kfz-Innungsmeister Hans Jörg Kossmann, Friseurinnungsmeister Heiko Klumker sowie Tischler-Innungsmeister Martin Winter, der gleichzeitig auch Bremens Kreishandwerksmeister ist.
Handwerker in Bremen durften nicht wählen
Bremens Handwerkskammer-Präses Thomas Kurzke wies am Abend in persönlichen Gesprächen darauf hin, dass auch noch Jahre später nach Gründung der Klempnerinnung 1873 die Handwerker kein richtiges Recht hatten, den Senat zu wählen. Erst um die Jahrhundertwende entwickelte sich aus der Handwerkskammer heraus ein Bürgerverein, der um das Wahlrecht kämpfte. Die Bremer Handwerkskammer am Ansgarikirchhof trägt deshalb seit dieser Woche die Plakette "Ort der Demokratie". An diesem Abend durfte übrigens nicht die Flagge der Innung fehlen. Nicht jede Innung hat eine solche Flagge. Wenn die SHK-Innung keinen offiziellen Anlass hat, verwahrt Stephan Engelage die Flagge bei sich - sicher eingepackt in Bettlaken. Sein Betrieb blickt immerhin auch schon auf 95 Jahre zurück.
Nach all dem Rückblick in die Geschichte sollte es für die Handwerker im Feierabend noch ein Abend zum Feiern werden: Der DJ legte noch Musik auf, und die Gäste nahmen noch das eine oder andere Getränk zu sich.