Die Gehälter in Bremen wachsen langsamer als im Rest Deutschlands. Zwischen 2008 und 2018 sind die Bruttostundenlöhne in der Hansestadt preisbereinigt um 5,8 Prozent gestiegen; der Bundesschnitt liegt bei 9,1 Prozent. Das geht aus einer Veröffentlichung der Arbeitnehmerkammer Bremen hervor.
Als Grund für diese Entwicklung nennt die Kammer die sinkende Bindung an Tarifverträge. „Wenn die Tarifbindung innerhalb von zehn Jahren spürbar und mehr als anderswo zurückgeht und im gleichen Zeitraum die Lohnzuwächse sinken, dann ist das ein Warnsignal“, sagt Ingo Schierenbeck, Hauptgeschäftsführer der Arbeitnehmerkammer Bremen. In Bremen seien nur noch 20 Prozent der Betriebe tarifgebunden, was wiederum 55 Prozent aller Beschäftigten entspreche. Vor zehn Jahren hätten aber noch 67 Prozent der Beschäftigten einen Branchen- oder Haustarifvertrag gehabt.
Es gibt aber auch gute Nachrichten: Der Arbeitnehmerkammer zufolge verdienen Bremer Beschäftigte immer noch mehr als im Bundesschnitt. „Nach wie vor ist das Lohnniveau im Land Bremen überdurchschnittlich“, heißt es dazu in der Auswertung. Die langfristige Entwicklung der Einkommen sei aber schwach. Ursache hierfür sei auch die schwächere wirtschaftliche Entwicklung. Seit 2010 habe es beim Wirtschaftswachstum in Bremen ein reales Plus von 13,3 Prozent gegeben; Länder wie Bayern oder Berlin hätten hingegen mehr als 20 Prozent Zuwachs erzielt.
Chefs mit größtem Zuwachs
Deutlich wird auch, dass es spürbare Lohnunterschiede für verschiedene Positionen gibt. Den stärksten Lohnanstieg in Bremen hatten Beschäftigte in leitender Stellung (+12,4 Prozent, Stundenlohn von 39,99 Euro). Fachkräfte wie etwa Mechatroniker oder Krankenpfleger können sich über einen Zuwachs von immerhin 5,1 Prozent freuen und kommen im Schnitt auf einen Stundenlohn von 19,90 Euro. Am wenigsten verdienen angelernte und ungelernte Arbeitnehmer (-0,8 Prozent, 16,30 Euro und +5,3 Prozent, 13,43 Euro).
Gerade für Menschen, die in einer dieser beiden Positionen arbeiten, ist Bremen aber laut Untersuchung ein guter Ort. „Die angelernten wie auch die ungelernten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer liegen bei der Lohnhöhe über dem Niveau der alten Bundesländer, was auf den starken industriellen Sektor – und hier vor allem auf die Automobil- und Stahlindustrie – zurückzuführen ist“, heißt es in der Auswertung der Kammer.