Jahrzehntelang haben Kernkraftwerke mehr oder weniger zuverlässig Strom geliefert, doch zumindest in Deutschland ist diese Form der Energiegewinnung Geschichte. Noch immer im Gange ist jedoch der Kraftwerkrückbau. Im Kernkraftwerk Unterweser, das rund 65 Kilometer von Bremen entfernt liegt, ist auch ein Bremer Ingenieurbüro daran beteiligt, den Rückbau der Anlage effizient zu gestalten.
„Wir haben einen Anruf erhalten mit der Frage, ob wir uns mit Kernkraftwerken auskennen würden“, erinnert sich Alexandra Nürnberger, Co-Geschäftsführerin der To Do-Gruppe mit Standort in Horn-Lehe. „Da habe ich erst einmal geschluckt“, lacht sie, doch schon kurz danach begannen im Ingenieurbüro die Planungen. „Die Materialschleuse sollte dort umgebaut werden“, erzählt Ralina Schröder, ebenfalls Geschäftsführerin und verantwortlich für das Kraftwerksprojekt. Der Umbau der Materialschleuse, um sie zu vergrößern, ist unverzichtbar bei solch einem Rückbau: „Im Zuge des Rückbaus müssen Großkomponenten nach außen und Großgeräte für die Demontage nach innen gebracht werden. Und das geht durch die Schleuse.“ Dies alles geschehe natürlich unter ganz strenger Aufsicht, sagt Ralina Schröder, „der Anspruch an Genauigkeit und Sicherheit ist sehr groß“.
Sicher und genau arbeitet auch das seit annähernd 26 Jahren bestehende Ingenieurbüro: Kleine Projekte seien laufend in Arbeit, aber parallel auch immer fünf bis zehn Großprojekte. „Wir haben ein enges Netzwerk an Kooperationspartnern, dort holen wir uns bei Bedarf externe Qualifikationen“, erzählt Ralina Schröder über die Arbeitsweise von To Do. „Wir sind ein klassisches Ingenieurbüro mit einem Team von 20 Personen. Wir leben von unserer Flexibilität und bieten dem Kunden, was er wirklich braucht – und das klappt nur, weil wir so hierarchisch flach arbeiten.“
Unterteilt ist die To Do-Gruppe in die Firmen „To Do Life Sciences“ und die „To Do Solutions“, in die auch „To Do Design“ eingebunden ist. To Do Life Sciences beschäftigt sich dabei überwiegend mit Pharma- und Biotechnologie, wo das Ingenieurbüro die Dokumentationsbearbeitung übernimmt: „Jeder Schritt muss nach Richtlinien erfolgen, damit er nachvollzogen werden kann“, sagt Alexandra Nürnberger, „und es wird dokumentiert, wenn eine Abweichung eintritt. Und bei einer Abweichung im Herstellungsprozess korrigieren wir auch.“ Bei der Produktion von Verpackungen für Tabletten etwa dürfe es nicht zu Kreuzkontaminationen kommen – „da haben wir zum Beispiel die Planungen bei Umbauten übernommen.“ In der To Do Solutions GmbH hat man es eher mit der Stahlindustrie oder der Chemie- und Lebensmittelindustrie zu tun, aber eben auch mit dem Rückbau eines Kernkraftwerks. Weitere Aufgaben: Unterlagen für Ausschreibungen vorbereiten gehört dazu, aber auch Machbarkeitsstudien oder technische Zeichnungen – „jede Kollegin und jeder Kollege bearbeitet drei, vier Projekte parallel“, sagt Ralina Schröder. „Wir können somit alles abbilden“, meint Alexandra Nürnberger, „und gestalten Industrieprojekte von der ersten Idee bis zur Umsetzung: Machbarkeitsstudie, Entwurfsplanung, Umbau in 3D und Bauumsetzung.“

Das Logo des Ingenieurbüros To Do Solutions.
Im Vordergrund der To Do-Gruppe stünden dabei die Interessen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, betont Alexandra Nürnberger: „Wir bieten die Flexibilität, um die Arbeit erbringen zu können.“ Denn, das haben die beiden Geschäftsführerinnen gemerkt, es müsse als Angestellter recht viel „jongliert“ werden, um die eigene Tätigkeit gut verrichten zu können: „In der Stadt etwa ist das Wohnen für junge Familien kaum bezahlbar, also zieht man aufs Land. Dafür muss man dann jeden Tag in die Stadt, dann fahren aber oft die Busse und Bahnen nicht, dann nimmt man das Auto und steht im Stau.“ Dabei müssten die Beschäftigten regelmäßig auch bei den Kunden vor Ort sein: „Das müssen wir abbilden“, meint Alexandra Nürnberger, und dementsprechend müssten gute Rahmenbedingungen geschaffen werden. Unlängst sei deshalb vom Unternehmen auch ein Förderantrag bei der Bremer Aufbau Bank (BAB) gestellt worden, der die Diversität in kleinen und mittleren Unternehmen zum Ziel hat: „Ziel ist die Entwicklung von Arbeitswelten, in denen unterschiedliche Talente, Perspektiven und Kompetenzen interdisziplinär zusammenkommen können“, heißt es da seitens der BAB. Und dieses Ziel passt ziemlich genau zur To Do-Gruppe, die laut Ralina Schröder diese Zusammenarbeit trotz aller persönlichen Herausforderungen möglich machen möchte.
Da ist zum einen die Weiterentwicklung der firmeneigenen Ressourcenplanung, damit alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ähnlich gut ausgelastet sind. Und es soll eine Wissensdatenbank aufgebaut werden, damit das im Unternehmen erworbene Wissen nicht verloren geht – inklusive der gewonnenen Erfahrungen und der gemachten Fehler. Und zum anderen soll der Ausbau ortsflexibler Arbeit gefördert werden. Wobei ein allzu häufiges Arbeiten im Homeoffice für die To Do Solutions keinen allzu hohen Stellenwert besitzt. „Wir haben die Verabredung, dreimal pro Woche vor Ort zu sein“, sagt Alexandra Nürnberger, „denn wir funktionieren als Team. Seit August 2024 bilden wir auch Technische Produktdesigner aus – doch im Homeoffice kann der Auszubildende allein nicht so gut lernen.“
Gezielt gestärkt werden mit dem Förderantrag Frauen in Führungspositionen und in MINT-Berufen. „Doch in den vergangenen Jahren ist es uns bei Besuchen in anderen Firmen bewusst geworden, wie gleichberechtigt wir sind“, erzählt Ralina Schröder. „Wir hatten schon immer eine gute Frauenquote, im Ingenieurbüro liegen wir bei annähernd 50 Prozent. Bei Kunden merken wir aber, dass das oft nicht so ist. Doch bei uns war das nie ein bewusster Plan, sondern es ging immer um die Qualifikation.“ Und Alexandra Nürnberger meint: „Ich finde es erstaunlich, dass man überhaupt noch darüber reden muss. Das ist schade. Doch die Statistiken sprechen für sich, und das ist erschreckend. Deshalb wollen wir auch als Role-Model fungieren. Und Mut machen.“