Im lichtdurchfluteten Firmensitz in der Bremer Bahnhofsvorstadt wirken selbst die spontanen Dinge orchestriert und fügen sich scheinbar nahtlos zusammen: der Paketbote, der eine neue Lieferung Basic-Shirts bringt, die wenige Stunden später bedruckt werden sollen; der Anrufer, der in zwei Tagen 200 bedruckte Pullover braucht; die junge Frau, die auf einmal in der Tür steht und noch mal über den geplanten T-Shirt-Druck sprechen möchte. Im Arbeitsleben von Hubert Fox, so scheint es, trifft alles genau dann ein, wenn es gebraucht wird. Als Bremer Textildruck bringt Fox zusammen mit einem Kollegen Firmenlogos auf T-Shirts, Abi-Mottos auf Kapuzenpullover, Vereinsnamen auf Trikots.
Der gebürtige Österreicher sitzt an seinem Schreibtisch mit genau der Ruhe und Präzision, die man den Österreichern nachsagt. Er erzählt von seinem Physik-Leistungskurs an der Schule, der Ausbildung zum Technischen Zeichner, dem Studium der Produktionstechnik in Bremen, der Dozententätigkeit an der Uni, davon, wie er sein erstes Siebdruck-Unternehmen aufgebaut und dann seiner ehemaligen Geschäfts- und Lebenspartnerin überlassen hat.
Und während all dessen übergeht Hubert Fox nicht einen einzigen der zahlreichen Anrufe auf seinem Handy, nicht eine Nachfrage seines Kollegen. Er wirkt dabei weder gestresst noch unhöflich. Es wirkt eher wie eine der fließenden Bewegungen, die der 59-Jährige als Jiu-Jitsu-Meister jahrelang trainiert hat.

Hubert Fox sagt heute: „Es ist meine Berufung.“ Dabei landete der gebürtige Österreicher zufällig im Geschäft.
Und auch wenn der Einstieg von Hubert Fox in den Textildruck rückblickend ebenfalls elegant wirkt, war es doch eher ein Hineinstolpern. Als ein Kunde bei seinem kleinen Bruder, Druckermeister im ehemaligen Pusdorf seines Zeichens, nach einem T-Shirt-Druck fragte, musste dieser absagen, weil er nur Papier bedruckt. Doch er erinnerte sich an seinen technisch begabten Bruder und fragte ihn: "Willst du das nicht machen?"
"Diese Frage hat mein Leben verändert", sagt Hubert Fox – nicht ironisch, nicht übertreibend, sondern mit vor Begeisterung strahlenden Augen. Zwar habe er anfangs keine Ahnung gehabt, wie das mit dem Textildruck funktioniere, doch er habe das einzige Buch in der Bibliothek zu dem Thema gefunden und sich den Bereich mehr und mehr erschlossen. Mit technischen Abläufen kannte er sich aus, nicht aber mit Farben und Textilien. Schnell habe er dann jedoch festgestellt: "Es ist meine Berufung." Eine Berufung, zu der sich Hubert Fox’ Haltung über die Jahre verändert hat.
Sein erstes Unternehmen war sehr groß geworden, als Fox es verließ. Seine Neugründung, der Bremer Textildruck, sollte da 2012 anders werden. Regionaler, nachhaltiger, persönlicher, vor allem aber kleiner, entspannter und ohne stetige Gewinnmaximierung. Anfangs unterstützte ihn sein Neffe bei der Produktion. Als der aber nach einer Ausbildung fragte, verwies Fox ihn an größere, breiter aufgestellte Unternehmen. Daraufhin schlug sich der Unternehmer, nur unterstützt durch eine Aushilfe, zwei Monate alleine durch – eine große Belastung, wie er heute erzählt.
Wer dann nachhakt, wie sein heutiger Mitarbeiter Michael Dähn ins Unternehmen gekommen ist, erntet ein warmes Lächeln von Hubert Fox und hört eine kleine Anekdote, eine weitere dieser besonderen, zwischenmenschlichen Begegnungen, die der Bremer immer wieder ins Gespräch einstreut.
Als der Arbeitsdruck nach dem Weggang seines Neffen zunahm, habe er "praktisch jeden angesprochen, der hier reinkam". Einer von ihnen: Dähns Vater. Der meldete sich einen Tag später, um seinen Sohn zu empfehlen, der unter der schweren Arbeit als Lagerist litt. Zwei Jahre ist es nun her, dass Michael Dähn über die Türschwelle des kleinen Produktionsbüros ging und ohne groß was sagen zu müssen eingestellt wurde. Heute kümmert er sich als Quereinsteiger um die Produktion, während Hubert Fox designt, gestaltet, telefoniert und von einer Aufgabe zur nächsten springt.
Sein Fokus liege nicht auf dem reinen Verkauf, sondern darauf, Probleme zu lösen, erklärt der 59-Jährige. Dafür stehen ihm rund 30 verschiedene Stoffqualitäten zur Verfügung sowie verschiedene Drucktechniken, die auch kombiniert werden können. "Jeder Auftrag ist so einzigartig wie ein Fingerabdruck." Da kommt die Naturschutzorganisation mit dem komplizierten T-Shirt-Druck über den Ärmel, quer von der Vorderseite bis zur Rückseite. Da kommen die Pfadfinder mit der ungewöhnlichen Gestaltungsidee. Da kommt der riesige, bullige Mann, der zu Tränen gerührt ist, weil er seine Oma mit einem liebevollen Spruch auf ihrem Pyjama überraschen kann. Fox schwärmt von solchen Geschichten und sagt heute über seinen Job: "Ich könnte mir nicht vorstellen, damit aufzuhören."
Soziale Umverteilung
Nicht jeder Auftrag lohnt sich für ihn finanziell. Während auf der einen Seite bekannte Unternehmen, die öffentliche Hand und große Vereine bis zu 1500 Shirts pro Auftrag abnehmen, erfüllt Fox auf der anderen Seite immer wieder kleine Einzelwünsche. Bei Bestellungen, die in Zusammenhang mit einer guten Sache stehen, lässt Fox auch mal die Rechnung im Karton weg. "Soziale Umverteilung" nennt er das. Die großen Aufträge würden dieses Sponsoring der besonderen Art ausgleichen.
Doch spätestens dann stellt sich die Frage: Wie kann der Bremer Textildruck mit den großen Anbietern aus dem Internet mithalten? Der Druckerei-Inhaber hat eine einfache Antwort: Die meisten denken, im Internet ist es immer am günstigsten. Aber das sei nicht der Fall. Im Gegenteil: Er könne für denselben Betrag nicht nur persönlich beraten und besser auf Sonderwünsche eingehen, sondern auch eine viel bessere Qualität liefern. Die Kosten bleiben gering, weil es keine Gewinnmaximierung und vor allem keinen "Wasserkopf" in seinem Unternehmen gebe. Im Zwei-Mann-Betrieb ist keine Hand überflüssig. Stattdessen wird effizient geplant. Einen Lagerraum gibt es nicht. Gelieferte Shirts kommen gleich unter die Druckpresse. 200 Pullover in zwei Tagen? Keine Ahnung, ob das klappt, sagt Hubert Fox und lacht. Die Lieferung der Rohlinge ist die Engstelle. Wenn die erst mal da sind, kann der Druck just in time losgehen.