Im Schütting haben am Donnerstag 29 angehende Schifffahrtskaufleute den erfolgreichen Abschluss ihrer Prüfung gefeiert. Ihre Ausbildung hat zweieinhalb Jahre gedauert. Die meisten der Azubis haben ihre Ausbildung bei der Reederei MSC gemacht. Als Bester von ihnen mit einem Prüfungsergebnis von 94 Punkten hat Max Rudolph eine besondere Auszeichnung erhalten, verbunden mit einem Geldpreis. Er arbeitet bei der Bremer Reederei Sloman Neptun. Dabei wollte er erst gar nicht in der maritimen Branche arbeiten: Nach dem Abitur hat Rudolph angefangen, auf Lehramt zu studieren, begann dann jedoch seine Ausbildung bei der Reederei. Dabei hat es den 27-Jährigen gepackt: „Die Schifffahrt fasziniert mich. Außerdem ist man in dem Job international tätig.“ Zudem mache es Spaß, wenn man im Team arbeiten und von der langjährigen Erfahrung der Kollegen profitieren könne.
Doch Rudolphs Ausbildung geht weiter. Ab März will er als nautischer Offiziersanwärter voraussichtlich auf einem Öl-Produktentanker von Sloman Neptun mitfahren. Das wäre völlig im Sinne von Dirk Rogge, der zu einem der Redner gehörte. Der Geschäftsführer der D. Oltmann Reederei beglückwünschte die Absolventen als Vorstandsmitglied des Bremer Rhedervereins und sagte: „Die Bremer Schifffahrtskaufleute genießen überall in der Welt einen guten Ruf. Tragen Sie als Markenbotschafter ihren Beruf in die Welt.“
Rogge wies in seiner Rede außerdem darauf hin, womit sich die angehenden Schifffahrtskaufleute auseinandersetzen müssen. Da ist zum einen die Vorschrift, dass ab 2020 der Schwefelgehalt im Treibstoff von Schiffen nur noch 0,5 Prozent betragen darf. Zum anderen will die International Maritime Organization (IMO) bis 2050 den CO2-Ausstoß der Schiffe halbieren. „Das sind Dinge, die in ihrem Job auf sie zukommen werden“, fügte Rogge hinzu.
Der Wunsch nach mehr Azubis
Was für die Unternehmen in der Schifffahrtsbranche auch immer mehr zum Problem werde, sei, dass sie für ihre Ausbildungsplätze mit sinkenden Bewerberzahlen zu kämpfen haben. Momentan gibt es für die angehenden Schifffahrtskaufleute zwei Klassen in der Berufsschule. Katja Ollmann, Direktorin der Berufsschule für den Großhandel, Außenhandel und Verkehr, sagte: „Bis 2009 waren wir dreizügig. Bei genug Azubis könnten wir aber sofort wieder zur Dreizügigkeit zurückkehren.“
Kontakt zu ehemaligem Azubis gibt es laut Klassenlehrerin Nicole Wessels direkt und indirekt: „Entweder sind sie inzwischen selbst Ausbilder in den Betrieben, oder wenn ein Azubi eine Entschuldigung aus dem Betrieb mitbringt, ist die unterschrieben von jemandem, der auch bei uns gelernt hat.“ Die Klassen bestanden aus 32 Berufsschülern. Drei haben ihre Prüfung nicht geschafft, erhalten aber eine zweite Chance. Von den fertigen Azubis werden die meisten in ihren Betrieben weiterarbeiten, einige werden studieren.
Ausbildungsbeauftragte gehen von Bord
Für die ehrenamtlichen Ausbildungsbeauftragten Achim Bock und Ronald Kutscher bedeutete dieser Nachmittag auch ein Stück Abschied. Denn nach 20 Jahren geben sie dieses Amt ab, das sie immer gern gemacht haben. Bock verabschiedet sich gleichzeitig als Bremer Büroleiter der chinesischen Cosco-Reederei. Da wollte auch Ronald Kutscher aufhören, den eine langjährige Freundschaft mit Bock verbindet. Er ist schon im Ruhestand, arbeitet aber immer noch etwas für das Bremer Unternehmen Peter W. Lampke (PWL).
Übrigens hatten 2005 Bock und Kutscher die feierliche Azubi-Verabschiedung im Schütting mit ins Leben gerufen. Getragen wird sie jedes Jahr vom Bremer Rhederverein, vom Verband Hamburger und Bremer Schiffsmakler und von der Schiffsmaklervereinigung für Küsten- und Seeschiffsbefrachter. Für die angehenden Schiffahrtskaufleute gab es am Ende noch ein gemeinsames Foto vor dem Schütting - natürlich so, dass auf dem Foto über ihnen der alte Wahlspruch zu sehen ist, der vor ihnen schon für Generationen von Bremer Kaufleuten galt: „Buten un binnen - wagen un winnen.“ Bock gab den jungen Leuten aber noch mit auf den Weg, dass der Spruch dem Bremer Bürgermeister Otto Gildemeister zugeschrieben wird. Für sie wird es von jetzt an in ihrem Beruf auch heißen: „Buten un binnen - wagen un winnen.“