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Digitale Medienkompetenz Wie sich Desinformationen erkennen lassen

Nicht erst seit der Corona-Pandemie ist klar: Man soll nicht alles glauben, was im Netz steht. Fünf Tipps für die nächste Internetrecherche.
08.09.2022, 05:00 Uhr
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Wie sich Desinformationen erkennen lassen
Von Eva Hornauer

Viele Menschen informieren sich online – auch über den russischen Angriffskrieg in der Ukraine. In einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom gaben 75 Prozent der Befragten an, dass das Internet ihrer Hauptinformationsquelle zum Kriegsgeschehen ist. Bei den jüngeren Teilnehmerinnen und Teilnehmern ist das sogar noch ausgeprägter: 89 Prozent der 16- bis 29-Jährigen, 87 Prozent der 30- bis 49-Jährigen und 88 Prozent der 50- bis 64-Jährigen lesen Informationen über den Krieg im Netz. „Das Internet ist für die meisten Menschen der wichtigste Zugang zu Informationen über die weltpolitische Lage und das Zeitgeschehen“, sagt Bernhard Rohleder, Hauptgeschäftsführer des Digitalverbands.

Auf was muss man achten, wenn man sich im Internet informiert?

Die schnelle Informationsbeschaffung und die rasante Verbreitung von Nachrichten durch das Internet haben aber nicht nur Sonnenseiten – das ist nicht erst seit Beginn der Corona-Pandemie klar. Um in Zeiten von gezielten Desinformationskampagnen trotzdem verlässliche Informationen aus dem World Wide Web herausfiltern zu können, empfiehlt der Medienwissenschaftler Philip Sinner von der Universität Bremen, folgende Tipps zu beherzigen:

  1. Informationen kritisch betrachten.
  2. Mehrere Informationsquellen nutzen.
  3. Hinterfragen, wer und warum jemand zu einem bestimmten Thema zitiert wird.
  4. Passen die Aussagen, die eine Person in einem Interview tätigt, zu der Person?
  5. Wie ist die Bildqualität und Tonqualität bei Videoaufnahmen?

Die ersten beiden Tipps kann man auch unter dem Stichwort Quellenkritik zusammenfassen. Eine kritische Auseinandersetzung mit den Informationsquellen sei aber auch jenseits des Internets, in Print, TV oder Radio wichtig, sagt Sinner. Mehrere Quellen zu nutzen, habe auch den Vorteil, dass man die darin enthaltenen Informationen zu einem Thema miteinander vergleichen könne. „Stellt man dann fest, dass mehrere der ausgewählten Medien zu einem Thema ähnliches berichten, ist das dann ein gutes Zeichen dafür, dass die Information richtig sein kann.“

Mit Tipp drei und vier wird hinterfragt, wer in einem Beitrag zu Wort kommt und ob die getätigten Aussagen zur Person passen. Ein Beispiel für den vierten Tipp war das angebliche Videotelefonat, das die Berliner Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) mit dem angeblichen Vitali Klitschko, dem Kiewer Bürgermeister, geführt hat. Dessen Aussagen passten nicht zu seiner Person. Später kam heraus, dass der Klitschko, der auf Giffeys Rechner mit ihr sprach, ein sogenannter Deep Fake war, also echt wirkte, aber gefälscht war. Der fünfte Tipp bezieht sich speziell auf Videos. Ist die Bildqualität sehr schlecht, erkennt man ohne einen erklärenden Text vielleicht nicht einmal, was dort passieren soll, kann das ein Warnhinweis sein. Auch übermäßige Schnitte und eine zum Video nicht synchron verlaufende Tonspur können dafür sprechen, dass etwas mit dem Beitrag nicht stimmt.

Wie lassen sich Desinformationen erkennen?

Desinformationen lassen sich unter anderem mit den beschriebenen Tipps entlarven. Ist man nach der kritischen Auseinandersetzung mit dem Beitrag immer noch unschlüssig, ob die darin enthaltenen Informationen stimmen, lohnt ein Blick in das Impressum der Informationsquelle. Dort kann man überprüfen, ob die Angaben zum Medium passen.

Was ist, wenn Fake News scheinbar von seriösen Medien kommen?

Über Desinformationskampagnen wurde in den letzten Jahren immer wieder aufgeklärt. Das die dahintersteckenden Personen und Organisationen auch dazulernen, konnte man im vergangenen Monat erkennen. Im August wurde bekannt, dass sogenannte Klone von bekannten Medienmarken, wie Bild, Welt, T-online oder Spiegel täuschend echt nachgebaut wurden, um über diese Seiten dann gezielt Falschnachrichten zu verbreiten.

Hat man den Verdacht, einen solchen Klon vor sich zu haben, sollte man sich die Seite einmal ganz genau ansehen, sagt Sinner. „Ich würde erst mal schauen, ob die internen Links auf der Seite funktionieren und ob das Impressum zu der Medienmarke passt, die ich hier angeblich vor mir habe. Habe ich etwa den Verdacht, dass ich auf einer geklonten Seite vom WESER-KURIER gelandet bin, kann ich zunächst versuchen, ob ich das Archiv oder die Autorenprofile anklicken kann und da dann auch auf den richtigen Seiten lande."

Zur Person

Philip Sinner

ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Bremen und Postdoktorand am Zentrum für Medien-, Kommunikations- und Informationsforschung. Seine Forschungsschwerpunkte sind audiovisuelle und Online-Kommunikation, aktiver Mediengebrauch, spezifische Nutzungsmilieus und Mediensozialisation, Medien- und Informationsrepertoires.

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