Noch im Juni hat sich Levent aus Huchting nach einer Ausbildung umgeschaut, irgendetwas mit Anlagentechnik sollte es sein. Mit einem Freund besuchte er eines der sogenannten Pop-up-Formate der Handwerkskammer und informierte sich über die noch offenen Ausbildungsplätze. Nun, knapp fünf Monate später, hat der 16-Jährige bei Omland Lichtenau Elektrotechnik, kurz Omlitec, in Stuhrbaum eine Ausbildung zum Elektroniker Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik begonnen. Am Mittwochmorgen gehörte er zu den mehr als 170 Azubis, die an der Berufsschule für Metall- und Elektrotechnik am Schulzentrum Vegesack begrüßt wurden – eine hohe Zahl junger Menschen, die später zum Beispiel mit Wärmepumpen oder Fotovoltaikanlagen arbeiten werden.
"Wir haben in diesem Jahr etwa 30 Prozent mehr Elektroazubis als im vergangenen Jahr", sagte der Obermeister der Bremer Elektroinnung, Thomas Gnutzmann. Aus diesem Zuwachs könne nach seinen Angaben gedeutet werden, dass bei den Jugendlichen angekommen sei, wie wichtig die Handwerksberufe in den Bereichen Elektro sowie Sanitär, Heizung und Klima geworden seien. Selbst am Mittwoch wurden noch zehn Azubis für die Berufsschule nachgemeldet.
"Ihr seid die Problemlöser"
Frank Marshall, Abteilungsleiter Duale Ausbildung am Schulzentrum Vegesack, begrüßte die Azubis. "Ihr seid die Problemlöser von morgen, und ohne euch ist die Energiewende nicht möglich", sagte er. Die Branche schaue zuversichtlich in die Zukunft. "Euch kann keine Künstliche Intelligenz ersetzen."
Steffen Röhrs, Geschäftsführender Gesellschafter bei der Uwe Röhrs GmbH, machte mit seiner Zukunftsperspektive den Azubis Mut, nahm sie aber auch in die Pflicht: "Ihr seid für euch selbst verantwortlich. Gebt also nicht anderen die Schuld, wenn mal etwas nicht klappt." Und er erinnerte sich an die Zeit seiner Ausbildung, in der es sicher auch ein oder zwei Tage im Jahr gegeben habe, an denen ihm die Lust gefehlt habe. Doch auch an solchen Tagen gelte es, sich am Riemen zu reißen: "Wenn man abends mal gut feiert, kann man auch ebenso gut morgens aufstehen und eine gute Arbeit machen."
"Seid pünktlich"
Zum Schluss war es Frank Marshall, der als Berufsschullehrer an die Tugenden erinnerte: "Seid pünktlich. Und wenn ihr mal verspätet oder krank seid, ruft euren Betrieb an. Denn eure Schulzeit gilt als Arbeitszeit. Wer zu oft zu spät kommt, da geht dann die Nachricht an den Betrieb." Gleichzeitig zeigte er auf, wie viele Chancen die Ausbildung für diejenigen bietet, die danach den Weg noch weitergehen möchten – sei es mit der Meisterprüfung oder dem Studium an einer Fachhochschule.
Unter den Auszubildenden sind auch einige junge Frauen. Zu ihnen gehört die 22-jährige Chiara, die damit zu den älteren Azubis zählt. "Ich mache für mein Ingenieurstudium die Elektroausbildung", sagt sie. Chiara ist bei dem Gebäude- und Technikdienstleister Spie EPH in Bremen angestellt. Zwei junge Menschen absolvieren den neuen Dual-Studiengang Sanitär Heizung Klima (SHK), an dem auch das SZ Vegesack beteiligt ist.
An diesem Donnerstag ziehen die Arbeitsagentur, die Handwerkskammer und die Handelskammer Bilanz zum Ausbildungsjahr. Handwerkskammer-Hauptgeschäftsführer Andreas Meyer freut sich, dass mit Levent mindestens einer unter den Azubis ist, der mit dem Pop-up eines der neuen Stellenformate ausgetestet hat. "Das zeigt auf, wie enorm wichtig persönliche Gespräche und Eindrücke für Jugendliche bei der Berufswahl sind", sagte er. Aus seiner Sicht funktioniert die Berufsorientierung in Bremen vergleichsweise gut. "Sie sollte aber weiter ausgebaut werden.“