Ebenso bieten die Online-Börsen der Handelskammer sowie der Handwerkskammer noch viele freie Stellen an.
Auch immer mehr Bremer Traditionsunternehmen haben Probleme bei der Kandidatensuche – wie zum Beispiel der Sanitärbetrieb Peinemann und Söhne in Bremen-Hemelingen. Er sucht zwei Auszubildende für den Beruf des Anlagenmechanikers für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. Carsten Heinze, der sich im Unternehmen um die Ausbildung kümmert, weiß, weshalb das für viele unattraktiv ist: „Verglichen mit anderen Berufen gibt es keine wirklich geregelten Arbeitszeiten, bei uns macht man sich dreckig, und das Gehalt spielt natürlich auch eine Rolle.“
Heinze ergänzt: „Wer bei uns Praktikum macht und sich trotz nicht so guter Noten bewährt, den nehmen wir. Auch bei der Berufsschule unterstützen wir, damit unsere Auszubildenden die Prüfung bestehen.“ Gleichzeitig sieht Heinze aber: „Vielen fehlt es leider bei der Mathematik. Die lernen da heute in der Schule ganz andere Sachen, die sie später für die Arbeit gar nicht brauchen.“
Das bestätigt auch die Geschäftsführerin der Bremer Handwerkskammer, Martina Jungclaus: „Viele Schulabgänger verfügen mittlerweile nicht mehr über die grundsätzlichen Voraussetzungen für eine Lehre. Das betrifft zum einen die Sicherheit im Rechnen, Schreiben und Lesen, zum anderen auch sogenannte Soft Skills wie Zuverlässigkeit oder ein höflicher Umgang mit Kunden.“
Beliebte Berufe stehen ohne Azubis dar
Selbst bei Ausbildungsberufen, bei denen es früher genug Bewerber gab, werde es schwieriger. So sucht das Autohaus Jonny Hilker in Horn-Lehe immer noch zwei angehende Kfz-Mechatroniker. Der Elektro-Betrieb Preusse bietet noch zwei Elektroniker-Ausbildungsplätze an. „Dort wird ein besonders gutes Verständnis in Fächern wie Mathematik und Physik benötigt“, ergänzt Jungclaus, „wenn die Kandidaten sich für Abitur und Studium entscheiden, wird es auch in den beliebteren Berufen eng.“
Den Hauptgrund für den Nachwuchsmangel sieht die Handwerkskammer bei der insgesamt sinkenden Zahl von Schulabgängern in Deutschland. In den letzten zehn Jahren ist die Zahl der Abgänger aus Haupt- und Realschulen bundesweit um 150.000 geschrumpft. Gleichzeitig steigt der Anteil von Schülern, die das Abitur und ein Studium anstreben.
Um das Problem anzugehen, hat die Handwerkskammer neue Formate gestartet. So gibt es eine Handwerksshow, die an verschiedenen Orten stattfindet. Sie wendet sich unterhaltsam an die jüngere Generation. Zentrale Botschaft sei, dass bei vielen Betrieben der Umgang mit spannender Technik zum Alltag gehöre, zum Beispiel 3D-Druck beim Zahntechniker oder Flugroboter und Wärmekameras beim Dachdecker. In puncto Gehalt argumentiert Kammer-Hauptgeschäftsführerin Jungclaus: „Viele wissen nicht, dass ein Handwerksmeister beim Einkommen im Durchschnitt auf Augenhöhe mit Akademikern liegt.“
Bekannte Unternehmen haben einen Vorteil
Bei den Bewerberzahlen spielt auch der Bekanntheitsgrad des Unternehmens eine Rolle. So stellt es zumindest Björn Reichenbach, Referent für Aus- und Weiterbildung bei der Handelskammer Bremen, fest: „Die Unternehmen, von denen man die Produkte kennt, haben einen Marktvorteil. Diese erhalten eine höhere Anzahl an Bewerbungen. Dagegen haben es Zulieferbetriebe, die mit ihrem Namen nicht so in der Öffentlichkeit stehen, schwieriger.“
Reichenbach ermuntert: „Jetzt ist eine gute Zeit, sich umzusehen. Hilfreich ist auch unser Ausbildungsbüro der Handelskammer – gerade, wenn jemand schon länger auf der Suche ist.“ Er beobachtet, dass die Zahl der Verträge zunehme, die noch vor Ausbildungsbeginn aufgelöst werden: „Einige entscheiden sich doch für ein Studium, haben aber den Vertrag zuvor relativ früh geschlossen.“
Wer sich von schwindenden Schülerzahlen nicht entmutigen lässt, ist der Bremer Carsharing-Anbieter Cambio. „Nach einigen Jahren Pause wollen wir wieder jemanden zum Bürokaufmann oder zur Bürokauffrau ausbilden “, sagt Cambio-Mitarbeiterin Jutta Kirsch. Gefordert sind Realschulabschluss, gute Rechtschreibung und keine Scheu bei der Kommunikation mit Menschen.