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Stillgelegte Strecken trotz Potenzial Mehr Menschen auf die Schiene bringen

Zwei Verkehrsbände haben fast 200 stillgelegte Strecken im Schienenverkehr ausfindig gemacht, die sich ohne großen Aufwand wieder in Betrieb nehmen ließen.
20.05.2019, 20:53 Uhr
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Von Johanna Uchtmann

Vielen vom Schienenverkehr abgehängten Regionen dürfte diese Deutschlandkarte Hoffnung machen: Zwei Verkehrsverbände haben darauf die 186 stillgelegten Schienenabschnitte eingezeichnet, die aus ihrer Sicht wieder in Betrieb gehen sollten.

Zusammen sind das bundesweit mehr als 3000 Kilometer Gleise, die den gebeutelten Personennahverkehr der Bahn verbessern könnten, wenn sie wieder befahrbar wären. Das behaupten der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) und Allianz pro Schiene, die am Montag ihre Ergebnisse in Berlin vorgestellt haben.

Es gebe zahlreiche Lücken im deutschen Schienennetz – manche einen, andere mehrere Dutzend Kilometer lang. Nicht alle ehemaligen Schienenwege ließen sich wieder in Betrieb nehmen, viele aber schon, und zwar ohne allzu großen Aufwand. Die meisten davon sind für den Personenverkehr gedacht. Aber auch Güterverkehrsstrecken sind dabei.

Nicht mehr genutzte Bahnstrecken wieder in Betrieb zu nehmen, könnte ein Schritt zur Umsetzung des Projekts „Deutschlandtakt“ sein, mit dem das Bundesverkehrsministerium die Schiene stärken will.

Das Zugfahren soll so pünktlicher und schneller werden, das Erreichen der Anschlüsse direkter und verlässlicher. Steigende Fahrgastzahlen und immer neue Passagierrekorde bringen das System an seine Grenzen. 3000 neue Kilometer würden das gesamte deutsche Schienennetz um rund acht Prozent aufstocken, wie der VDV berechnet hat.

Zwischen 1994 und 2019 sind laut Allianz pro Schiene bereits gut 800 Kilometer für den Personen- und fast 400 Kilometer für den Güterverkehr wieder in Betrieb gegangen, nachdem sie einmal aus dem Netz entfernt worden waren. Aber zugleich wurde deutlich mehr Strecke – rund 3600 Kilometer – stillgelegt.

Auf einigen Strecken liegen noch die Schienen, es wuchert nur etwas Unkraut, manchmal fahren dort sogar noch Güterzüge. Andere ehemalige Bahnstrecken haben nicht mal mehr Reste von Schienen, sondern sind inzwischen zu Radwegen umgebaut. „Der Vorteil von Streckenreaktivierungen ist, dass sie deutlich schneller die Bahn wieder zurück zu den Menschen bringen können und auch zu den Unternehmen, als dies beim Neubau der Fall ist“, sagte Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene.

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Wie viel von einem Schienenweg noch übrig sei, entscheide darüber, wie schnell und kostengünstig er sich wieder in Betrieb nehmen lasse, sagte Frank Zerban, Hauptgeschäftsführer der Bundesarbeitsgemeinschaft der Aufgabenträger des Schienenpersonennahverkehrs (SPNV). Und was heißt schnell? Bei solchen Bauprojekten wäre ein Jahr sehr schnell. Je nachdem, was von den Schienen, Verkehrssignalen und Bahnhöfen einer Strecke noch übrig ist, kann es aber auch mal fünf bis zehn Jahre dauern.

Viele der zur Wiederinbetriebnahme empfohlenen Strecken sind kleine Verbindungsstücke, die eine Lücke in einer langen Regionalstrecke schließen würden. Zerban hält Reaktivierungen, dort wo es das Potenzial gebe, für „ausgesprochen sinnvoll“.

Zwar helfe so eine frische Übersicht potenzieller Wiedereröffnungen, aber: „Man muss unterscheiden zwischen Potenzial und Wirtschaftlichkeit.“ Und viele alte Strecken könnten diese nötige Wirtschaftlichkeit seiner Erfahrung nach nicht erreichen. „Dann ist es üblicherweise so, dass aus einem relativ großen Portfolio an potenziell interessanten Strecken eine am Ende doch dann eher überschaubare Zahl übrig bleibt.“

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