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Mevis AG mit neuer Führung und neuer Strategie

Bremen. Auf der Hauptversammlung im letzten Jahr war es nach massiven Einbrüchen des Aktienkurses hoch hergegangen. In diesem Jahr meldeten sich nur wenige der knapp 60 Aktionäre des Bremer Medizin-Softwareunternehmens Mevis Medical Solutions AG zu Wort, nachdem der Vorstand das Jahresergebnis vorgetragen und seine neue Strategie erläutert hatte.
13.06.2012, 05:00 Uhr
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Von Annemarie Struss-v.poellnitz

Bremen. Auf der Hauptversammlung im letzten Jahr war es nach massiven Einbrüchen des Aktienkurses hoch hergegangen. In diesem Jahr meldeten sich nur wenige der knapp 60 Aktionäre des Bremer Medizin-Softwareunternehmens Mevis Medical Solutions AG zu Wort, nachdem der Vorstand das Jahresergebnis vorgetragen und seine neue Strategie erläutert hatte.

"Beim Börsengang vor fünf Jahren waren wir begeistert. In den letzten fünf Jahren haben wir leiden gelernt", fasste ein Aktionär zusammen. Das Unternehmen war Ende 2007 mit einem Kurs von 55 Euro im Prime Standard der Deutschen Börse gestartet. Zeitweise war die Aktie im letzten Jahr keine vier Euro mehr wert. Gestern stand das Papier bei 6,05 Euro – immerhin: Der Boden scheint erreicht, es geht langsam wieder aufwärts, hofft zum Beispiel OHB-Chef Manfred Fuchs, Aktionär der ersten Stunde.

Richten soll es der neue Vorstandsvorsitzende Marcus Kirchhoff. Der 42-Jährige hat am 1. März die Nachfolge von Carl Evertsz angetreten, dem Mitgründer und langjährigen Vorstandsvorsitzenden von Mevis. Evertsz war Wissenschaftler, Kirchhoff ist Kaufmann, der Betriebswirtschaft mit Schwerpunkt Rechnungswesen und Controlling studiert hat. Bevor der gebürtige Bielefelder nach Bremen wechselte, hatte er zehn Jahre lang für den US-Technologie-Giganten General Electric (GE) gearbeitet. Dort war er für medizinische Informatik zuständig, in genau den Feldern, in denen Mevis Geld verdienen will.

Was reizt jemanden daran, einen der größten Technologiekonzerne der Welt zu verlassen, um bei einem kleinen Mittelständler in Bremen anzufangen, der zudem gerade ziemlich in der Klemme sitzt? Kirchhoff spricht von der "beeindruckenden Geschichte" des Unternehmens, das 1995 unter der Ägide des charismatischen Mathematikers Heinz-Otto Peitgen von einem Universitätsinstitut zu einem Wirtschaftsunternehmen mit hohem wissenschaftlichen Anspruch geworden ist. Dennoch: Aus Idealismus macht niemand einen solchen Schritt. Er werde sich finanziell nicht verschlechtern, räumt Kirchhoff auf Nachfrage ein – vorausgesetzt, ihm gelingt die Trendwende, denn ein Teil des Gehalts hängt vom Erfolg des Unternehmens ab.

Er halte Mevis für unterbewertet, sagt Kirchhoff. Das Unternehmen habe Potenzial für mehr als sechs Euro. Auf eine Zahl wollte er sich nicht festlegen. Auch seine Präsentation auf der Hauptversammlung blieb einigen Aktionären zu sehr im Ungefähren. Kirchhoff legte wohl bewusst die Latte tiefer, um nicht wie seine Vorgänger zu hohe Erwartungen zu wecken. Die Kernpunkte der neuen Strategie: Mevis wird vorerst nicht in neue Produkte investieren, sondern die vorhandene Substanz besser vermarkten. Das Unternehmen hat Software entwickelt, mit der Mediziner Röntgen- oder Computerbilder zum Beispiel von inneren Organen wie Leber und Lunge besser analysieren und Tumore etwa der Brust oder der Prostata besser erkennen können. Von der Entwicklung bis zur Marktfähigkeit vergehen in der Regel vier Jahre, in denen viel investiert und wenig verdient wird.

Deshalb will Kirchhoff die bestehenden Angebote und Dienstleistungen wie Ferndiagnose (Distant Services) verstärkt über das Internet vermarkten, als Häppchenkost. Verkauft wird nicht mehr ein Gesamtpaket, Mediziner sollen genau die Anwendung herunterladen können, die sie gerade brauchen, und pro Zugriff bezahlen. So soll schneller Geld hereinkommen. Kirchhoff sieht hier eine Marktlücke, die von den Großen der Branche wie Siemens oder GE noch nicht besetzt wird.

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