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Michael Otto zu Gast in Bremen Klimawende: "Behörden müssen schneller werden"

Mit dem Versandgeschäft kennt sich der Hamburger Unternehmer Michael Otto aus. Beim Bremer Unternehmerforum forderte er mehr Geschwindigkeit von den Behörden – sonst dauere es ewig mit der Klimawende.
29.08.2023, 20:07 Uhr
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Klimawende:
Von Florian Schwiegershausen

Die Behörden von Bund und Ländern müssen wesentlich schneller werden, um in Deutschland die Klimawende voranzubringen. Das hat der Hamburger Unternehmer Michael Otto am Dienstag auf dem Bremer Unternehmerforum im Park-Hotel gefordert. "Momentan braucht es bei der Autobahn GmbH acht bis zehn Wochen, bis da ein Schwertransport genehmigt ist, der die Flügel einer Windanlage transportiert. In Dänemark haben Sie die Genehmigung nach einer Woche", sagte Otto, der mit seinen 80 Jahren Aufsichtsratsvorsitzender der Otto Group ist. Der Unternehmer zeigte auf, dass es dafür in den Behörden wesentlich mehr Beschäftigte brauche, um die Genehmigungsverfahren schneller voranzubringen. "Jedes Bundesland darf da nicht sein eigenes Brot backen", ergänzte Otto, "es braucht eine wesentlich bessere Vernetzung."

Unternehmer Michael Otto für einen Industriestrompreis

Otto sprach sich am Abend für einen Industriestrompreis aus, "spätestens bis zu dem Zeitpunkt, bei dem in Deutschland der Strom zu mindestens 80 Prozent aus alternativen Quellen kommt. Dann wird er automatisch günstiger." Denn sonst würden zu viele Unternehmen ihre Investitionen ins Ausland verlagern, wo der Strom günstiger sei, zum Beispiel in die USA. Dort koste der Strom die Unternehmen momentan vier Cent pro Kilowattstunde. Rückendeckung für seine Forderung erhielt Otto von Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) in dessen Grußwort an die mehr als 100 Gäste.

Im Hinblick auf die digitale Transformation in Unternehmen forderte Otto eine andere Fehlerkultur: "Das erfordert auch ein Umdenken bei den Firmenchefs, die selbst über Jahre eine Null-Fehler-Kultur gefordert hatten." Es brauche seine Zeit, womöglich Jahre, um von diesem Denken wegzukommen. Von seinem eigenen Unternehmen, das schon Anfang der 1990er-Jahre mit dem elektronischen Versandhandel begann, berichtet er, dass es dort regelmäßig "Fuck-up-Nights" gibt, in denen alle vom Azubi bis zum Vorstand von ihren Fehlern berichten, die sie mal gemacht haben – damit alle aus diesen Fehlern lernen.

Auch er selbst habe viele Fehler in seinem Berufsleben gemacht, sagte Otto und nannte als ein Beispiel: "Nachdem wir in den 1980er-Jahren mehrere Versandunternehmen in Schieflage übernommen und zum Erfolg zurückgeführt hatten, wurden wir übermütig und übernahmen ein italienisches Versandhaus." Damit sei die Otto Group richtig auf die Nase gefallen. "Wir glaubten, mit unserer deutschen Mentalität ein italienisches Unternehmen zu entwickeln", erinnerte sich Michael Otto und ergänzte: "Es braucht dazu die Kulturkompetenz von vor Ort." Aus dieser Erfahrung habe man gelernt. Seitdem würde bei den ausländischen Unternehmen der Gruppe für das operative Geschäft und im Marketing nur Manager aus dem entsprechenden Land eingesetzt.

"Kunden wollen nichts für Nachhaltigkeit zahlen"

Was das Thema Nachhaltigkeit angeht, stellt Otto aus Umfragen im eigenen Unternehmen fest: "Die Kunden haben inzwischen mehr Verständnis für Nachhaltigkeit und verlangen danach, wollen dafür aber nichts bezahlen." Dennoch versuche sein Konzern, den CO2-Ausstoß zu minimieren, indem bei den Schiffstransporten auf Kraftstoffe aus Biomüll gesetzt werde. Der Versandhändler Hermes, der Teil der Gruppe ist, soll außerdem bis 2025 in 80 Städten in Deutschland klimaneutral ausliefern. Dies seien wiederum wichtige Schritte, um in Zukunft auch die besten Mitarbeiter für das Unternehmen gewinnen zu können: "Für die spielt es eine Rolle, wie ein Unternehmen in diesem Bereich agiert", stellte Otto fest. Zum Ende der Veranstaltung gab Otto den Gästen mit auf den Weg: "Bleiben Sie neugierig." Bei ihm selbst klang es so, als wolle er den Vorsitz des Aufsichtsrats noch eine Weile weiterführen.

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