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Mieter gesucht Bremer Einkaufszentren leiden unter Leerstand

Der Leerstand in den Geschäften geht auch an Bremens Einkaufscentern nicht vorbei. Wie diese dagegen angehen, und warum nicht der nächstbeste in einen leeren Laden einziehen soll.
21.10.2023, 05:00 Uhr
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Bremer Einkaufszentren leiden unter Leerstand
Von Florian Schwiegershausen

In fast jedem Bremer Einkaufscenter stehen Geschäfte leer. Während in der Gröpelinger Waterfront 14 Ladenlokale derzeit nicht vermietet sind, sind es im Roland-Center in Huchting zwölf Geschäfte. Kirsten Jackenkroll, Centermanagerin der Waterfront, sagt: „Es gibt bundesweit eigentlich kaum ein Einkaufszentrum ohne einen Leerstand.“ Die Gründe sind unterschiedlich. So stehen in Gröpelingen Läden der Schuhkette Görtz sowie des Modehändlers Orsay leer. Beide Unternehmen gingen insolvent, andere gaben auf.

In die leer stehenden Geschäfte soll laut Jackenkroll nicht der nächstbeste Mieter einziehen: „Das muss schon vom Gesamtkonzept her passen.“ Diese Prämisse stehe über allem. Hätte die Waterfront drei Bäcker, würde ein vierter keinen Sinn machen. Am besten sei ein Sortiment, das es vorher noch nicht gab. So wurde aus einem Süßigkeitenladen, der ursprünglich als „Pop-up-Store“ gedacht war, schließlich eine Vermietung auf Dauer.

Andere Mieter sind gefragt

Lisa Knopf, Forscherin beim Kölner EHI Retail Institute, stellt fest: „Vielen Shoppingcentern fällt die große Fläche vor die Füße. Da sind dann die Besitzer gefragt, wie sie dem begegnen und für Belebung sorgen können.“ Die Managements seien gut beraten, bei der Wahl der Mieter breiter zu denken. Das könnten zum Beispiel Fitnessstudios sein. Ein anderes Beispiel: „Wir haben ein Beispiel, wo eine Hochschule in ein Einkaufscenter eingezogen ist. Das kann durchaus für Belebung sorgen“, schildert Knopf. Im mittelfränkischen Ansbach übernahm eine Hochschule vom Einkaufscenter eine 5000 Quadratmeter große frei stehende Fläche. Dort war zuvor ein Real-Markt untergebracht.

Ein weiterer Aspekt: Ältere Einkaufscenter erscheinen aus heutiger Sicht unterschiedlich attraktiv. So ging es laut EHI beim Bremer Roland-Center, das im vergangenen Jahr 50-jähriges Bestehen feierte, eher darum, trockenen Fußes die Läden zu erreichen und weniger um großzügigen Lichteinfall, wie es bei heutigen Konzeptionen der Fall wäre.

Konsumverhalten hat sich verändert

Sowohl das Roland-Center als auch Waterfront gehören zum größten deutschen Einkaufszentrumsbetreiber, der ECE in Hamburg. Dass es bundesweit in den Objekten etwas mehr freie Flächen in Centern gibt, ist laut Sprecher Lukas Nemela in erster Linie Folge des veränderten Konsumverhaltens im Handel. Online-Handel und Corona hätten diesen Effekt verstärkt: „Diese Veränderungen stellen die Händler vor unterschiedliche Herausforderungen, mit denen ein Teil von ihnen besser, ein anderer Teil schlechter zurechtkommt. Gerade Shoppingcenter haben bei dieser Entwicklung den Vorteil, dass sie sich an diesen permanenten Strukturwandel und die sich stetig verändernden Kundenwünsche besonders gut anpassen können, da sie als Immobilien besonders flexibel und anpassungsfähig sind.“ Sie müssten sich immer neu erfinden. So habe die ECE in ihren Centern im ersten Halbjahr 2023 die Vermietungsleistung um ein Drittel gegenüber dem Vorjahr gesteigert. Dies setze sich auch im zweiten Halbjahr fort.

Den Wandel vom Einkaufen zum Erlebnis vollzieht seit Jahren Dodenhof. Sprecherin Michaela Strube sagt: „Um heute Besucher zu begeistern, reicht es sicherlich nicht mehr, ein schönes Center mit einem bunten Mietermix zu präsentieren. Uns gelingt es natürlich über die tiefe Verwurzelung mit und in der Region sehr gut, Emotionen zu wecken.“ Ein Weihnachtsmarkt mit Eislaufbahn sowie das Mitternachtsshopping sollen zum Einkaufserlebnis beitragen. Leerstand hatte Dodenhof zuletzt beim ehemaligen Decathlon-Ableger zu beklagen. Der ist überwunden. Dort zieht bald das Spielzeuggeschäft Smyths Toys ein.

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Leerstand vermeide man auch, indem man mit den Mietpartnern rechtzeitig in den Austausch gehe. „Wir sprechen mindestens zwei Jahre vor Ablauf einer Mietvertragslaufzeit über die weitere partnerschaftliche Zusammenarbeit. Und wir stimmen gemeinsam die Lage und die Größe der Mietfläche sowie die Weiterentwicklung eines Konzeptes ab.“ Bei der Konkurrenz, dem Weserpark, hat derzeit nur ein Geschäft vorübergehend geschlossen, in zwei andere ziehen demnächst wieder Mieter ein. Größeren Leerstand gibt es nicht.

In der Waterfront werden Kunden nicht – anders als an mancher Ecke der Bremer Innenstadt – mit leeren Fensterscheiben konfrontiert. Die Eingänge werden bunt verkleidet. Kirsten Jackenkroll sagt: „Der Kunde soll im Vorbeigehen bestenfalls den Leerstand gar nicht merken.“ Das lassen sich die Einkaufscenter etwas kosten. „1000 Euro müssen Sie schon für die Klebefolie rechnen“, erläutert die Centermanagerin.

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