Der Wohnungskonzern Vonovia beschafft sich Geld durch den Verkauf von Immobilien und will damit seine Schulden abbauen. Dazu zählt die Beteiligung an einem Immobilienportfolio, zu dem auch Wohnungen in Bremen gehören. Um wie viele Wohnungen es sich handelt und wo die sich befinden, teilte das Unternehmen am Freitagnachmittag nicht mit. Insgesamt geht es um 31.000 Wohnungen, die mehrheitlich in Bremen, aber auch in Kiel und Lübeck liegen – das sind etwa 30 Prozent des Portfolios im Norden. In Bremen gehörten Vonovia bislang gut 11.000 Wohnungen.
Der Konzern verkauft die Wohnungen an den Finanzinvestor Apollo und erhält dafür eine Milliarde Euro. Laut Vonovia handele es sich seitens Apollo um eine Art „stille Teilhabe“, die Mehrheit werde weiterhin Vonovia behalten.
„Für die Mieter wird sich dadurch nichts ändern“, sagte Vonovia-Sprecherin Nina Henckel dem WESER-KURIER. Das Unternehmen werde die Wohnungen weiterhin bewirtschaften wie bisher. Vonovia habe mit Apollo außerdem eine Rückkaufoption vereinbart, die in den kommenden Jahren gezogen werden könne, wie Henckel weiter erläuterte. Dieses Geschäft soll bis Jahresende abgeschlossen sein. Apollo hat in diesem Jahr für die gleiche Summe auf ähnliche Art einen Minderheitsanteil an Vonovias Südewo-Portfolio in Baden-Württemberg erworben.
Einnahmen für den Abbau von Schulden
Insgesamt erzielte Vonovia nach eigenen Angaben in diesem Jahr durch Wohnungsverkäufe und den Verkauf von Minderheitsanteilen Erlöse von rund 3,7 Milliarden Euro. Ursprünglich wollte der Dax-Konzern mit den Verkäufen im laufenden Jahr rund zwei Milliarden Euro einnehmen. Vonovia will sich nach jahrelangem Expansionskurs von etwa 66.000 Wohnungen im Gesamtwert von rund 13 Milliarden Euro trennen – um durch den Erlös auf der Schuldenseite besser dazustehen.
Vonovia wuchs in den Jahren der Niedrigzinsphase vor allem über Zukäufe im In- und Ausland kräftig. Dazu profitierte der Konzern von steigenden Mieten in Großstädten und Neubauten. 2021 übernahm Vonovia Deutschlands zweitgrößten Vermieter Deutsche Wohnen. Insgesamt besitzt der Konzern als Europas größtes privates Wohnungsunternehmen rund 548.000 Wohnungen in Deutschland, Schweden und Österreich.
Bei den Verkäufen trennt sich der Dax-Konzern auch von Neubauprojekten. Die hat er für rund 357 Millionen Euro an CBRE Investment Management veräußert, wie Vonovia am Freitag in Bochum mitteilte. Ein Teil der Wohnungen befinde sich noch in der Fertigstellung. CBRE, ein Vermögensverwalter von Immobilien erwerbe insgesamt 1200 Wohnungen in Berlin zu einem Preis leicht unter Buchwert. Erst jüngst hatte Vonovia 1213 Wohnungen für 87,8 Millionen Euro an die Stadt Dresden verkauft. Hinzu käme noch die Veräußerung unter anderem von Gewerbeimmobilien.
Derweil lief es im Tagesgeschäft für Vonovia schlechter. Der operative Gewinn ging in den ersten neun Monaten im Jahresvergleich um 8,4 Prozent auf 1,45 Milliarden Euro zurück. Während sich vor allem die Geschäfte mit der Projektentwicklung, dem Verkauf von Wohnungen und zusätzlichen Dienstleistungen schwächer entwickelten, lief es in der Vermietung aufgrund der weiterhin hohen Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum in den Ballungsgebieten deutlich besser.
Die Miete stieg nach Konzernangaben per Ende September im Schnitt konzernweit auf 7,67 Euro pro Quadratmeter - das waren 2,7 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Der Umsatz schrumpfte in den neun Monaten um 8,1 Prozent auf 4,2 Milliarden Euro zu.
Unter dem Strich stand in dem Berichtszeitraum wegen milliardenschwerer Abwertungen des Immobilienportfolios im ersten Halbjahr ein Verlust von 3,8 Milliarden Euro. Im Vorjahr hatte Vonovia noch einen Gewinn von 2,2 Milliarden Euro ausgewiesen. Die Jahresziele bestätigte das Unternehmen.