Das Aus für die letzten 60 Beschäftigten von Hachez in Bremen scheint besiegelt. 2024 soll der Vertrieb der Schokolade, die längst nicht mehr hier in der Hansestadt produziert wird, an eine Fremdfirma gehen. Alle aus dem verbliebenen Team verlieren ihren Arbeitsplatz. Bremens Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke) hatte nach Bekanntwerden der Nachricht am Donnerstagabend gesagt, sie wolle sich in der kommenden Woche mit dem Betriebsrat des Unternehmens zusammensetzen, das in Bremen auf 133 Jahre Firmengeschichte zurückschaut. Bei dem Team handelt es sich um Beschäftigte für den Vertrieb und für das Marketing – laut Gewerkschaft NGG seien darunter viele Kollegen mit langer Betriebszugehörigkeit, die sich mit ihrem Unternehmen identifiziert haben. Für sie wird nun ein Sozialplan ausgearbeitet, bei dem es unter anderem um Abfindungen gehen wird.
Grundsätzlich machte der Chef der Bremer Arbeitsagentur, Joachim Ossmann, den Beschäftigten am Freitag Mut: "Es handelt sich hier um Fachkräfte, und Unternehmen sind auf der Suche nach Beschäftigten für Marketing und Vertrieb. Ich kann ihnen da also Hoffnung machen. Unsere Vermittlung steht bereit, diesen Fachkräften zu helfen." Nach Informationen des WESER-KURIER sind davon auch Auszubildende betroffen, die nun schauen müssen, in welchem Betrieb sie ihre Ausbildung beenden können.
Hachez-Werksverkauf in der Neustadt bleibt
Durch das Aus stellen sich nun die Stammkunden die Frage: Was wird aus dem Hachez-Laden am Marktplatz, und was wird aus dem Werksverkauf in der Bremer Neustadt? Bei Letzterem ist die Antwort eines Sprechers der Toms-Gruppe eindeutig: Der Werksverkauf wird weiter bestehen: "Der Werksverkauf in der Osterstraße wird schon seit 2020 von einem externen Partner betrieben. Daher bleibt dieser Verkauf von unseren Plänen, den Vertrieb an einen Distributionspartner zu übertragen und infolgedessen das Geschäft des Hanseatischen Chocoladen Kontors zu schließen, unberührt." Dagegen gibt es zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch Redebedarf, was aus der Stoevesandt-Diele von Hachez am Marktplatz wird. "Da führen wir derzeit interne Gespräche, wie genau eine Lösung aussehen kann", machte der Sprecher ein wenig Hoffnung, dass der Bremer Innenstadt nicht ein weiterer Leerstand bevorsteht.
Seit dem Aus der Hachez-Produktion in der Neustadt 2019 kommt die Schokolade aus Nowa Sól in Polen – etwa eineinhalb Autostunden von Frankfurt an der Oder entfernt. Mit dem Ende des Hanseatischen Chocoladen Kontors wird ab 2024 definitiv kein Stück Bremen mehr in der Schokolade enthalten sein. Doch aus der Bremer Tradition heraus verwendet Hachez für sein Logo das stilisierte Wappen der Freien Hansestadt Bremen mit Bremer Schlüssel sowie den Löwen links und rechts daneben. Würde Bremen dem Unternehmen in Zukunft verbieten, das Wappen zu verwenden, wenn der Inhalt kein bisschen mehr mit Bremen zu tun hat? Senatssprecher Christian Dohle antwortete dem WESER-KURIER auf diese Frage: "Hachez ist ein Bremer Traditionsunternehmen. Es steht Bremen gut zu Gesicht, dass die Firma auf diesem Wege mit ihren Produkten weit über die Stadtgrenzen hinaus für die Hansestadt Werbung macht.“
Nutzung des Bremer Wappens weiterhin erlaubt?
Außerdem handelt es sich nicht um das Original-Wappen der Freien Hansestadt Bremen – es ist ihm nur stilisiert nachempfunden. Würde Bremen die künftige Nutzung verbieten wollen, könnte das auf einen Rechtsstreit hinauslaufen. Mehr Handhabe hätte die Stadt bei der Nutzung des Original-Wappens, die eigentlich nur Bremen vorbehalten ist, während sich andere strafbar machen würde. Hierzu hatte die Wirtschaftsförderung Bremen vor fast 20 Jahren extra eine Version des Bremer Schlüssels als Grafik zur Verfügung gestellt, die Vereine und Verbände kostenlos für ihre Publikationen verwenden dürfen. Gerade in den vergangenen Jahren hatte Hachez am Design der Verpackung und ebenso an verschiedenen Verpackungsgrößen gefeilt, um den Premiumcharakter der Schokolade zu unterstreichen, ohne dabei altbacken zu wirken.
In der Stadt selbst wird ab 2024 nur noch der Name "Hachez-Quartier" an der ehemaligen Produktionsstätte des Traditionsunternehmens an 133 Jahre Bremer Wirtschaftsgeschichte erinnern. Auf dem Areal sollen zur Hälfte Wohnungen entstehen, 30 Prozent sollen gewerblich genutzt werden – vom Ortsamt, Verwaltung sowie Bildung, und 20 Prozent sehen eine Mischnutzung vor mit einem Mix aus Wohnen und Arbeiten. Dabei sollen auch Menschen mit Behinderung nahe der Werkstatt wohnen. Sobald das Baurecht vorliegt, will die Toms-Gruppe das 1,1 Hektar große Areal an die Weser-Wohnbau-Gruppe übergeben.