Die Regenfälle in Spanien hören nicht auf, das Hochwasser fließt sehr langsam ab. Das Unwetter hat nicht nur viele Häuser zerstört, sondern auch viele Felder. In Spanien gilt die Region Valencia nach Andalusien als die zweitwichtigste für Orangen. Eigentlich wäre jetzt im November der Start für die Ernte der Navelina-Orangen, aus denen man sich daheim gern selbst einen Saft presst. Hagelkörner so groß wie Tennisbälle sollen laut Medienberichten auch Mandarinen und Kakis zerstört haben. Manche Felder sind mit einer Schlammschicht überzogen.
Wenn jetzt gerade bei den deutschen Supermärkten das 1,5-Kilo-Netz im Angebot für 1,79 Euro zu haben ist, werde es dabei wohl nicht bleiben. Da ist sich der Betriebsleiter vom Fruchthaus Hulsberg, Sebastian Samborski, sicher. Er hält gerade laufend Kontakt zu den Händlern in Spanien und sagt: "Von den Unwettern sind in der Region Valencia nicht nur Zitrusfrüchte betroffen, sondern auch Eisbergsalat." Bei Paprika und Gurken lasse sich der Schaden und die Auswirkungen momentan noch nicht so genau beziffern. "Wir rechnen in dem Bereich mit wesentlich weniger Ware und gehen daher von Preissteigerungen aus, die deutlich sein können."
Zitrusfrüchte aus Südafrika als Alternative
Das Fruchthaus Hulsberg mit seinen gut 40 Beschäftigten beliefert viele Gastronomiebetriebe mit Obst und Gemüse und hat nach seinem Wegzug vom Bremer Großmarkt nun seinen Sitz in Ganderkesee. Spanien wäre jetzt das Bezugsland für die Übergangszeit. Auch für den Salat wäre da jetzt der Beginn der Ernte. "Momentan kann man beim Eisbergsalat vielleicht noch auf deutsche und niederländische Händler ausweichen, die den in einigermaßen guter Qualität haben. Bei den Zitrusfrüchten gäbe es auch noch Ware aus Südafrika."
Vor zwei Jahren sei es noch gravierender gewesen. Damals litt Spanien unter einer außerordentlichen Dürre, die den Landwirten zu schaffen machte. "In den Monaten Dezember und Januar ist Spanien der einzige Produzent, da wäre es noch gravierender, als es jetzt der Fall ist", stellt Samborski fest. Dennoch müssen sich die Endverbraucher darauf einstellen, dass diese Artikel in den Supermärkten in den kommenden Wochen und vielleicht auch Monaten wesentlich teurer werden.
Preise für Olivenöl erst gerade gesenkt
Wozu Trockenheit und Ernteausfälle in Spanien und anderen südeuropäischen Ländern führen können, konnten die Verbraucher in den vergangenen zwölf Monaten bei der Preisentwicklung des Olivenöls beobachten. Der Preis von einem Liter Olivenöl oberhalb von zehn Euro wurde da zur Normalität und ist auch jetzt noch Alltag. Gerade erst haben Aldi und die anderen Discounter die Preise leicht gesenkt. Jetzt kostet ein halber Liter Olivenöl 6,79 Euro und ein halber Liter Bio-Olivenöl 6,95 Euro. Der Preisunterschied zwischen herkömmlichem Öl und der Biovariante ist also minimal. Zuvor verlangten selbst die Discounter 8,99 Euro beziehungsweise 9,99 Euro für eine solche Flasche. Angesichts solcher Preise hatten die Olivenbauern in Spanien, Italien und Griechenland zunehmend mit Dieben zu tun, die in der Nacht die Bäume abernteten.
Für die spanische Landwirtschaft haben auch Sonnenblumen eine wichtige Bedeutung – vor allem im Süden des Landes, in Andalusien. Laut EU-Kommission und Agrarmarkt Informations-Gesellschaft baute Spanien im vergangenen Jahr auf 777.000 Hektar Sonnenblumen an. Innerhalb der Europäischen Union ist das Platz vier hinter Rumänien, Bulgarien und Frankreich. Der Angebotspreis für Markensonnenblumenöl hat in Deutschlands Supermärkten inzwischen wieder das Niveau von vor dem Ausbruch des Ukrainekriegs erreicht. Hier kostet der Liter wieder knapp unter zwei Euro. Vor dem Krieg in der Ukraine war das Land laut Statista das führende Exportland für Sonnenblumenöl mit einem Marktanteil von 47 Prozent. Die Preise kletterten zeitweise um mehr als das Doppelte.
Viele Tomaten kommen aus Andalusien
Zurück nach Spanien: Auch wenn die Region um Murcia und andere Ecken Andalusiens zu den wichtigen Tomatenanbauregionen gehören, ist auch hier noch nicht abzusehen, ob es Einflüsse auf die Preise geben wird, weil auch immer noch viele Tomaten aus den Niederlanden auf den deutschen Markt kommen. Wer schon mal im Landeanflug auf die spanischen Flughäfen Málaga und Almería war, wird sich an die riesigen Flächen erinnern, die mit Plastikplanen bedeckt sind. Darunter wachsen Tomaten. Die Spanier tauften diese Zonen früher mal "urbanizaciones plásticas" – auf Deutsch "Plastikwohnsiedlung".
Für die spanischen Landwirte könnte die Höhe des Schadens in den dreistelligen Millionenbereich gehen. Nicht nur die spanische Zeitung "El País" berichtet von Luftbildern, aufgenommen von Drohnen, auf denen zu erkennen ist, wie viele der Obstplantagen unter Wasser stehen.