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Tiefkühlhersteller Frosta aus Bremerhaven bringt Bio-Fertigprodukte auf den Markt

Seit über 20 Jahren setzt Frosta auf das "Reinheitsgebot", nun hat das Unternehmen aus Bremerhaven sechs Bio-Fertigprodukte auf den Markt gebracht. Allerdings könnte es bei einigen Zutaten eng werden.
15.02.2024, 19:12 Uhr
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Frosta aus Bremerhaven bringt Bio-Fertigprodukte auf den Markt
Von Florian Schwiegershausen

Der Bremerhavener Tiefkühlhersteller Frosta wird "bio": Das hat das Unternehmen am Donnerstag bei der Präsentation der Jahresbilanz mitgeteilt. Sechs verschiedene Bio-Pfannengerichte sollen im Handel verfügbar sein, die alle mindestens vegetarisch sind, einige auch vegan. Diese werden genauso wie alle anderen Produkte ohne Geschmacksverstärker und Farbstoffe produziert sein, außerdem wird die Herkunft aller Zutaten genannt. Dieses Prinzip des "Reinheitsgebots" hat im vergangenen Jahr seinen 20. Geburtstag gefeiert. 

Im vergangenen Jahr hatte Frosta den veganen Fisch vorgestellt, bei dem aber vorerst keine weiteren Produktinnovationen zu erwarten sind. Denn hier haben sich die Erwartungen nicht so ganz erfüllt, wie es sich das Unternehmen 2023 erhofft hatte. "Wir haben eine überschaubare Nachfrage, die sich im gesamten Marktumfeld durchsetzt", sagte Marketingvorstand Hinnerk Ehlers. Nachfrage kommt hier immer stärker aus dem Foodservice – also die Verpflegung für Betriebskantinen.

Hühnerfrikassee am beliebtesten

Die beliebtesten Produkte des Unternehmens sind in Deutschland das Hühnerfrikassee, die Fischstäbchen oder auch das Rahmgeschnetzelte. In Polen ist Frosta nach eigenen Angaben inzwischen Marktführer bei den Fischprodukten, in Italien ist Frosta die am stärksten wachsende Marke. Ebenso versucht die Firma vom Bremerhavener Lunedeich auch in Österreich Marktanteile zu gewinnen.

Für den Standort hat das Unternehmen außerdem große Investitionen in die Nachhaltigkeit vor. Sowohl eine Windanlage als auch eine große Fläche mit Solarpanels soll in Zukunft den Strom liefern. Außerdem will Frosta die alten Gleise ertüchtigen, um in Zukunft die fertige Ware per Bahn auf die Reise zu bringen. Das würde das Unternehmen gern im kommenden Jahr auf den Weg gebracht haben.

Mehr Transparenz bei der Zutatenliste

Außerdem ist der Frosta-Vorstandsvorsitzende Felix Ahlers in Berlin als Lobbyist unterwegs und hat sich dafür ins Lobbyregister eintragen lassen – um auch hier mit offenen Karten zu spielen. Bei den Lebensmitteln möchte er gern mehr Transparenz bei der Zutatenliste anbieten. So sollten auch die Zutaten und die Zusätze der Vorprodukte genannt werden, was aktuell nicht vorgeschrieben ist. Ahlers sagte: "Ich habe im letzten Jahr erneut viele Gespräche mit der Politik geführt und unsere Forderungen vorgetragen. Sie stoßen auf viel Verständnis – ändern tut sich aber bisher leider nichts. Mehr Transparenz würde dazu führen, das Vertrauen in die Lebensmittelindustrie zu stärken." Denn die Menschen möchten genau wissen, was sie essen und wo es herkommt.

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Das habe auch eine aktuelle Forsa-Studie ergeben, die Frosta in Auftrag gegeben hat. Dabei sagten 82 Prozent, dass viele Lebensmittelhersteller vermeiden, genau offen zu legen, was in ihren Produkten enthalten ist. 80 Prozent der Befragten fanden es wünschenswert, wenn grundsätzlich alles in der Zutatenliste eines Lebensmittels aufgelistet wäre, was drin ist. Frosta-Marketingvorstand Ehlers fordert zusätzlich: "Wenn ein Produkt mit Aroma angereichert wird, dann sollte das auf der Vorderseite des Produkts stehen. Beim Tee ist das schon so." In der Frosta-Befragung wünschten sich dies 67 Prozent der Teilnehmer.

Außerdem fordern die Bremerhavener Hersteller für Tiefkühlkost, dass Zusatzstoffimitate wie Zusatzstoffe behandelt werden sollten. "Wenn in der Zutatenliste Milcheiweißerzeugnisse stehen, dann fungieren die wie ein Geschmacksverstärker", gab Ehlers zu bedenken. Dabei handele es sich oft um konzentrierte Molke, die ja eigentlich ein "Abfallprodukt" bei der Herstellung von Milchprodukten sei.

"Wir wollen nicht auf 'Flugpilze' umstellen"

Drastische Kostensteigerungen wie im Vorjahr für Materialien blieben aus, dennoch bleiben diese sowie die Kosten für die Logistik auf einem hohen Niveau. Die Energiekosten haben 2023 ihren höchsten Stand erreicht. Wie es um die Zutaten aus Asien steht, kann das Unternehmen derzeit nicht abschätzen. Durch die Angriffe der Huthi-Rebellen im Roten Meer fahren die Schiffe derzeit den Umweg um das Kap der Guten Hoffnung. Das steigert ebenso die Kosten. "Wir haben unser Lager vollgepackt und haben momentan zum Beispiel genug Mu-Err-Pilze", sagte Frosta-Chef Felix Ahlers. Aber man könne nicht abschätzen, ob es nicht doch zu Lieferengpässen komme, wenn die Situation so bleibe. "Wir wollen auf alle Fälle nicht auf 'Flugpilze' umstellen", ergänzte Ahlers.

Zur Sache

Derzeit arbeiten 1655 Menschen für Frosta

Die Zahlen aus der Bilanz stimmen das Unternehmen positiv: Der Nettoumsatz stieg verglichen mit dem Vorjahr um mehr als zehn Prozent auf knapp 640 Millionen Euro. Dabei lag der Überschuss bei etwas mehr als 34 Millionen Euro. Das Unternehmen will die Dividende von 1,60 Euro auf zwei Euro anheben. Für das laufende Jahr erwartet der Vorstand für den Konzern ein Umsatzwachstum zwischen drei und fünf Prozent sowie einen Jahresüberschuss von fünf Prozent vom Umsatz.

Momentan arbeiten insgesamt 1655 Beschäftigte für das Unternehmen. Neben dem Stammsitz in Bremerhaven produziert Frosta außerdem in Lommatzsch in Sachsen, in Bobenheim-Roxheim in Rheinland-Pfalz sowie Bydgoszcz in Polen. Von unwirtschaftlichen Handelsmarkenvolumen habe sich das Unternehmen getrennt – also von Produkten, die unter der Eigenmarke einer Supermarktkette im Tiefkühlregal sind. Das habe zur Folge gehabt, dass sich das Unternehmen von einigen Beschäftigten trennen musste – andere sind in den Ruhestand gegangen.

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