Melitta plant bei seiner Rösterei nahe dem Bremer Flughafen ein Kompetenzzentrum für Kaffee. Das hat das Unternehmen dem WESER-KURIER bestätigt. Die Planungen dafür haben nun begonnen. Das Zentrum soll die Kompetenzen des Unternehmens in puncto Kaffee „nach innen und nach außen stärken“, wie eine Sprecherin mitteilte. Das könnte auch bedeuten, dass in Zukunft Mitarbeiter des weltweit agierenden Familienunternehmens aus anderen Standorten nach Bremen zum Kompetenzzentrum kommen werden.
Den Plan dafür verfolgt Melitta schon seit Längerem. Doch aufgrund der Pandemie hat der Produzent von Kaffee, Zubehör und Haushaltsfolien größere Investitionen bislang zurückgehalten. Nun aber sei der Zeitpunkt gekommen, wo es mit dem Zentrum vorangehen soll. Konkrete Details will das Unternehmen allerdings erst zu einem späteren Zeitpunkt nennen.
Bremen als etablierter Standort für die Nahrungsmittelindustrie
Der Vorsitzende des Nahrungs- und Genussmittelverbandes Bremen (Nageb), Rainer Frerich-Sagurna, begrüßt die Entscheidung von Melitta, in der Hansestadt ein Kaffeekompetenzzentrum zu entwickeln: „Das unterstreicht die Bedeutung, die der Kaffee für diese Stadt schon seit Jahrhunderten hat. Auf der anderen Seite wird ein solches Projekt Strahlkraft haben und die Kompetenz, die Bremen insgesamt in der Nahrungs- und Genussmittelbranche hat, nach außen tragen.“ Der Nageb stehe bereit, dieses Ansinnen mit seinem Netzwerk in Bremen und umzu zu unterstützen.
Auch das Wirtschaftsressort betont Bremens Bedeutung als ein wichtiger und etablierter Standort für die Nahrungs- und Genussmittelindustrie. „Wir sehen darauf aufbauend ein großes Potenzial für neue Investitionen und Innovationen“, sagt Sven Wiebe, Staatsrat Wirtschaft.
Kaffee gehört bei Melitta seit 1962 zur Produktpalette
Die Ankündigung des Kaffeekompetenzzentrums kommt genau zum 55. Jubiläum von Melitta am Standort Bremen. Die Rösterei an der A 281 nahe dem Flughafen gehörte nicht immer zum Familienunternehmen. Melitta übernahm sie im Jahr 1966, als das Unternehmen den Kaffeeproduzenten Carl Ronning aufkaufte. Ronning war damals einer der größten Konkurrenten für Jacobs- und Eduscho-Kaffee in Bremen. Nachdem Ronning 1949 starb, hatte sein Sohn Otto die Geschäfte übernommen. Er war es auch, der das Unternehmen 1966 an Melitta verkaufte. Kaffee gehört bei Melitta seit 1962 zur Produktpalette. Schon damals wurde er gemahlen und vakuumverpackt verkauft – nach Unternehmensangaben war Melitta damals der erste Anbieter in Deutschland überhaupt. Das Ursprungsprodukt, das im Jahr 1908 zur Firmengründung von Melitta führte, war jedoch die Filtertüte. Dabei handelt es sich sogar um ein eingetragenes Warenzeichen, weshalb sonst kein anderer Hersteller diesen Begriff verwenden darf. Die Firmengründerin Melitta Bentz durchlöcherte damals einen Messingtopf und legte ein Stück Löschpapier aus den Schulheften ihrer Kinder hinein. Damit waren in Dresden der Filtertopf und die Filtertüte geboren. 1929 kam dann der Firmenumzug von der Elbe an die Weser.
Melitta hat zwar weseraufwärts in Minden den Hauptsitz der Unternehmensgruppe, in Bremen befindet sich aber die Europa-Zentrale. Dort sind rund 200 Menschen beschäftigt. Mit dem künftigen Kaffeekompetenzzentrum könnten weitere Arbeitsplätze hinzukommen. Die Rösterei in der Hansestadt ist aktuell weltweit die größte innerhalb des Unternehmens. In Bremen werden jeden Tag 500.000 Packungen Kaffee produziert.
Mehrheitlich handelt es sich um Filterkaffee, in den vergangenen Jahren hat der Anteil an Ganze-Bohne-Produkten jedoch zugenommen. Schließlich haben sich viele Verbraucher einen Kaffeevollautomaten zugelegt, der die Bohnen mahlen kann. Und im Bereich der Filterkaffeemaschinen für den privaten Gebrauch ist Melitta nach eigenen Angaben inzwischen sogar Marktführer.
Die Melitta-Gruppe hat wie berichtet das vergangene Geschäftsjahr 2020 erfolgreich abgeschlossen und konnte den Umsatz gegenüber dem Vorjahr um 2,2 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro steigern. Was durch die Pandemie im Business-to-Business-Bereich wegfiel, also im Verkauf unter anderem an Hotels und Gastronomie, konnte zu einem großen Teil durch dem Umsatz im
Business-to-Consumer-Bereich kompensiert werden. So griffen also die privaten Käufer verstärkt zu Kaffee und Kaffeemaschinen.