Bremen. Der Bauantrag ist gestellt, die Baugenehmigung soll heute erfolgen: Spätestens im September soll der erste Spaten für den Neubau des Hauptzollamts Bremen in die Erde der Überseestadt gerammt werden. Spätestens Anfang 2014 sollen dann rund 260 Mitarbeiter des Bremer Zolls einen neuen Arbeitsplatz erhalten.
Die Verhandlungen der Stadt Bremen mit dem Zoll und dem zuständigen Bundesministerium für Finanzen über den Standort für das neue Hauptzollamt haben sich über mehrere Jahre hingezogen. Seit dem 30. April 2012 ist aber nun klar: Der Neubau kommt in die Überseestadt. Und zwar auf ein Grundstück an der Konsul-Smidt-Straße, direkt gegenüber dem Restaurant El Mundo im Schuppen 1. Dort soll ein Bürogebäude mit 5200 Quadratmetern Nutzfläche entstehen. So hat es das Bundesfinanzministerium dem begleitenden Bremer Projektentwickler Hahm-Bieger in einem Brief bestätigt.
Der Neubau sei nötig geworden, weil das bisherige Gebäude für das Hauptzollamt an der Hans-Böckler-Straße arg in die Jahre gekommen und baufällig geworden sei, sagte ein Sprecher des Wirtschaftsressorts. Zudem würden weitere Niederlassungen des Amts an anderen Stellen in der Hansestadt nun an einem Ort in der Überseestadt konzentriert. Insgesamt werden laut Investor und Bauherr Strabag künftig 260 Mitarbeiter in dem Gebäude arbeiten.
Bauvolumen: 15 Millionen Euro
"Der Bauantrag ist gestellt, und wenn alles klappt, können wir uns noch heute die Baugenehmigung aus dem Bauamt abholen", sagt Detlev Neuhaus, Bereichsleiter der Strabag Real Estate GmbH in Hannover. "Der Baubeginn soll dann im September erfolgen. Fertig sein sollte das Gebäude nach Plan Ende 2013." Das Projekt hat ein Volumen von rund 15 Millionen Euro.
Das Hauptzollamt (HZA) Bremen ist eines von bundesweit 43 Hauptzollämtern. Es gehört zur Bundesfinanzdirektion Nord, einer von bundesweit fünf. Dem HZA Bremen sind sechs Zollämter untergeordnet. Rund 40000 Zöllner gibt es bundesweit.
Sie fördern nach eigenen Angaben "den Wirtschaftsstandort Deutschland und tragen zur Stabilisierung unserer Sozialsysteme bei. Sie schützen die Wirtschaft vor Wettbewerbsverzerrungen, die Verbraucher vor mangelhaften Waren aus dem Ausland und die Bevölkerung vor den Folgen grenzüberschreitender organisierter Kriminalität".
Der Zoll bekämpft Schwarzarbeit, Produktpiraterie, Schmuggel, kümmert sich um Artenschutz und Außenwirtschaftsüberwachung und hat sogar Aufgaben bei der Terrorismusbekämpfung – etwa bei Geschäften mit gefährlichen Gütern wie Waffen, explosionsgefährlichen Waren, biologischen und chemischen Stoffen, radioaktiven Substanzen und logistischem Material zur Durchführung von Anschlägen. Dem Bremer Zoll gingen 2011 vor allem Drogen und Produktfälschungen ins Netz: 55 Kilogramm Kokain, 470000 Schmuggelzigaretten und mehrere Hundert Waffen, aber auch 3300 Produktfälschungen und 1,5 Tonnen Lebensmittel.
Der Kaufvertrag für das Grundstück in der Überseestadt ist laut der Bremer Wirtschaftsförderungsgesellschaft WfB in den letzten Verhandlungsrunden und soll demnächst unterschrieben werden. Auch der Mietvertrag mit dem Zoll steht laut Strabag kurz vor der Unterzeichnung. Er soll dann 15 Jahre laufen.
Anfang vergangenen Jahres hatte die Strabag für den Neubau einen Architekturwettbewerb ausgerufen. Daran beteiligten sich acht Büros aus ganz Deutschland. Den Zuschlag erhalten hat schließlich das Büro Sprenger von der Lippe aus Hannover. Es wird ein Bau werden, den die Strabag selbst als "unaufgeregt" bezeichnet hat, und der sich möglichst in Material und Form in die Umgebungsarchitektur mit dem 400 Meter langen backsteinernen Schuppen 1 "verträglich einfügen soll". Die Wirtschaftsbehörde stuft den Neubau als Bereicherung für den Standort in der Überseestadt ein.
Die Strabag baut in Bremen in der Überseestadt noch weitere Projekte. Am Kopf des Europahafens, gegenüber der Straßenbahnhaltestelle, wird laut Neuhaus bis Mitte 2014 ein Gesundheitszentrum entstehen, das "Arztquartier Überseestadt". Es soll 5200 Quadratmeter Nutzfläche sowie weitere 3200 Bürofläche aufweisen. Die Bauzeit soll 14 bis 16 Monate betragen.
Der Baukonzern Strabag sieht in der Überseestadt enormes Potenzial. Bis 2025 sind dort 10000 Wohn- und Arbeitsplätze geplant, 450 Unternehmen mit knapp
9000 Arbeitsplätzen und rund 1000 Wohneinheiten sollen in dem Quartier entstehen. Die Lagen am Wasser sowie der Mix aus Arbeit, Wohnen und Freizeit seien hoch attraktiv, heißt es.