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Bremerhaven Neue Anlage für Offshore-Prototypen wird vom Bund gefördert

Das Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik (IWES) in Bremerhaven bekommt demnächst ein Testfeld für Offshore-Prototypen. Der Bund stellt dafür 18,5 Millionen Euro zur Verfügung.
21.12.2016, 00:00 Uhr
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Neue Anlage für Offshore-Prototypen wird vom Bund gefördert
Von Peter Hanuschke

Das Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik (IWES) in Bremerhaven bekommt demnächst ein Testfeld für Offshore-Prototypen. Der Bund stellt dafür 18,5 Millionen Euro zur Verfügung.

Ständiger Wind, Sturm, manchmal Orkanböen, Eis und Schnee – Offshore-Anlagen auf hoher See sind rauen Witterungsbedingungen ausgesetzt. Windmühlen müssen robust sein: Immerhin sollen sie mindestens 20 Jahre störungsfrei Strom produzieren. Bevor solche Anlagen überhaupt in Serie gefertigt werden, muss zunächst der Prototyp zeigen, dass er den Anforderungen gerecht wird.

Ideale Testbedingungen in Bremerhaven

In Bremerhaven finden die Hersteller ideale Testbedingungen für ihre Anlagen vor. Zu den bereits bestehenden in Hallen untergebrachten Groß-Prüfständen für Rotorblätter und Gondeln – das Herzstück beinhaltet je nach Bauart einen Triebstrang, Generator und weitere elektrische Komponenten wie etwa den sogenannten Umrichter – bekommt das Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik (IWES) demnächst ein Testfeld für komplette Anlagen dazu.

Es entsteht auf dem stillgelegten Flugplatz Luneort. Das Bundeswirtschaftsministerium stellt dem IWES dafür 18,5 Millionen Euro zur Verfügung. Die Bauarbeiten laufen bereits, sagt Britta Rollert, Sprecherin vom Fraunhofer IWES am Dienstag. Ab Frühjahr sollen die ersten Messungen beginnen.

Alleiniges Testobjekt ist bislang ein Windturbinen-Prototyp des in Bremerhaven ansässigen Herstellers Adwen, der mit acht Megawatt und einem Rotordurchmesser von 180 Metern derzeit die leistungsstärkste Windenergieanlage der Welt ist. Ähnlich wie beim Offshore-Forschungswindpark Alpha Ventus sieht das Nutzungskonzept des Testfelds vor, dass die Anlage in Zukunft auch für andere Partner als Forschungsplattform zur Verfügung steht.

Forschung und Entwicklung sind der Schlüssel

„Forschung und Entwicklung sind der Schlüssel, um die Kosten für den Ausbau der Offshore-Windenergie weiter zu senken“, begründet der parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Energie, Uwe Beckmeyer (SPD), die Förderung.

Ziel sei es, durch den Erprobungsbetrieb unter realen Bedingungen wichtige Daten für die industrielle Umsetzung zu erhalten. „Damit leisten wir einen Beitrag zur Stärkung der Offshore-Windenergie als wichtige Säule der Energiewende.“

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Trotz der Entwicklung der Großturbine steht hinter der Zukunft von Adwen allerdings ein Fragezeichen: Vor ein paar Monaten stieg der französische Energiekonzern Areva aus dem Windkraft-Geschäft aus und verkaufte seinen 50-prozentigen Adwen-Anteil an den spanischen Windkraft-Partner Gamesa – und damit indirekt an Siemens, dem Marktführer bei Offshore-Anlagen.

Siemens entscheidet über die Zukunft von Adwen

Siemens hatte sich vor drei Monaten mit Gamesa zusammengeschlossen und hält an dem kombinierten Unternehmen 59 Prozent der Anteile. Ob und inwieweit die neue Adwen-Anlage langfristig in Serie produziert wird, hängt von Siemens ab: Denn der Elektrokonzern entwickelt selbst eine Großturbine, die er in seinem im Bau befindlichen Werk in Cuxhaven fertigen will. Siemens will sich frühestens Ende Januar dazu äußern, welche Zukunftsperspektiven Adwen hat.

Unabhängig von diesen Entwicklungen ist IWES-Institutsleiter Andreas Reuter vom Erfolg der Testmöglichkeiten in Bremerhaven überzeugt: „Mit dem Testfeld und der Forschungsanlage steht dem IWES eine weltweit einmalige Infrastruktur zur Verfügung, mit der grundlegende Fragestellungen im Bereich der Zuverlässigkeit und der Netzintegration bearbeitet und wichtige Erkenntnisse für die zukünftige Optimierung von großen Turbinen gewonnen werden können.“

Geforderte Zertifizierungs-Testreihen kosten viel Zeit

Denn die bislang für neu entwickelte Windenergieanlagen geforderten Zertifizierungs-Testreihen im Feld würden häufig viel Zeit in Anspruch nehmen, da Prüfungen bei bestimmten Windverhältnissen stattfinden müssten, diese jedoch nicht „auf Bestellung“ zu bekommen seien.

Auf dem Prüfstand ließen sich diese Bedingungen jederzeit einstellen und die Messungen somit sehr effizient umgesetzt werden. „Durch den exakten Abgleich der Ergebnisse aus dem Testfeldbetrieb mit diesen Daten können erforderliche Zertifizierungsmessungen in Zukunft zeit- und kostensparend auf Prüfständen durchgeführt werden“, sagt Reuter.

Entwicklungsrisiken für neue Anlagengenerationen würden dadurch minimiert und letztlich die Energiegestehungskosten für Windenergie durch eine optimierte und abgesicherte Auslegung gesenkt.

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