Es tut sich was am künftigen DHL-Zustellzentrum in Bremen-Hastedt nahe der Stresemannstraße. Aus dem ehemaligen Max-Bahr-Baumarkt ist ein neuer Standort geworden, von dem aus inzwischen die ersten Briefe und Pakete auf den Weg an ihre Empfänger geschickt werden. Wenn alles fertig ist, werden die Anwohner in Hastedt, Peterswerder, der Östlichen Vorstadt, Schwachhausen, der Vahr und Horn von dort aus beliefert. Bereits die 94 E-Ladesäulen zeigen, wie DHL sich die Zukunft der Auslieferung vorstellt – elektrische Streetscooter-Fahrzeuge werden dabei ebenso zum Einsatz kommen wie E-Bikes und E-Trikes, also E-Fahrräder mit drei Rädern.
Zum Fuhrpark des Konzerns sollen in Zukunft auch größere Fahrzeuge gehören. So hat das Unternehmen am Donnerstag in Berlin 13 Lkw vorgestellt, die elektrisch betrieben Tausende Pakete und Briefe zwischen den Depots im Großraum Berlins transportieren sollen. Wie das funktioniert, ließ sich bei der Gelegenheit auch Bundesverkehrsminister Volker Wissing erklären. Er stellte zwar fest, "der Güterverkehr mit Lkw ist einer der derzeitigen Hauptverursacher bei CO2-Emissionen im Verkehr", gleichwohl aber blieben Lkw die Hauptverkehrsträger für die Logistik. „Umso wichtiger ist es, dass wir unseren Lkw-Verkehr in Deutschland klimaneutral stellen“, betonte der FDP-Politiker. Die neuen E-Lkw sollen eine Reichweite von bis zu 300 Kilometern haben.
Hälfte der DHL-Pakete kommt elektrisch
Bei der Zustellung auf der letzten Meile kommen die Paketdienstleister bereits voran. Laut DHL erfolgen rund 50 Prozent der eigenen Paketzustellungen in Deutschland inzwischen elektrisch – mit Tausenden E-Transportern und Lastenrädern. Auf längeren Strecken zwischen den Städten oder Brief- und Paketzentren braucht es allerdings größere und schwerere Transporter. Der Anteil alternativer Antriebe an den bisher eingesetzten Fahrzeugen in der Kurier-Express-Paket-Branche lag 2022 bei nur 16 Prozent, wie der Bundesverband Paket und Expresslogistik (Biek) mitteilte. Dieser Anteil, so die Prognose, werde steigen, sobald die E-Fahrzeuge vom Preis her günstiger werden.
Aktuell seien die Anschaffungskosten für nachhaltigere Alternativen im Vergleich zu gängigen Diesel-Transportern nach wie vor „um ein Vielfaches höher“, so der Verband. Außerdem fehle es insbesondere auf Langstrecken an der notwendigen Infrastruktur. Lediglich bei Biokraftstoffen, mit denen Bestandsfahrzeuge anstelle von Diesel betankt werden können, sei die Tankinfrastruktur bereits vorhanden. Allerdings liege der Preis für flüssige Biokraftstoffe zwischen 15 Cent und 40 Cent über dem Abgabepreis für Diesel. Dies erschwere den Umstieg.
DPD: Biokraftstoffe nur für den Übergang
Aus Sicht des Paketlieferdienstes DPD können Biokraftstoffe ohnehin nur eine Übergangslösung sein. „Mit Blick auf Treibhausgasemissionen sind sie kein Fortschritt“, sagte DPD-Manager Gerd Seber. Hersteller setzten daher bei langen Distanzen und schweren Lkw auf Wasserstoff. Doch sowohl die Verfügbarkeit der Fahrzeuge als auch der Ausbau einer Wasserstoff-Tank-Infrastruktur sei nach wie vor mangelhaft.
Dennoch sei die Branche offen für Erprobung und Einsatz innovativer Konzepte, „die eine klimafreundliche und effiziente Paketlogistik fördern“, heißt es beim Branchenverband. Stadtlogistik-Experte Kai-Oliver Schocke bestätigt das. „Alle Zusteller sind auf der letzten Meile bereits elektrisch unterwegs – in manchen Städten sogar zu 100 Prozent“, sagte der Präsident der Frankfurter Universität für angewandte Wissenschaften. „Das Problem der Umstellung auf ressourcenschonende Fahrzeuge lag weniger am Willen der Unternehmen als daran, dass rein technisch lange Zeit gar keine Fahrzeuge zur Verfügung standen.“
Hermes mit E-Lkw in Hamburg unterwegs
Das ändere sich allmählich. Die 13 neuen DHL-Elektro-Lkw in Berlin seien dafür ein Beispiel. Auch Wettbewerber Hermes weist auf solche Versuche hin. „Aktuell hat Hermes Germany zwei E-Lkw im täglichen Linienverkehr im Einsatz – einen im Raum Hamburg, einen im Raum Berlin“, teilte das Unternehmen mit.
Neben neuen Antrieben wird auch an anderer Stelle daran gearbeitet, den Lkw-Verkehr emissionsfrei zu gestalten: In einigen Regionen wurden im Rahmen von Pilotprojekten Oberleitungen über den Autobahnen installiert, mit denen Lkw vollelektrisch unterwegs sein können. Solche Tests gibt es etwa in Hessen. Doch das kann aus Sicht von Experten keine bundesweite Lösung sein. Potenzial sieht Logistikexperte Schocke zudem in der Verlagerung von Pakettransporten auf die Schiene. Unter anderem DHL aber auch DPD und Hermes nutzen bereits eine Kooperation mit der Deutschen Bahn.
DPD-Manager Seber wünscht sich, "man sollte sich mal auf ein oder zwei Technologien in irgendeiner Form konzentrieren und dafür dann die politischen Voraussetzungen schaffen". Nur dann könnten sich Produzenten und Zulieferer darauf einstellen.
Was die Logistik in Bremen Hastedt betrifft, ist der erste Zustellpunkt im Juni ins ehemalige Baumarkt-Gebäude umgezogen. Laut DHL sollen die anderen nach und nach folgen, damit der neue Standort spätestens im Oktober offiziell eröffnet werden kann.