Es sind so einige Tonnen Beton, die das Abbruchunternehmen in den vergangenen Monaten hier an der Stresemannstraße aus dem Boden geholt hat neben dem früheren Bahr-Baumarkt in Bremen-Hastedt. Von außen ist das Gebäude noch erkennbar. Doch wo innen früher Sanitärabteilung und Gartencenter waren, will die Deutsche Post/DHL ab kommenden Sommer Briefe und Pakete sortieren. Denn in dem alten gelben Gebäude plant die Post eines ihrer größten Zustellzentren bundesweit. Damit Briefe und Pakete in Hastedt, dem Peterswerder, der östlichen Vorstadt, Schwachhausen, der Vahr und Horn in Zukunft an die Empfänger kommen, setzt das Unternehmen auf Elektromobilität. Neben dem Gebäude werden 100 Ladesäulen entstehen, an denen die E-Fahrzeuge über Nacht Strom erhalten werden.

Ein Spatenstich für mehr Brief- und Paketzustellung per E-Fahrzeug: Bauherr Jan Dünzelmann, Bausenatorin Maike Schaefer, sowie Frank Schmidt und Manfred Eisenträger von der Deutschen Post.
Denn für die Lieferung der Sendungen kommen die elektrischen Streetscooter-Fahrzeuge zum Einsatz sowie E-Bikes und E-Trikes, also den elektrischen Fahrrädern mit drei Reifen. Nachhaltig sei schon jetzt der Umbau. Denn von den alten Betonbrocken werde auch so einiges wieder verfüllt. Außerdem soll das alte Baumarktdach, bei dem die Baufirma die Isolierung etwas verstärkt hat, begrünt werden. Beim geplanten Parkhaus nebenan für die gut 200 Beschäftigten sollen auch an der Fassade Pflanzen wachsen. Manfred Eisenträger, verantwortlich für die Zustellzentren in Norddeutschland, spricht sogar von einem Modellcharakter: "Die Erfahrungen von hier werden woanders in Deutschland in den Bau künftiger Zustellzentren mit einfließen."
Selten so citynahe Gewerbeflächen erhältlich
Auch dass die elektrischen Leitungen vor Ort stark genug für 100 Ladepunkte sind in einer so stadtnahen Lage, macht die Immobilie für die Deutsche Post erst recht wertvoll. Eisenträger und der Bremer DHL-Niederlassungsleiter Frank Schmidt sind sich bewusst, dass es Gewerbeflächen in dieser Art auch in anderen Städten nicht mehr so oft gibt. Logistikstandorte auf der grünen Wiese am Stadtrand würden die der Deutschen Post nicht weiterhelfen und auch die Kilometerzahl erhöhen, um die Sendungen auszuliefern. Die Kilometer, die in Zukunft weniger zu fahren sind, hob Bremens Bausenatorin Maike Schaefer ebenso positiv hervor, die zum Spatenstich am Donnerstag anwesend war.
Denn der Plan sieht so aus: Wenn der Zustellpunkt bei der Stresemannstraße in Betrieb geht, sollen dafür Mitte 2023 andere Zustellzentren geschlossen werden. Das werden die Stützpunkte an der Berliner Freiheit sein, an der Kurfürstenallee, der Hastedter Heerstraße sowie der Lilienthaler Heerstraße. Vom Zustellpunkt an der Domsheide sollen zunächst 35 von 71 Bezirken an die Stresemannstraße verlagert werden. Langfristig sollen aber auch von hier alle Bezirke nach Hastedt umziehen. Das eröffnet Bremen für die Stadtplanung neue Möglichkeiten. "Für einige Standorte kann man sich eine Wohnbebauung vorstellen", sagte Frank Schmidt. Mit so einem prominenten Ort wie der Domsheide werde man sich behutsam überlegen, wie dem Gebäude neues Leben eingehaucht werde. Denn nach und nach sollen alle Zustellbezirke von dort auch zur Stresemannstraße wandern.
Zu wenig Platz für E-Autos an alten Standorten
Mit diesem Umzug baut die Deutsche Post/DHL ihre Elektroflotte auch aus. "Das wäre an den bisherigen Standorten aus Platzgründen so nicht machbar gewesen", gibt Niederlassungsleiter Schmidt zu bedenken. Bau- und Umweltsenatorin Schaefer lobt die Pläne des Unternehmens: „Das Projekt ist ein gutes Beispiel für Nachhaltigkeit: Die geplante Zustellung im Stadtgebiet wird mit E-Bikes, E-Trikes und einer E-Fahrzeugflotte erfolgen und senkt so die CO2-Emissionen." Zudem habe der Umbau einer bestehenden Immobilie viele Ressourcen an Flächen wie auch Baumaterialien eingespart und zeige, dass Recycling von Leerstand gestalterisch wie auch ökologisch gelingen könne.
Das Unternehmen rechnet vor, dass der neue Standort täglich etwa 600 Kilometer Lieferverkehr einspart, der momentan noch von mit Diesel betriebenen Lkw ausgeführt wird. Viele der Autos fahren außerdem durch die Innenstadt. In 15 Jahren könnten laut Deutscher Post mehr als 2,5 Millionen Kilometer eingespart werden.
Schon jetzt beginnt Niederlassungsleiter Schmidt mit der Suche nach zusätzlichen Beschäftigten für die Stresemannstraße. Denn für die Deutsche Post werde es nicht einfacher, neue Mitarbeiter zu finden. Da hofft Schmidt darauf, dass die gute Anbindung durch die nahe Straßenbahn vielleicht ein Argument mehr sei, sich für eine Tätigkeit dort zu bewerben.