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Bremer Innenstadt Neue Weichen für die Domsheide

Aus dem großen Umbau wird vorerst nichts. Stattdessen will die BSAG auf der Domsheide im Sommer 2025 vier Weichen austauschen. Eine Drei-Millionen-Investition, die nicht notwendig gewesen wäre.
16.05.2024, 05:00 Uhr
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Neue Weichen für die Domsheide
Von Jürgen Hinrichs

Nun passiert, was lange befürchtet wurde: Statt die Domsheide wie seit Jahren geplant von Grund auf zu erneuern, muss am Bremer Verkehrsknotenpunkt in der Stadtmitte für viel Geld zunächst Flickschusterei betrieben werden. Die Bremer Straßenbahn AG (BSAG) kann nicht länger warten, bis der Senat mit seinen Umbauplänen fertig ist. Zumal sich mit der angedrohten Klage des Landesbehindertenbeauftragten neue Schwierigkeiten auftun und weitere Verzögerungen wahrscheinlich sind. Die Folge: eine millionenschwere Investition mit der Aussicht, dass sie für die Katz ist, sobald die Domsheide irgendwann tatsächlich saniert wird. Das beträfe den gesamten Gleiskörper, alte und neue Teile.

Wie die BSAG auf Anfrage mitteilt, müssen vier Weichen ausgetauscht werden. Sie sind verschlissen. Das neue Material werde wegen der langen Fertigungszeiten bereits in diesen Wochen bestellt, damit im Sommer kommenden Jahres die Bauarbeiten beginnen können. "Im Anschluss hat die BSAG für viele Jahre nicht mehr das Erfordernis, Weichen und Kreuzungen zu erneuern", erklärt Andreas Busch, Leiter der Verkehrsplanung des Unternehmens. Eine genaue Jahreszahl, wann der nächste Austausch stattfinden muss, könne nicht genannt werden, weil das vom Verschleiß abhängig sei. Die Kosten für den Ersatz der vier abgenutzten Weichen schätzt Busch auf rund drei Millionen Euro.

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Keine Sanierung, vorerst nicht. Geld stattdessen für eine Reparatur, die nicht notwendig gewesen wäre, hätte sich der Senat rechtzeitig auf die Art des Umbaus der Domsheide geeinigt. Das ist die Situation. Verursacht vor allem durch den Streit innerhalb der Koalition, ob es eine zentrale Haltestelle vor dem Konzerthaus Glocke geben soll. Die Grünen waren dafür. SPD und Linke dagegen, unter anderem mit dem Argument, dass die Glocke Schaden nehmen könnte. Verfolgt wird jetzt der Plan mit zwei Haltestellen – eine wie bisher vor der Post, die andere ebenfalls wie heute schon in der Balgebrückstraße, nur etwas weiter Richtung Wilhelm-Kaisen-Brücke.

Vor dem Konzerthaus sollten die Gleise unabhängig von der Haltestellen-Problematik nach dem Masse-Feder-System verlegt werden. Die sogenannten Flüsterschienen sorgen dafür, dass Schwingungen und Geräusche die Glocke gar nicht erst erreichen. Darauf muss nun weiter gewartet werden. Die Arbeiten im Sommer kommenden Jahres zielen allein darauf, die Weichen zu ertüchtigen.

Das Masse-Feder-System einzubauen, ergebe erst dann Sinn, wenn die Planungen für die künftige Domsheide fertig seien und für viele Jahrzehnte feststehe, welche genaue Lage die Gleise haben werden, betont BSAG-Mann Busch. "So ein System kostet mehrere Millionen Euro zusätzlich und würde einen Bereich betreffen, der größer ist als der für die vier Weichen." Außerdem wäre dafür eine tiefe Baugrube notwendig, die wiederum mit erheblichen Leitungsverlegungen verbunden gewesen wäre. Deshalb verbiete es sich, eine so aufwendige Konstruktion nur für einen Übergangszeitraum zu errichten, erläutert der Ingenieur.

Wie lange dieser Übergang dauert, ist völlig offen. Sollte Landesbehindertenbeauftragter Arne Frankenstein einen Gerichtsprozess anstrengen, könnte sich die Umgestaltung der Domsheide nach Einschätzung von Juristen noch fünf bis acht Jahre hinziehen. Frankenstein, das Behindertenparlament und die Bremer Seniorenvertretung wehren sich gegen die vom Senat favorisierte Variante, weil sie im Extremfall zwischen den beiden Haltestellen einen Umstiegsweg von fast 200 Metern bedeute. Das sei mit dem Recht auf Gleichstellung und Barrierefreiheit unvereinbar.

Der Beirat Mitte sieht das genauso. Er hat in der vergangenen Woche einmal mehr einstimmig für die Variante einer zentralen Haltestelle vor der Glocke votiert.

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