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Mögliches Aus der insolventen Privatschule in Bremen Notfallplan für das Beluga College

Bremen. Um einen Neustart ringt das Beluga-College immer noch. Ob es für die insolvente Privatschule weitergeht - und wenn ja, wie lange - , darüber kann Geschäftsführer Michael Beckhusen nur spekulieren.
05.04.2011, 07:00 Uhr
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Notfallplan für das Beluga College
Von Christian Weth

Bremen. Neustart bei Beluga. Was für die Reederei seit gestern gilt, darum ringt das gleichnamige College immer noch. Ob es für die insolvente Privatschule weitergeht - und wenn ja, wie lange - , darüber kann Geschäftsführer Michael Beckhusen nur spekulieren. Weder sind Investoren gefunden, die das College dauerhaft übernehmen könnten, noch genügend Spenden zusammengekommen, um seinen Fortbestand bis zum Schuljahresende hundertprozentig zu garantieren.

Wie ernst die Lage ist, zeigte sich gestern erneut. Die Woche begann am Beluga College mit einer ungewöhnlichen Vollversammlung. Der Insolvenzverwalter für die Schule, Ralph Bünning, sprach zu den 42 Schülern und zehn Lehrern. Was der Mann von der Kanzlei Schultze & Braun sagte, hat College-Geschäftsführer Beckhusen noch genau im Ohr: dass man alles daransetzen werde, wenigstens noch dieses Schuljahr durchzuhalten, und gleichzeitig versuche, einen neuen, dauerhaften Träger zu finden.

Wie sich so etwas für Schüler anhört, die gerade mitten in den Abiturprüfungen stecken, kann sich Beckhusen nur zu gut vorstellen. "Die Belastung ist doppelt groß." Um sie zu mildern, hat er die Losung ausgegeben, dass die Finanzierung der Privatschule für April - den Prüfungsmonat - steht. Derzeit schreiben sechs Schüler des Beluga College ihre Abiturarbeiten. Noch bis Ende Mai erhalten die Lehrkräfte Insolvenzgeld. Was danach kommt, kann der Geschäftsführer nicht mit Gewissheit sagen. "Wir hangeln uns von Monat zu Monat."

Und weil niemand weiß, ob und wie lange sich das College halten kann, hat es vorsorglich Vorkehrungen für den Fall der Fälle getroffen. Gemeinsam mit dem Bildungsressort ist ein Notfallplan erarbeitet worden, um sämtliche Schüler sofort auf andere Einrichtungen verteilen zu können. Nach der Liste von Behördensprecherin Karla Götz sollen das Alexander-von-Humboldt-Gymnasium, die Oberschule Findorff und das Schulzentrum Rübekamp einspringen, wenn das Beluga College tatsächlich schließen muss.

Käme es so, träfe es eine besondere Schule. Nirgendwo sonst in Deutschland gibt es eine Oberstufe wie diese: mit maritimem Profil und Chinesisch als zweiter Fremdsprache. Die College-Schüler kommen nicht im Klassenverband zusammen, sondern in Teams. Sie sitzen in Großraumbüros und diskutieren in Besprechungsräumen über den Lernstoff - mal mit, mal ohne Lehrer. Das Lernen organisiert jeder für sich, im Rahmen einer 40-Stunden-Woche mit sieben frei wählbaren Urlaubstagen. Beinahe alles so wie in einem Unternehmen.

Und wie die Mitarbeiter einer Firma erleben die Schüler jetzt, wie ein Betrieb in die Krise geraten kann, wenn er nicht breit aufgestellt ist. Von Beluga, der Reederei, hing alles ab. Als es ihr gut ging, kam von ihr das Geld, das dem College fehlte, um bestehen zu können. Rund 80000 Euro sollen es monatlich gewesen sein. So viel waren Beluga-Gründer Niels Stolberg das College und die Ausbildung im maritimen Bereich wert.

Anderen Reedern bedeuten sie offensichtlich weniger. Die Suche nach einem Investor aus der Schifffahrtsbranche zur Rettung der Schule blieb bisher erfolglos. Auch Spenden kamen nur spärlich. Zwar bittet das College seit der Insolvenz werbewirksam auf seiner Startseite im Internet um finanzielle Hilfe, doch: "Die Summe reicht nicht ansatzweise, um einen Monat zu überbrücken", sagt Geschäftsführer Beckhusen. Auf dem Spendenkonto seien weniger als 1000 Euro eingegangen.

Auch wenn sich die maritime Branche schwertut, das College zu retten, spricht Beckhusen von Hoffnung. Derzeit gebe es ernsthafte Verhandlungen mit einem bundesweit agierenden Privatschulträger, der signalisiert habe, die Oberstufe weiterführen zu wollen. Um welches Unternehmen es sich handelt, daraus macht er ein großes Geheimnis - "aus Vorsicht, um den Interessenten nicht zu verschrecken", wie der Geschäftsführer sagt. Schließlich stünden potenzielle College-Partner nicht gerade Schlange.

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