Ohne sie wäre ein globaler Handel in der jetzigen Form nicht möglich: Handelsschiffe, die mehr als 90 Prozent der Waren über die Weltmeere transportieren. Problem dabei: In der Regel fahren sie mit Schweröl und stoßen große Mengen von Schwefeloxiden, Feinstaub, Stickoxiden und Ruß aus. Dass es auch sauberer in der Hochseeschifffahrt zugehen kann, zeigt die 177 Meter lange „Bit Okland“. Der Chemikalientanker, der regelmäßig den Bremer Hüttenhafen anläuft, wird mit verflüssigtem Erdgas (Liquified Natural Gas, kurz LNG) angetrieben. Und dafür wurde das Schiff am Dienstag mit dem Greenports Award der Hafengesellschaft Bremenports ausgezeichnet.
Der Preis wurde in diesem Jahr zum vierten Mal verliehen und soll Anreiz bieten, die Anstrengungen für mehr Umweltschutz in der Seeschifffahrt zu verstärken. Die „Bit Okland“ erzielte den besten Esi-Wert und war damit das umweltfreundlichste Schiff, das im vergangenen Jahr die bremischen Häfen angelaufen hat. Esi steht für Environmental Ship Index, ein Umweltindex, der dazu dient, Schiffe in einem standardisierten Verfahren nach ihren Emissionswerten einzustufen. Weltweit beteiligen sich etwa 50 Häfen an Esi als Steuerungsinstrument für individuelle Bonusprogramme: In den bremischen Häfen werden pro Quartal die jeweils 25 besten Schiffe nach dem Index rabattiert.
Die Preisverleihung fand auf der mittlerweile dritten Auflage des Bremer Kongresses für Nachhaltigkeit in der Schifffahrt in der Bremischen Bürgerschaft statt. Vergeben wurde der Greenport Award auf der Sustainable Shipping 2017 auch an die umweltfreundlichste Flotte: Ausgezeichnet wurde die Tarbit Shipping AG. Zu der Flotte der schwedischen Reederei gehören neben der „Bit Okland“ 13 weitere Tanker. Sie ließ bereits 2011 den Tanker „Bit Viking“ als weltweit ersten Tanker auf LNG umrüsten. „Außerdem setzt die Reederei auf energieeffizienten und umweltfreundlichen Schiffsbetrieb“, heißt es in der Begründung. Beispiele dafür seien die Nutzung von schwefelarmen Kraftstoffen auch außerhalb der vorgeschriebenen Zonen, das Ausnutzen von Wind und Strom bei der Routenplanung, kraftstoffverbrauchsarme Geschwindigkeiten und LED-Beleuchtung an Bord.
Passenderweise diskutierten auf dem Kongress für Nachhaltigkeit in der Schifffahrt nationale und internationale Experten am Montag und Dienstag unter anderem über Themen wie „Ballastwasser“, „Schifffahrtsmärkte und deren Entwicklungen im internationalen Kontext“, „Zukunft der Schiffsantriebe“ und über nachhaltige Technologien, deren Einsatzmöglichkeiten und Fragen der Rentabilität.
Seit der Einführung dieses international anerkannten Umweltstandards hat die Zahl der Schiffe mit Esi-Score deutlich zugenommen. Waren es im Jahr 2012 lediglich elf Prozent aller Schiffsanläufe in Bremen oder Bremerhaven, so hat sich die Zahl deutlich erhöht. Im Jahr 2016 waren es bereits 31 Prozent. „Damit ist es gelungen, zumindest in den Hafenstandorten Anreize und Standards für umweltfreundliche Seeschifffahrt zu setzen“, so Bremenports-Geschäftsführer Robert Howe. Ein ungelöstes Problem bei der Durchsetzung von umweltfreundlicher Seeschifffahrt bleibe allerdings, dass in internationalen Gewässern nach wie vor mit dem besonders umweltschädlichen Schweröl gefahren werden dürfe. Howe: „Wenn Klimaschutz ernst genommen werden soll, müssen hier dringend neue international verbindliche Regeln geschaffen und durchgesetzt werden.“
Laut Umweltverband Nabu gelten Warentransporte per Containerschiff zwar als klimafreundlich, weil so pro transportierter Tonne und Kilometer im Vergleich zum Transport mit Lkw relativ wenig Kohlendioxid (CO2)-Emissionen verursacht werden. Letztere stoßen pro Tonne und Kilometer 238,3 Gramm CO2 aus, Containerschiffe dagegen nur 15,1 Gramm CO2. Doch aus Sicht des Umweltverband sind klimafreundliche Containertransporte per Hochseeschiff ein Mythos: Denn in Bezug auf Luftschadstoffe schneide die weltweite Schifffahrt deutlich schlechter ab als andere Transportmittel. Die Ursache dafür seien Rückstandsöle aus der Rohölaufbereitung mit sehr hohen Schwefel- und Schwermetallgehalten, die in der Hochseeschifffahrt als Kraftstoffe eingesetzt werden. Und dadurch werde der Schwefelgehalt von Lkw- und Pkw-Diesel um das bis zu 3500-fache überschritten.