Er soll so groß wie ein Kleintransporter sein, ein Meilenstein für die Satellitenkommunikation und er bringt OHB mehrere hundert Millionen Euro: Der Satellit Heinrich Hertz soll 2021 im Weltraum ausgesetzt werden, entstehen soll er in Bremen. Entsprechende Verträge haben Vertreter des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und OHB-Vorstand Marco Fuchs am Mittwoch unterschrieben.
OHB wird den Bau, die Tests und den Start des Satelliten übernehmen. Mehr als 310 Millionen Euro umfasst der Auftrag für den Bremer Satellitenbauer. Eine Aufgabe von Heinrich Hertz: Er soll neue Kommunikationstechniken testen. „Wenn die Mission im Jahr 2021 startet, wird sie den Grundstein legen für die Sicherung der Zukunft der Satellitenkommunikation“, sagt Gerd Gruppe, Vorstand des DLR für Raumfahrtmanagement, laut einer Mitteilung. „In Zeiten von Digitalisierung und Big Data müssen immer größere Datenvolumen schnell und zuverlässig transportiert werden können.“ Die neuen Technologien, die auf dem Forschungssatelliten erprobt werden sollen, sollen dazu beitragen.
Physiker als Namensgeber
Neben dieser modernen Technik wird der Satellit zusätzlich aber noch 20 Experimente an Bord haben. Sie sollen autonom durchgeführt werden, sobald Heinrich Hertz seine Umlaufbahn in etwa 36 000 Kilometer Höhe erreicht hat. Dort wird er in einem sogenannten geostationären Orbit sein und ständig über einem bestimmten Punkt über der Erde stehen. Anders als bei niedrig fliegenden Satelliten ist die Datenübertragung dauerhaft und nicht nur an kurze Kontaktzeiten gebunden. Die Daten aus den Experimenten sollen an die Erde übermittelt werden, wo sie Forschungseinrichtungen und Unternehmen auswerten sollen. Neben diesen Experimenten und den Technologien, die im Weltall getestet werden sollen, ist ein Teil des Satelliten auch für die Bundeswehr reserviert. Sie will eigene Frequenzbänder für Satellitenübertragungen auf- und ausbauen und sich so von bisher angemieteten Kapazitäten unabhängig machen.
Eine große Neuerung an dem Satelliten wird sein, dass er sich seine gesamte Lebensdauer über noch verändern kann. Bislang ist es so, dass Satelliten auf der Erde für einen oder mehrere Zwecke konfiguriert werden, die nach dem Start nicht mehr verändert werden können. Bei Heinrich Hertz sollen Anpassungen im Nachhinein aber noch möglich sein. Mithilfe verschiedener Technologien, wie etwa kleiner Computer, kann der Satellit während seiner 15-jährigen Mission durch die Bodenstation laufend so umprogrammiert werden, dass er sich wechselnden Anforderungen anpassen kann. „Somit ist Heinrich Hertz sein Leben lang lernfähig", sagt Heiko Ultes, Projektmanager beim DLR.
Mit seinem Namen erinnert der Satellit an die Anfänge der modernen Kommunikationstechnologie. Dem Physiker Heinrich Hertz gelangt es 1886 zum ersten Mal, elektromagnetische Wellen im freien Raum zu übertragen. Nach ihm ist auch die Einheit der Frequenz benannt. Eine Schwingung pro Sekunde entspricht einem Hertz.