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Bremer Traditionsgeschäft schließt Ohne Chance gegen die Online-Konkurrenz

Das Traditionsgeschäft Betten-Heise schließt nach 54 Jahren. Der Hauptgrund sei das Internet. Bis Ende September wird das Lager geräumt.
29.07.2017, 19:54 Uhr
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Von Marie Steinhoff

Seit 1963 verkauft Betten-Heise alles rund ums Bett. Doch damit ist bald Schluss: Das Traditionsgeschäft in der Nähe des Hauptbahnhofs in der Straße An der Weide wird für immer schließen. „Das ist alles eine schleichende Entwicklung“, sagt Geschäftsführer und Inhaber Heiner Neumann. Die Gründe für das Aus seien vor allem die vielen Discounter-Geschäfte und die Online-Konkurrenz. Vor der endgültigen Schließung Ende September findet nun ein Räumungsverkauf statt.

Neumann hat keine leichten Monate hinter sich. Er arbeitet schon lange bei Betten-Heise. „Ich habe 1980 als Liefertischler angefangen“, erzählt er. Gegründet wurde das Geschäft 1947 in Hamburg von Bernhard Schulz. In den Sechzigern zog das Bettenhaus dann nach Bremen um. Der Laden startete am Steintor und wechselte noch mehrmals den Standort, bis es An der Weide blieb.

Nach Bernhard Schulz übernahm 1999 dessen Sohn Christian das Geschäft, allerdings nur für fünf Jahre. Neumann wurde dann im August 2004 Geschäftsführer. Und es lief die ersten Jahre auch nicht schlecht. Bis zum September des vergangenen Jahres gehörte Betten-Heise noch zu den drei führenden Bettenanbietern in Bremen. Doch dann blieben die Kunden mehr und mehr weg und die Umsätze reichten nicht mehr aus, um das Geschäft profitabel zu führen.

"Das Ehrliche können Sie nur über den Fachhandel bekommen"

Neumann versucht, die Schließung seines Ladens ganz rationell zu erklären. „Der Hauptgrund ist das Internet“, sagt der 61-Jährige. Er sieht den Trend, dass die Kunden Matratzen und andere Dinge rund ums Schlafen online erwerben, mit viel Besorgnis. Im Netz gehe „das Individuelle und Beratungsintensive“ verloren, meint Neumann.

Man könne online zwar eine Matratze für wenig Geld bekommen. Aber diese sei dann qualitativ nicht hochwertig und die Bestellung kompliziert. „Der Fachhandel kann immer liefern“, sagt der 61-jährige. Weil Betten individuelle Produkte seien, habe die persönliche Beratung und Lieferung eine große Bedeutung. Online gebe es auch oft Probleme mit der Anzahlung. Neumann warnt: „Da ist viel Scharlatanerie unterwegs. Das Ehrliche können Sie nur über den Fachhandel bekommen.“

Der jetzt stattfindende Räumungsverkauf lockt die Kundschaft wieder an. „Dieses Geiz-ist-geil-Denken ist kurios“, sagt Neumann. Die Menschen würden die Ware nur kaufen, weil sie runtergesetzt sei. „Daran krankt die ganze Sache“, sagt er. Dabei hätten die Kunden in seinem Geschäft auch früher die Möglichkeit gehabt, durch Verhandeln oder besondere Aktionen gute Waren zu günstigen Preisen zu bekommen. Aber er spürt jetzt auch: Diese normalen Aktionen haben offenbar nicht die gleiche Wirkung wie ein Räumungsverkauf. „Das stört mich“, sagt er. Und schiebt dann schnell hinterher: „Gute Preise kann man nicht nur beim Discounter kriegen.“

Neumann klingt am Ende seines Berufslebens desillusioniert. „Bald gibt es nur noch Ketten.“ Noch rechnet er damit, durch den Räumungsverkauf die Verluste des vergangenen Jahres auszugleichen. Wie es für ihn persönlich weitergeht, weiß er noch nicht. Auch der Ruhestand wäre eine Möglichkeit. „Altersmäßig würde es passen“, sagt er.

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