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Personalmangel Was Unternehmen an Zusatzleistungen bieten

Genügend Personal zu finden, wird in vielen Bereichen für Unternehmen immer schwieriger. Um trotzdem bei der Suche erfolgreich zu sein, bieten Unternehmen immer häufiger Zusatzleistungen zum Gehalt an.
21.08.2022, 22:42 Uhr
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Was Unternehmen an Zusatzleistungen bieten
Von Peter Hanuschke

Ein gutes und ein sicheres Gehalt – sind zwei Kriterien, die eine wesentliche Rolle bei der Auswahl des Arbeitsplatzes spielen. Doch wenn die Anzahl an freien Stellen größer ist als die der Bewerber, kommen noch weitere Faktoren dazu: Denn Unternehmen packen als Entscheidungshilfe manchmal noch etwas obendrauf. Mal ist es der Obstkorb, andere bieten flexible Arbeitszeiten, Fitness- und Gesundheitsangebote, besondere Rabatte, Kindergartenzuschüsse oder eine monatliche Anwesenheitsprämie. Auf der anderen Seite fragt sich der ein oder andere Personalvermittler, wohin ein Teil der Arbeitskräfte verschwunden ist, den es vor der Corona-Pandemie noch gab – etwa in der Logistikbranche, die auch in Bremen und im niedersächsischen Umland boomt.

Bäckerei Müller-Egerer

Die monatliche Anwesenheitsprämie – sie beträgt in diesem Fall 40 Euro und wird gezahlt, wenn es keine Fehlzeiten gibt – würde laut Stellenanzeige die familiengeführte Müller-Egerer Bäckerei & Konditorei GmbH mit Hauptsitz in Rastede zahlen. Das Unternehmen, das 61 Filialen von Wilhelmshaven über Oldenburg bis Bremen hat, sucht eine Fachverkaufskraft. Darüber hinaus gibt es unter anderem Mitarbeiterrabatte – 30 bis 50 Prozent in allen Filialen –, Fahrrad-Leasing, Geburtstagsgutscheine, regelmäßige Sonderaktionen wie Ticketverlosungen und Sonderzahlungen für Jubiläen.

Delfs & Associates

In der boomenden Logistikbranche werde auf allen Ebenen Personal gesucht, sagt  Gaby Brinkhus, Niederlassungsleiterin in Bremen von Delfs & Associates. Das Unternehmen hat sich auf die Personalvermittlung in der Logistik spezialisiert und hat noch Standorte in Hamburg und München. "Das war teilweise schon vor der Pandemie so, aber seitdem haben wir eine enorme Zunahme an Aufträgen auch von Kunden, die auf externe Personalvermittlung zuvor nicht zurückgegriffen hatten." Gerade im operativen Bereich dauere der Prozess länger, passendes Personal zu finden. Es sei spürbar, dass sich der eine oder andere seit der Pandemie ganz aus der Branche verabschiedet habe – häufig wegen der sehr hohen Belastung. Denn der Druck habe durch die Lieferkettenprobleme in manchen Bereichen enorm zugenommen – nicht nur, weil es mehr Aufträge gebe, sondern weil die Aufträge beispielsweise wegen Schiffsverspätungen oder Containermangel mehrfach bearbeitet werden müssten – und das sehr kurzfristig auch außerhalb der eigentlichen Arbeitszeit.

Das sei den Unternehmen, die größtenteils auch gutes Geld verdienten, bewusst, so Gaby Brinkhus. Deshalb seien die Gehälter ordentlich nach oben gegangen. Als Anreiz, im Unternehmen anzufangen, würden außerdem zahlreiche Zusatzleistungen wie Fitness oder E-Bike-Leasing angeboten. Geld sei ein wichtiges Kriterium, aber verstärkt werde auch mobiles Arbeiten ermöglicht, weil das immer mehr Arbeitnehmer erwarten. Und trotzdem gelte – egal ob es sich um Speditions-, Schifffahrtskaufleute oder Luftfracht-, Landverkehrs- oder Seefrachtspezialisten handelt –, dass neben der fachlichen Qualifikation auch die persönlichen Eigenschaften zum Unternehmen passen müssten.

Rheinmetall Electronics

Die Rheinmetall Electronics GmbH in Bremen, die unter anderem Feinwerkmechaniker mit Elektromechanikeranteilen sucht, macht in ihrer Stellenanzeige darauf aufmerksam, was es neben einer "attraktiven Vergütung" und 30 Tage Urlaub noch an Extras gibt: Dazu gehören die "Mitarbeitervorteile eines Großkonzerns" wie etwa betriebliche Altersvorsorge und Mitarbeiteraktienkaufprogramm sowie Fitness- und Gesundheitsangebote, ein subventioniertes Betriebsrestaurant sowie kostenloses Wasser, Kaffee und Obst.

OHB

Das Bremer Raumfahrtunternehmen OHB setzt bei der Personalgewinnung nicht auf Obstkörbe oder auf eine Anwesenheitsprämie, sondern auf den direkten Kontakt. „Der Fachkräftemangel wird zunehmend prekär – und das selbst in einer Branche wie der Raumfahrt, die in Bezug auf faszinierende Themen und sinnstiftende Projekte sehr viel zu bieten hat", sagt OHB-Sprecher Günther Hörbst. Das Unternehmen habe aus diesem Grund im Bereich Human Resources ein Team in der Personalabteilung installiert, das sich darauf spezialisiert habe, die richtigen Mitarbeiter fürs Unternehmen zu finden.

Das Team habe einen Schwerpunkt in der Beobachtung und der Ansprache über die einschlägigen sozialen Medien, so Hörbst. "Gleichzeitig verwendet das Team aber auch bei infrage kommenden Kandidatinnen und Kandidaten das Mittel des Direkt-Recruitments an, das heißt, diese Menschen werden von unserem Team direkt angesprochen – so, wie es Headhunter machen würden." Kurzum: Der Bereich Human Resources beobachte den Markt sehr intensiv, gleichzeitig gehe eine kleine, "hoch qualifizierte Truppe per Direkt-Ansprache auch direkt auf geeignete Kandidaten zu“.

Ferchau

Der Engineering-Dienstleister Ferchau, der für seinen Bremer Standort Ingenieurinnen und Ingenieure setzt auf "satte Rabatte mit Einkaufsvergünstigungen wie beispielsweise bei Reisen, Elektronik oder Autos". Und neben einem unbefristeten Arbeitsvertrag gibt es laut Anzeige unter anderem Sonderurlaub, Kindergartenzuschuss und Jubiläumszuwendungen.

Zur Sache

Agentur spricht von Personalengpass

Vor allem in der Pflege, im Bereich der medizinischen Berufe, in Bau- und Handwerksberufen und in IT-Berufen können nicht alle Stellen besetzt werden. Das geht aus der Fachkräfteengpassanalyse 2021 der Bundesagentur für Arbeit hervor. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr in 148 Berufsgattungen Engpässe festgestellt. Für weitere 122 Berufsgattungen würden Indikatoren zwar keinen Engpass ausweisen, jedoch stünden diese Berufe unter Beobachtung. In einigen Regionen und Berufsfeldern könne aber eine deutliche Knappheit an Fachkräften beobachtet werden. In Bremen und Niedersachsen sei beispielsweise in der Luft- und Raumfahrttechnik die Situation angespannter als in anderen Bundesländern.

Einen Mangel an Personal sieht die Bundesagentur für Arbeit noch nicht. Im vierten Quartal 2021 waren in Deutschland rund 1,7 Millionen offene Stellen zu besetzen. Demgegenüber standen rund 4,4 Millionen Menschen, die entweder als arbeitslos gezählt wurden oder als arbeitssuchend galten. ?

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