Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Zukunft des Senders Radio Bremen sucht nach neuen Wegen

Bremen. Radio Bremen will sich im Internetzeitalter neu positionieren. Sich den neuen Herausforderungen stellen heißt in Zeiten knapper Kassen auch, eigene Strukturen zu überdenken. Intendant Jan Metzger gibt Auskunft über die Pläne.
31.01.2012, 05:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Von Rainer Kabbert

Bremen. Die Medienlandschaft ist im Umbruch - das Internet mausert sich zur Konkurrenz von Fernsehen, Hörfunk und Zeitungen, Gewohnheiten der Medienkonsumenten ändern sich, und die Finanzlage der öffentlich-rechtlichen Sender ist fragil. Radio Bremen muss darauf reagieren - aber wie?

Das Programm

Radio Bremen überprüft zurzeit mit seinem neuen Programmdirektor Jan Weyrauch die Angebote des Senders. Wie sollten sie in den kommenden Jahren weiterentwickelt werden? Im Zentrum steht für Metzger "Regionalität" in allen Programmfarben. Dazu kommt der Anspruch Radio Bremens, mit allen Angeboten auch auf den neuen technischen Verbreitungswegen dabei zu sein, etwa im Internet. Crossmedialität gewinnt für den Sender wachsende Bedeutung: die Vernetzung von Radio, Fernsehen und Internet.

Dafür, so Metzger, müssten sich alle Programme des Senders weiterentwickeln. Das TV-Magazin "buten un binnen" arbeitet derzeit an seinem Konzept. Auch das Nordwestradio, eine Kooperation mit dem NDR, hat nach Einschätzung Metzgers noch einen Weg vor sich, wenn es als modernes Kulturprogramm in der "crossmedialen" Zukunft mehr Hörer erreichen will.

Crossmedialität heißt konkret: Fernseh- und Hörfunkbeiträge können auch fürs Internet aufbereitet, Informationen aus dem Radio für TV-Sendungen genutzt werden. Soziale Medien bieten Möglichkeiten des Dialogs mit dem Publikum. Das Internet ist für Radio Bremen dabei Problem und Chance zugleich. Die traditionellen Medien müssen den Jugendlichen folgen, die ins weltweite Netz abwandern, wenn sie nicht Kunden verlieren wollen.

Bei seinem Amtsantritt im August 2009 hat Metzger angekündigt, die Bedürfnisse vor allem junger Medienkonsumenten zu erkunden. Heute weiß der Sender mehr und will sich darauf einstellen. Die "Digitale Garage", ein Labor junger Radio-Bremen-Mitarbeiter, hat Angebote für Jüngere entwickelt. Gerade hat der Sender auch den Zuschlag für die Erprobung einer "Tageswebschau" bekommen. Zunächst für sechs Monate wird Radio Bremen in Zusammenarbeit mit dem Hessischen Rundfunk und der Tagesschau-Redaktion ausprobieren, wie junge Leute mit Netz-Nachrichten erreicht werden können.

Konfliktarm ist diese Positionierung im Internet nicht. Die Zeitungsverleger haben nichts gegen bewegte Bilder von ARD und ZDF im Internet, wohl aber gegen zu viel Text-Auftritte. Ihre Forderung: Keine Zeitung im Internet. Der Konflikt wird auf Bundesebene groß gespielt, in Bremen sieht Metzger die Lage entspannter. Kooperationen, etwa mit dem WESER-KURIER, habe es schon gegeben, so beim Jugendmagazin "bremen4u". Verlinkungen im Internet - Radio Bremen verweist auf Beiträge im WESER-KURIER und der WESER-KURIER auf Sendungen bei Radio Bremen - warum nicht?, fragt Metzger.

Das Personal

Vor zwei Wochen hat die Gebührenkommission KEF (Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der öffentlichen-rechtlichen Sender) ihren 18. Bericht vorgelegt. Die Kontrolleure attestieren Radio Bremen einen "außerordentlich hohen Sparbeitrag"auf dem Personalsektor. Zu hoch? Metzger ist überzeugt, dass der Sender hier längst am Limit angelangt ist - mehr Sparen gehe nicht. Mit der kleinen Einschränkung jedoch, dass die Hierarchie durchaus noch ein wenig schlanker werden könne. Die KEF sieht in der ARD weitere Sparpotenziale. Bis zu fünf Prozent, heißt es in ihrem Bericht. Nicht aber in seinem Sender, meint Metzger, der habe in den vergangenen zehn Jahren an Verschlankung schon hinter sich gebracht, was andere noch vor sich hätten.

Die Finanzen

Der jüngste KEF-Bericht stellt wie in den Vorjahren klar: Die kleinen Sender Saarländischer Rundfunk und Radio Bremen brauchen weitere Unterstützung der ARD. 2013 und 2014 wird eine Finanzierungslücke im Radio-Bremen-Etat klaffen, denn bei gleichbleibenden Einnahmen steigen die Kosten. Die ARD-Finanzkommission hat gerade Vorschläge entwickelt, wie diese Lücke geschlossen werden könnte. Darüber müssen die Intendanten noch entscheiden.

Doch auch wenn diese Kreditklemme beseitigt würde, bliebe die generelle Problematik: Radio Bremen und Saarländischer Rundfunk brauchen mehr Geld aus dem ARD-Gebührentopf, um den Auftrag für ihre Bundesländer erfüllen zu können. Eine endgültige Regelung des ARD-internen Finanzausgleichs steht zur Debatte, der die Provisorien der vergangenen Jahre ersetzen soll. Allerdings, gibt Metzger zu bedenken, sei die Bereitschaft zum (Gebühren-)Teilen in der ARD nicht gleichmäßig entwickelt.

Die Bremedia

Um zu sparen und dennoch TV von der Weser anzubieten, wurde die technische Produktion in eine Gesellschaft mit der Bavaria ausgegliedert. Erfolgreich? Die KEF spricht in puncto Sparen von "erkennbaren Effekten", die allerdings "kein hohes Niveau" erreichten. Bei sogenannten Drittgeschäften wird "weiterer Entwicklungsbedarf" angemahnt. Metzger denkt hier weniger an Ausweitung der Spielfilmproduktion, sondern an die Entwicklung neuer Unterhaltungs- und Informationsformate: klein, preiswert, innovativ und ein bisschen schräg, ohne mit den Produkten in seichtes Fahrwasser zu geraten.

Darüber und wie es mit der Bremedia weitergehen soll, wird zurzeit mit der Bavaria geredet. Gesprächsbedarf gibt es auch über die Umlage, die Radio Bremen für Bavaria-Leistungen in der gemeinsamen Tochter zahlt. Sie wird reduziert - so viel ist jetzt schon klar.

Das Bremedia-Projekt ist umstritten. Im Februar wird sich der Verwaltungsrat mit dem Thema beschäftigen und auch eine Alternative erörtern: Die outgesourcte 49-Prozent-Beteiligung wird zur 100-Prozent-Tochter von Radio Bremen, ohne die Bavaria. Die Bremedia könnte aber auch unverändert bleiben. Gegenwärtig läuft die Diskussion im Radio-Bremen-Direktorium. "Schauen wir mal", sagt Metzger, "vielleicht gibt es ja noch eine dritte Variante."

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)