Vier Starts mit der Ariane 5 stehen in diesem Jahr auf dem Programm des europäischen Raketenherstellers Ariane – dazu der mehrfach verschobene Erstflug der neuen Ariane 6. Dieser solle nun "in der zweiten Hälfte des Jahres" erfolgen, kündigte Pierre Godart, Deutschland-Chef der Ariane Group, bei einer Online-Pressekonferenz an. Daneben plant Ariane bereits an einem Verkehrsnetz der Zukunft für das Weltall.
Bislang seien elf Starts der neuen europäischen Trägerrakete fest gebucht, sagte Godart. "Die Auftragsbücher von Arianespace sind schon jetzt gefüllt." Die bislang geplanten elf Flüge erstrecken sich allerdings über einen Zeitraum von mehreren Jahren. Die volle Produktionskapazität von bis zu elf Raketen im Jahr soll erst ab dem 16. Start erreicht werden, in Abhängigkeit von der Auftragslage, heißt es bei Ariane. Beim Zulieferer OHB rechnet man vorerst nur mit sieben Starts pro Jahr.
"James Webb" präzise auf Kurs gebracht
Das Vorgängermodell Ariane 5 hatte zuletzt am ersten Weihnachtsfeiertag das US-Weltraumteleskop "James Webb" ins All transportiert und so präzise auf Kurs gebracht, dass auf der Weiterreise weniger Treibstoff als geplant für Bahnkorrekturen verbraucht werden musste. Die Lebensdauer des zehn Milliarden Dollar teuren Teleskops, das seinen Einsatzort mittlerweile erreicht hat, verlängert sich dadurch nach Einschätzung der US-Weltraumbehörde Nasa auf deutlich mehr als die erhofften zehn Jahre.
Nach den vier für dieses Jahr geplanten Ariane-5-Starts soll das Programm 2023 mit der Jupitermond-Mission "Juice" auslaufen. Die letzte Oberstufe wird gerade in Bremen zusammengebaut. Ab dann soll Ariane 6 den Job als Europas Lastenesel ins Weltall übernehmen. Die Produktionskosten der Rakete lägen 40 bis 50 Prozent unter denen des Vorgängermodells, versicherte Godart. Die Endmontage am Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana verkürze sich von sechs auf zwei Wochen.
Angetrieben vom Preisdruck durch die private US-Konkurrenz arbeitet Ariane bereits an weiteren Verbesserungen. In Bremen entwickeln die Ingenieure eine "Kick-stage", eine Art zweite Oberstufe, die es ermöglichen soll, mit nur einer Rakete mehrere Satelliten an verschiedenen Orten im Weltall auszusetzen. Außerdem soll es die bisherige Oberstufe aus Metall bald auch in einer "schwarzen" Version geben: aus leichterem Kohlefaser-Verbundmaterial. "Wir wollen dadurch die Nutzlast der Ariane 6 um zwei Tonnen erhöhen", stellte Godart in Aussicht.
Umsteigebahnhöfe im All
Die Planungen gehen allerdings schon über Verbesserungen an der noch gar nicht gestarteten Ariane 6 hinaus. Mit dem Projekt Nests (New European Space Transportation Solutions) wollen Ariane und die Europäische Weltraumagentur Esa ein ganz neues Verkehrsnetz für das All entwerfen – einschließlich Umsteigebahnhöfen und Anschlussflügen. Trägerraketen sollen dabei die Nutzlast in verschiedene Umlaufbahnen befördern, wo spezielle Transportfahrzeuge die Fracht übernehmen und zum Bestimmungsort bringen.
Geplant sind dafür Trägerraketen in verschiedenen Größen. Die kleinste mit dem Projektnamen "Maia" befindet sich bereits in der Entwicklung. Sie soll mit "grünem" Treibstoff fliegen und wiederverwendbar sein. Geplanter Erstflug: 2026. Im Moment ist Maiaspace eine 100-prozentige Ariane-Tochter, " aber wir sind da offen für Beteiligungen", versichert Godart.