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Raumfahrt Ariane-Triebwerk erstmals gezündet

Auf diese Nachricht haben Raumfahrtfans lange gewartet: Zum ersten Mal hat das Triebwerk einer Ariane-6-Oberstufe "made in Bremen" gezündet. Nun wächst die Hoffnung auf einen Erstflug im kommenden Jahr.
06.10.2022, 17:53 Uhr
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Ariane-Triebwerk erstmals gezündet
Von Christoph Barth

Die in Bremen gefertigte Oberstufe der Trägerrakete Ariane 6 hat ihren ersten Triebwerkstest bestanden. Auf einem Teststand des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Lampoldshausen (Baden-Württemberg) wurde das Vinci-Treibwerk erstmals gezündet. Der sogenannte Heißlauftest gilt als wichtiger Meilenstein auf dem Weg zum mehrfach verschobenen Erstflug der Rakete, der für das kommende Jahr geplant ist.

„Der erfolgreiche Heißlauftest ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Qualifikation der Ariane 6 und zu einem erfolgreichen Erstflug", sagte André-Hubert Roussel, Vorstandsvorsitzender der Ariane Group, nach der erfolgreichen Zündung am Mittwoch. Wegen technischer Probleme hatte der Test mehrfach verschoben werden müssen. Sowohl das Triebwerk als auch der Teststand sind Neuentwicklungen, so dass das Erprobungsverfahren mehr Zeit in Anspruch nahm als geplant.

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Nach der ersten Zündung des Vinci-Triebwerks sind noch mindestens drei weitere Tests in Lampoldshausen geplant. Die Ingenieurinnen und Ingenieure des Herstellers Ariane, der Europäischen Weltraumagentur Esa  und des DLR-Teams in Lampoldshausen sammeln dabei Daten, die für den Fortgang des Programms unerlässlich seien, heißt es in einer Mitteilung von Ariane. Dazu gehörten Informationen über die ballistischen Phasen, in denen die Trägerrakete ohne Schub fliegt, über den Druckaufbau in den Tanks vor der Triebwerkszündung, über die Wiederzündung des Triebwerks und die Funktion der Düsen, die der Flugstabilisierung dienen.

Die in Bremen gebaute Oberstufe gilt als eine der wichtigsten Neuerungen der Ariane 6. Sie soll ein breites Spektrum von Einsätzen ermöglichen. Mithilfe der neuen Oberstufe können beispielsweise ganze Satellitenkonstellationen – also Netzwerke von Kleinsatelliten – in die erdnahe Umlaufbahn gebracht werden oder Nutzlasten von 4,5 bis 12 Tonnen in den höher gelegenen geostationären Transferorbit. Die Stufe besteht aus zwei Haupttanks, die mit flüssigem Wasserstoff und flüssigem Sauerstoff gefüllt sind, dem neuen, bis zu viermal wiederzündbaren Vinci-Triebwerk sowie der APU (Auxiliary Power Unit), einer Hilfsantriebseinheit.

Parallel zu den Triebwerkstests in Lampoldshausen läuft am Raketenstartplatz in Kourou (Französisch-Guayana) die Erprobung einer fertig montierten Ariane 6, an der die Abläufe von der Montage bis zur Zündung der Haupttriebwerke auf der Startrampe erprobt werden. Der erfolgreiche Abschluss beider Testreihen gilt als Voraussetzung für den Erstflug der Rakete. Dieser war bereits mehrfach verschoben worden – zuletzt von Ende dieses Jahres auf das nächste Jahr. Einen genauen Termin oder Zeitraum hat die Weltraumbehörde Esa als Auftraggeber des Ariane-Projekts noch nicht genannt. Die Stufen der ersten Ariane 6, die in den Weltraum fliegen wird, das so genannte Flight Model 1 (FM 1), werden derzeit an den Ariane-Standorten in Bremen und Les Mureaux bei Paris fertiggestellt. Im Anschluss werden sie nach Kourou geliefert, wo sie zusammengefügt und für den Erstflug vorbereitet werden. Die Ariane 6 soll das Vorgängermodell Ariane 5 ablösen und gilt nach dem vorläufigen Ende der Zusammenarbeit mit Russland umso mehr als Hoffnungsträger der europäischen Raumfahrt.

Zur Sache

Bund unterstützt Raketenstarts in der Nordsee

Die geplante Startrampe für Miniraketen auf einem Schiff in der Nordsee soll Teil der neuen Raumfahrtstrategie von der Bundesregierung werden. Laut Anna Christmann, Koordinatorin der Bundesregierung für Luft- und Raumfahrt, soll die neue Raumfahrtstrategie im kommenden Jahr vorliegen. Hinter der schwimmenden Startplattform steckt das Konsortium namens „German Offshore Spaceport Alliance“, wie der WESER-KURIER bereits berichtete. Dazu gehört auch das Bremer Raumfahrtunternehmen OHB. Heimathafen für den „Spaceport“ soll Bremerhaven werden. Heimathafen bedeutet, dass das Schiff mit der Rakete von Bremerhaven aus dann jeweils starten soll. 

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