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Bremer Rhederabend Klimaneutrale Schifffahrt - eine der größten Herausforderungen

Schifffahrt ist laut Gaby Bornheim wieder profitabel. Die Präsidentin des Verbands Deutscher Reeder sieht als größte Herausforderung die Transformation der Schifffahrt zu einem klimaneutralen Verkehrsträger.
21.06.2023, 05:00 Uhr
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Klimaneutrale Schifffahrt - eine der größten Herausforderungen
Von Peter Hanuschke

Während die beiden großen deutschen Seehäfen – Bremerhaven und Hamburg –  besonders beim Containerumschlag in diesem Jahr mit einem Minus von über 20 Prozent zu kämpfen haben und gegenüber dem niederländischen Hafen Rotterdam weiter an Boden verlieren, sieht Gaby Bornheim, Präsidentin des Verbands Deutscher Reeder, Deutschland aber insgesamt nach wie vor als eine der wichtigsten Schifffahrtsnationen der Welt. Die deutsche Handelsflotte gehöre mit
ihren knapp 1.900 Schiffen zu den führenden Nationen. Die Geschäftsführerin der Peter Döhle Schiffahrts-KG ist an diesem Mittwoch Festrednerin beim Bremer Rhederabend.

Der Schifffahrtsstandort Deutschland habe nach der Schifffahrtskrise von vor zwölf Jahren viele Federn gelassen. Das habe besonders den Mittelstand hart getroffen, der nach wie vor prägend sei: Denn Schifffahrt in Deutschland – gerade auch hier in Bremen – sei Mittelstand, so die VDR-Präsidentin. 80 Prozent der in Deutschland ansässigen Reedereien hätten immer noch zehn oder weniger Schiffe im Eigentum – eine international durchaus bemerkenswerte Besonderheit.

Erfreulich sei, dass in den vergangenen Jahren wieder Stabilität in die Schifffahrtsmärkte zurückgekehrt sei. Bei guten Ertragsaussichten vor allem in der Container-, Bulk- und Stückgutfahrt nehme auch das Interesse der Banken und Investoren wieder zu – vor allem in Fernost, Nordamerika, Frankreich und in begrenztem Umfang auch in Deutschland, so Gaby Bornheim. Die Bestellungen für Containerschiffe, Bulker und Gastanker würden ansteigen, das Orderbuch liege bei etwa 25 Prozent der Bestandsflotte. Zum Vergleich, in den Boomjahren vor der Schifffahrtskrise lag es bei etwa 50 Prozent. Schifffahrt am Standort Deutschland sei aber wieder profitabel und dadurch auch zukunftsfähig.

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Diese Erholung sei auch dringend notwendig, um eine der größten Herausforderungen zu meistern: die Transformation der Schifffahrt zu einem klimaneutralen Verkehrsträger. Die weltweite Schifffahrt habe schon vor Jahren einen wichtigen Schritt in Richtung Klimaschutz getan und sich dazu verpflichtet, Schiffe bis spätestens 2050 klimaneutral zu betreiben. Ein erster Hebel dafür sei der Einsatz treibstoffeffizienterer Schiffe. Man rechne damit, dass noch weitere zehn bis zwölf Prozent CO2-Einsparung durch Effizienzmaßnahmen am Schiff möglich seien, zusätzlich zu den seit 2008 bereits erreichten etwa 20 Prozent. Dafür werde beispielsweise die Schiffsmaschine gedrosselt und das Schiff langsamer gefahren. Das verlängere zwar die Transportzeit, so Gaby Bornheim, aber verringere den Kraftstoffverbrauch.

Die Optimierung der Energieeffizienz und die damit oftmals einhergehende Umrüstung bestehender Schiffe seien wichtig, dadurch werde aber noch keine Klimaneutralität erreicht. Um das selbst gesteckte Ziel zu erreichen, werde eine Revolution bei den Kraftstoffen benötigt. Es müssten aus Sonne, Wind oder Geothermie im sogenannten Power-to-Liquid-Verfahren viel mehr alternative Kraftstoffe hergestellt werden. Die Produktion klimaneutraler Kraftstoffe müsse umfangreich erweitert und beschleunigt werden. Die maritime Energiewende gelinge nur, wenn eine marktreife Technologie kommerziell einsetzbar und für eine breite Masse an Schiffen weltweit zugänglich sei. Diese große Aufgabe werde die Schifffahrt aber nicht allein stemmen können, sondern nur zusammen mit allen Beteiligten aus Politik, der Mineralölbranche, Motorenherstellern, Forschung und den Häfen.

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