Vor Jahren wäre es kaum vorstellbar gewesen, dass ein Rüstungskonzern wie Rheinmetall als Sponsor eines Fußballbundesligisten wie Borussia Dortmund auftritt. Das hat sich geändert, auch wenn es im Fanlager vereinzelt Proteste gab. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine im Februar 2022 hat es in weiten Teilen der Gesellschaft einen Imagewandel gegenüber Rüstungsunternehmen gegeben: Die Produktion von Waffen- und Verteidigungssystemen, die unter anderem in die Ukraine geliefert werden und für die Bundeswehr bestimmt sind, wird auch von der politischen Mehrheit unterstützt.
Entsprechend werden für Aufträge umfangreiche finanzielle Mittel bereitgestellt – und auch die neuen Gelder aus Berlin dürften der Branche zugutekommen. In Deutschland profitierte von dieser Entwicklung vor allem Rheinmetall mit seinen verschiedenen Produktions- und Entwicklungsstandorten – einer davon ist in Bremen.
Systemhaus der Verteidigungsindustrie
Wenn es im „alten“ Bundestag eine Mehrheit für das von CDU und SPD angestrebte milliardenschwere Sondervermögen gibt, das neben Infrastruktur auch für Rüstungsaufträge vorgesehen ist, dann ist davon auszugehen, dass Rheinmetall weiter zum Zug kommt. Der börsennotierte Dax-Konzern mit Hauptsitz in Düsseldorf gilt von der Produktpalette her als sehr breit aufgestellt. Sich selber beschreibt das Unternehmen als „führendes internationales Systemhaus der Verteidigungsindustrie und zugleich als Treiber zukunftsweisender technologischer und industrieller Innovationen auf den zivilen Märkten“.
Konkret will der Konzern zum jetzigen Zeitpunkt nicht auf die CDU-SPD-Initiative eingehen. Zur allgemeinen Geschäftslage – der Auftragsbestand liegt bei 38,3 Milliarden Euro – sagte ein Sprecher auf Nachfrage des WESER-KURIER, „dass die derzeitige sicherheitspolitische Lage eine Vielzahl von Anfragen an uns ausgelöst hat.“ Einzelheiten würden auf der Bilanzpressekonferenz am 12. März mitgeteilt.
Milliardenauftrag für Bremer Standort
Von den Aufträgen ist die Bremer Rheinmetall Electronics GmbH als Generalunternehmen unter anderem für ein verlegefähiges, plattformbasiertes Kommunikations- und Richtfunkmanagementsystem verantwortlich. Das Auftragsvolumen für das sogenannte Tactical Wide Area Network for Land Based Operations umfasst laut Rheinmetall mehrere Milliarden Euro. Am Bremer Standort sind über 2.500 Mitarbeiter beschäftigt. Weltweit hat der Konzern 171 Standorte und etwa 31.000 Beschäftigte.
Die Auftragsentwicklung von Rheinmetall hat sich auch positiv auf den Aktienkurs des Unternehmens ausgewirkt: Am 18. Februar 2022 – also vor dem Angriffskrieg auf die Ukraine – lag er bei 96,44 Euro. In den vergangenen drei Jahren ist er deutlich gestiegen – an diesem Mittwochnachmittag lag der Kurs bei 1.183,50 Euro. Inwieweit sich die Aktie weiterentwickeln wird, das lässt sich natürlich nicht sagen. Das käme einem Blick in die Glaskugel gleich. Ein Aktienkurs unterliegt vielen Einflussfaktoren – unter anderem spielen erzielte Gewinne und die erwarteten Gewinne eine Rolle.