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Eggers & Franke in Bremen Weinhändler profitiert vom Trend zu hochwertigen Tropfen

Der Bremer Wein- und Spirituosenhändler Eggers & Franke profitiert mit seinem Vertrieb vom Trend zu hochwertigen Tropfen. Bei der Unternehmensmutter Rottkäppchen-Mumm waren 2021 einige Tropfen gar ausverkauft.
15.02.2022, 15:57 Uhr
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Weinhändler profitiert vom Trend zu hochwertigen Tropfen
Von Florian Schwiegershausen

Diese Pandemie scheint zu immer größeren Extremen zu führen: Seit fast vier Jahren ist der Bremer Weinhändler Eggers & Franke ein Teil von Rotkäppchen-Mumm und mit seinem Gastronomiebereich inzwischen eine bedeutsame Säule innerhalb des Sekt-Marktführers. Während die Bremer erneut bestmöglich versuchten, das ausgebliebene Gastronomiegeschäft zu kompensieren, waren bei Rotkäppchen-Mumm einige Weine zum Jahresende tatsächlich leer getrunken.

Christof Queisser, Geschäftsführer von Rotkäppchen-Mumm, sagte bei der Präsentation der Jahresbilanz: "Unsere badische Weinlinie der Marke 1112 war so erfolgreich, dass wir zu Weihnachten ausgetrunken waren." Er verwies aber auch gleichzeitig auf Ernteausfälle von bis zu 50 Prozent, die in Baden zu verzeichnen waren. Aber im zweiten Jahr der Pandemie ging bei den Konsumenten der Trend weiterhin zu höherpreisigen Produkten. Die Tendenz einer Studie vom vergangenen Jahr setze sich fort: "Das 'new normal' ist eine veränderte Genusskultur: Die Entschleunigung bei den Verbrauchern ist gewollt, man will bewusst genießen, und man will statt Schnelllebigkeit lieber Entschleunigung, und man will Hochwertigkeit."

40.000 Flaschen in drei Monaten vergriffen

Das führte dazu, dass ein besonderer Tropfen von der Rotkäppchen-Mumm-Marke Geldermann in Kooperation mit dem Weingut Markgraf von Baden schnell ausverkauft war. "Wir hatten vor einigen Jahren begonnen, einen Cremant de Baden anzusetzen. Die Nachfrage hat uns überwältigt. Von den 40.000 Flaschen, die wir in den Keller gelegt hatten, konnten wir im letzten Jahr nur drei Monate liefern", erläuterte Queisser. Dann war alles ausverkauft. Dies zeige, dass die Menschen hin zu besonderen Genusserlebnissen möchten.

Vom Premiumtrend profitiere auch Eggers & Franke mit dem Vertrieb seines hochwertigen ausländischen Markenportfolios, zu dem beispielsweise der französische Cognac Rémy Martin gehört, der spanische Brandy Carlos I. sowie verschiedene bekannte Aquavit-Marken. Schwieriger sei für die Bremer dagegen wie schon im Pandemiejahr zuvor das Gastronomiegeschäft gewesen, das am Ende den höchsten Anteil ausmache. "Keiner bei Eggers & Franke war in Kurzarbeit. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Gastronomieteams halfen wieder den Teams im Lebensmitteleinzelhandel."

Online-Umsatz nimmt zu - höhere Preise am Regal angekündigt

Was die Verbraucher wegen des Lockdowns und der Pandemieregeln nicht in der Gastronomie konsumierten, verlagerte sich dann ins Haus - ebenso die Feiern. Die Weine und Spirituosen kauften die Konsumenten aber auch erneut verstärkt im Internet, wovon wiederum der Online-Kanal Ludwig von Kapff profitieren konnte. "Der Online-Umsatz wuchs um 19 Prozent", so der Geschäftsführer von Ludwig von Kapff. Auch unter den langjährigen nicht mehr ganz so jungen Stammkunden war erneut ein Trend zur Online-Bestellung festzustellen. "Da haben die Kinder oder die Enkelkinder für die Eltern oder Großeltern ein Paypal-Konto angelegt, damit diese im Internet den Wein bestellen konnten", sagte Christof Queisser.

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Ebenso griffen die Kunden auch im Supermarkt zu höherwertigen Weinen. Höherwertig bedeutet im Lebensmitteleinzelhandel Wein, von dem eine Flasche vier Euro und mehr kostet. Rotkäppchen-Mumm machte 2021 einen Gesamtumsatz von 1,2 Milliarden Euro, was der gleichen Summe wie der im Vorjahr entspricht. Damit zeigte sich der Chef des deutschen Sektmarktführers zufrieden, stimmte aber gleichzeitig die Verbraucher auf Preiserhöhungen ein. Denn alle Vorprodukte wie beispielsweise die Flaschen werden teurer. "Wir müssen nun schauen, welches der richtige Verkaufspreis sein wird", ergänzte Queisser. "Denn auf der anderen Seite werden alle Preise steigen, und die Menschen werden genauer überlegen, wofür sie ihr Geld ausgeben werden - auf alle Fälle wohl für eine Urlaubsreise."

Lieferketten: 24 Wochen auf einen Pappkarton warten

Auch von den durcheinander geratenen Lieferketten ist Rottkäppchen-Mumm betroffen. Das Unternehmen reagierte, indem es die Lagerhaltung ausweitete. "Aus heutiger Sicht war das der richtige Schritt. Wenn sie jetzt einen Papierkarton bestellen, warten sie 24 Wochen, bis der da ist", stellte Queisser fest.

Ein weiterer Ausblick auf 2022: Eggers & Franke erwartet in diesem Jahr ein ehrgeiziges Projekt. Von den Bremern soll die IT mit der von Rotkäppchen-Mumm zusammengeführt werden. Zur Geschäftsentwicklung der Bremer Tochter sagte Rotkäppchen-Chef Queisser abschließend: "Wir denken, dass die Gastronomie zurückkommt, und dass es auch für Eggers & Franke wieder besser wird. 2021 war das Markenportfolio in A-Dur, das Gastronomiegeschäft aber in B-Moll."

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Einer der ältesten Weinhändler Bremens

Eggers & Franke wurde 1804 in Bremen gegründet und gehört damit zu einem der ältesten noch existierenden Weinhändlern der Hansestadt. Seit 2005 gehört Reidemeister & Ulrichs mit dazu, seit 2007 ist der über 300 Jahre alte Weinhändler Ludwig von Kapff Teil des Unternehmens. Immer wieder liefert das Unternehmen den Rotwein für das Bremer Schaffermahl. 2018 verkaufte die Familie Meier Eggers & Franke an Rottkäppchen-Mumm, die zuvor keinen großen Vertriebskanal in die Gastronomie und ins Online-Geschäft hatten. Seitdem wurde Ludwig von Kapff als Online-Händler sowie als stationärer Händler ausgebaut. Bundesweit gibt es inzwischen elf Läden. Eggers & Franke ist inzwischen für den Deutschlandvertrieb von gut 70 Wein- und Spirituosenmarken aus der ganzen Welt verantwortlich.

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