Auf den ersten Blick sieht der Metallschaum wie ein gewöhnlicher Schwamm aus. Doch das Produkt aus dem Hause Mac Panther Materials wird nicht etwa zum Saubermachen verwendet, sondern findet seinen Einsatz beispielsweise im Leichtbau oder als Schutz vor Explosionen. „Noch kennen wir gar nicht alle Anwendungen“, sagt Andreas Kleine. Gemeinsam mit seinem Bruder Michael Kleine will der Materialwissenschaftler von Bremen aus den Metallschaum-Markt revolutionieren.
Das Unternehmer-Gen wurde den Kleines sozusagen in die Wiege gelegt, schon der Großvater beschritt diesen Weg. 1993 gründete zudem ihr Vater Werner Kleine die Mutterfirma Mac Panther, die sich auf die Entwicklung und den Bau von Sondermaschinen, Kaltumformung sowie die Entwicklung von Hammerbohrern spezialisiert hat.
Das Wissen der Familie nutzten die Sprösslinge lange vor ihrem eigenen Betrieb. „Schon als Kinder haben wir unser Geld mit dem Verpacken von Bohrern verdient“, berichtet Michael Kleine, der Bauingenieurswesen studierte und 2008 in die Firma seines Vaters einstieg. Rund vier Jahre dauerte es, bis feststand, dass sich auch sein jüngerer Bruder Andreas beteiligen möchte. Der 39-Jährige, der erst vor Kurzem mit seiner Familie aus Hamburg nach Bremen zog, konzentriert sich nun vor allem auf das Geschäft mit den Metallschäumen.
Eigentlich gibt es aufgeschäumte Metalle schon viele Jahrzehnte. Sie orientieren sich an den Strukturen menschlicher Knochen, die leicht, aber dennoch stabil sind. Bislang werden sie unter anderem im Automobilbau eingesetzt, wo sie Vibrationen und Schall dämpfen oder Energien bei einem Zusammenstoß aufnehmen können. Die meisten Metallschäume sind dabei geschlossenporig; jede Pore ist komplett von Metall ummantelt.
Die Unternehmer aus Bremen hingegen setzen auf offenporige Metallschäume, die eher einem Schwamm ähneln. Die offenporige Struktur der Metallschäume hat aus Sicht der beiden Brüder viele Vorteile: „Die Poren dienen als Knautschzone“, sagt Andreas Kleine. So können Metallschäume beispielsweise Schallwellen absorbieren und damit als Dämmung dienen. Zudem sei das Material für den Leichtbau interessant und könnte, da es gleichzeitig Energie absorbiere, als Aufprallschutz im Auto dienen.
„Auch zum Schutz vor Explosionen, Splittern oder Hochgeschwindigkeitsgeschossen wie Weltraumschrott können Metallschäume eingesetzt werden“, erklärt der Materialwissenschaftler. „Es sind verschiedenste Möglichkeiten und Einsatzbereiche denkbar.“ Noch würden die Unternehmer selbst nicht alle kennen.
Ein zweites Standbein
Mit ihrem Start-up Mac Panther Materials wollen sich die beiden Brüder neben dem bisherigen Geschäft ein zweites Standbein aufbauen. Bisher hätten Metallschäume keinen breiten Einsatz gefunden, da sie schlicht teurer als vergleichbare Materialen seien und nicht die gewünschte Stabilität geboten hätten, erklärt Andreas Kleine.
Die Materialforscherin Anne Jung von der Universität des Saarlandes entwickelte daher ein Verfahren zur Herstellung von Hybridschaum, für das sie im Jahr 2013 den Deutschen Studienpreis erhielt. Aus Sicht der Bremer Unternehmer ein großer Fortschritt, aber immer noch nicht wirtschaftlich genug für die Industrie. „Damit konnte man nicht an den Markt gehen“, sagt Andreas Kleine.
Doch ihn begeisterte die Vielseitigkeit und Sortenvielfalt des Werkstoffs. Die Universität suchte seinerzeit ein Gründerteam, um den Prototyp zu einem industrielen Prozess weiterzuentwickeln und diesen zu vermarkten. Die Unternehmer aus Bremen erhielten schließlich den Zuschlag. Materialforscher Andreas Kleine tüftelte gemeinsam mit Jung an einem alternativen Verfahren, bei dem der Kunststoffschaum mit einer Metallschicht überzogen wird.
So entsteht in einem galvanischen Prozess ein Kunststoff-Metall-Hybridschaum, der relativ kostengünstig und reproduzierbar hergestellt werden kann. „Dadurch ist die Herstellung nun auch wirtschaftlich interessant“, sagt Michael Kleine. Hergestellt werden die Schäume in Niedersachsen. Da der Einsatz galvanischer Verfahren in der Airportstadt aus Umweltgründen problematisch ist, können sie nicht direkt bei Mac Panther Materials produziert werden.
Mit ihrem Standort sind die Gründer dennoch zufrieden, denn hier sehen sie gerade in Bereich Luft- und Raumfahrt viele potenzielle Kunden für ihre Metallschäume. Auch für die Automobilbranche und das Technologiezentrum Ecomat könnte das Verfahren der Unternehmer interessant sein.
„Deswegen sind wir auch froh, dass wir hier in Bremen sitzen“, sagt Michael Kleine. Nun wollen die Brüder ihre ersten Kunden finden und die Produktion hochfahren. Erste Firmen hätten bereits ihr Interesse bekundet. „Mac Panther Materials ist auch für den Wirtschaftsstandort Bremen eine große Chance“, ist Michael Kleine überzeugt.