Bremen (wk). Die Ära Schlecker ist zu Ende. Tausende Verkäuferinnen machten bundesweit ein letztes Mal Kasse. Sie hatten die Anweisung bekommen, gestern um 15 Uhr alle verbliebenen 2800 Märkte des einstigen Drogeriekönigs endgültig abzuschließen. Die Schlecker-Pleite hat am Ende knapp 25000 Menschen den Arbeitsplatz gekostet. Zu ihren besten Zeiten beschäftigte die Kette von Anton Schlecker europaweit 55000 Mitarbeiter.
An diesem Freitag gehen die Schreiben der Insolvenzverwaltung von Arndt Geiwitz mit der Freistellung der Belegschaft heraus. "Dann müssen sie erst einmal zur Arbeitsagentur gehen", sagte Verdi-Sprecher Christoph Schmitz. Gemeinsam mit den Betriebsräten will die Gewerkschaft den 13200 Betroffenen beratend zur Seite stehen. Im Juli folgen die Kündigungen. Verdi forderte von Geiwitz eine finanzielle Beteiligung an einer Qualifizierungsmaßnahme für die von der Kündigung betroffenen Mitarbeiter.
Derweil sorgen die Vermögensverhältnisse der Familie Schlecker erneut für Schlagzeilen. Nach Angaben der Insolvenzverwaltung ist die Familie mit der Übertragung von zwei Grundstücken an die Kinder offen umgegangen. "Die Firmenzentrale in der Talstraße 12 war und ist Bestandteil der Insolvenzmasse, und auch die Übertragung der Flächen in der Talstraße 7 wurde von der Familie von Anfang an offengelegt", sagte ein Sprecher von Geiwitz.
Die Übertragungen am Stammsitz Schleckers im baden-württembergischen Ehingen würden derzeit geprüft, hieß es weiter. Aufgrund der Insolvenz zu beanstandende Schenkungen und Übertragungen könnten zurückgeholt werden und würden in die Insolvenzmasse einfließen. Wie aus Unternehmenskreisen zu erfahren war, hatte Anton Schlecker sein Privathaus mit einem Wert von rund zwei Millionen Euro an seine Ehefrau übertragen.
Verdi lässt die Übertragungen über einen Wirtschaftsprüfer prüfen. "Wir behalten uns grundsätzlich juristische Schritte vor, wenn es entsprechende Vorkommnisse gibt", sagte Schmitz. "Wir erwarten vom Insolvenzverwalter, dass er angesichts der neuen Hinweise alles unternimmt und unberechtigte Übertragungen zurückholt." Die Insolvenzmasse sei wichtig für Abfindungsansprüche der Mitarbeiter.