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Geplantes Bremer Gewerbegebiet Kritik an Studie: Kosten für Horner Spitze zu niedrig angesetzt

Kommt das Gewerbegebiet Horner Spitze oder nicht? Laut Machbarkeitsstudie sollen die Entwicklungskosten bei über 17 Millionen Euro liegen. Mit wie viel Millionen mehr die Kritiker jetzt schon rechnen.
10.09.2025, 05:00 Uhr
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Kritik an Studie: Kosten für Horner Spitze zu niedrig angesetzt
Von Florian Schwiegershausen
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Kommt das Gewerbegebiet Horner Spitze nun oder nicht? Die Grünen sind vehement dagegen, die SPD hält bisher an der Fläche fest, auf die sich in der Zukunft auch der Satellitenbauer OHB erweitern könnte, und Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Die Linke) hat bei diesem Thema den Hut auf.

Die Machbarkeitsstudie soll eigentlich die Entscheidung erleichtern. Sie liegt dem Wirtschaftsressort inzwischen vor. Doch Kritiker halten die Kosten für viel zu niedrig angesetzt: Das „Aktionsbündnis Rettet die Horner Spitze“ hat sich die einzelnen Posten genau angeschaut und kommt statt der veranschlagten Entwicklungskosten in Höhe von 17,4 Millionen Euro auf mehr als 39 Millionen Euro.

„Man sollte ehrlicherweise sagen, dass sich eine solche Investition frühestens nach 16 bis 24 Jahren lohnt und nicht schon nach acht Jahren“, sagt Pensionär Detlef Lerch, der viele Jahre in einer niedersächsischen Stadt in der Baubehörde gearbeitet und mit Projekten dieser Art zu tun hatte.

Was braucht es alles für ein künftiges Gewerbegebiet Horner Spitze?

Mindestens vier Hektar neue Gewerbeflächen sollen entstehen. Das entspricht fast sechs Fußballfeldern. Dazu soll der Boden ausgehoben und entsorgt und mit Füllsand aufgeschüttet werden. Außerdem soll für die Erschließung eine Brücke unter den Bahngleisen gebaut werden, die Bremen mit Hamburg verbinden. Die Erschließung mit Strom, Wasser, Abwasser und Glasfaser versteht sich von selbst. Eine Gärtnerei mit einer Fläche von 0,65 Hektar ist schon vorhanden. Laut Machbarkeitsuntersuchung ist ein Ankaufversuch dieser Fläche nicht vorgesehen.

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Sind die Baukosten für die Bodenarbeiten zu niedrig angesetzt?

„Ja“, sagt Detlef Lerch. Die Wirtschaftsförderung Bremen (WFB) veranschlage für insgesamt 235.000 Kubikmeter einen Preis von zehn Euro pro Kubikmeter. „Zu einem solchen Preis ist das gar nicht möglich“, sagt auch ein Experte, der ungenannt bleiben möchte, bei dem der WESER-KURIER angefragt hat. Je nachdem, wie der alte Boden entsorgt wird, kommt er dagegen auf einen Kubikmeterpreis von 68 Euro. Es muss bis zu 1,6 Meter tief ausgebaggert werden. Anschließend schüttet man die Fläche mit Füllsand auf. Das Aktionsbündnis hat bei Fachleuten und Planungsbüros nachgefragt und kommt hier auf Kosten in Höhe von 10,4 Millionen Euro statt der laut Studie für die WFB veranschlagten 3,8 Millionen Euro. Dabei sind noch nicht weitere 1,5 Millionen Euro berücksichtigt für weitere Erschließungskosten. Zum Beispiel müsste der Riensberger Abzugsgraben verlegt werden. Auch Kosten für weitere Fachgutachten sowie Planungs- und Genehmigungsverfahren würden fehlen.

Wie sieht es mit dem Eisenbahntunnel aus?

Um das Gewerbegebiet zu erreichen, braucht es eine neue Eisenbahnunterführung. Detlef Lerch hat für die Kostenberechnung als vergleichbares Bauwerk die Unterführung in Oberneuland herangezogen, und zwar die Verlängerung der Franz-Schütte-Allee. Lerch sagt: „Unter Berücksichtigung der gestiegenen Kosten in den letzten zehn Jahren würde ein solcher Bau heute rund 27 Millionen Euro kosten.“ Die WFB rechne dagegen laut Machbarkeitsstudie mit 13,5 Millionen Euro. Gründe wie zum Beispiel leichter Baugrund sieht der Rentner für den schlankeren Ansatz nicht.

Was ist den Kritikern noch ins Auge gefallen?

Detlef Lerch hat festgestellt, dass bei der Berechnung der Erschließungskosten pro Quadratmeter die bestehende Gärtnerei mit eingerechnet wurde, obwohl es sich hier streng genommen um eine erschlossene Fläche handelt, die dem Eigentümer nicht abgekauft werden soll. Diese Zurechnung macht die Kosten auf den Quadratmeter gerechnet wesentlich günstiger. Veranschlagt man am Ende beinahe 4,9 Hektar neue Gewerbefläche, kommt die Studie auf fast 358 Euro pro Quadratmeter, das Aktionsbündnis dagegen auf knapp 806 Euro. Das Bündnis hat dem Planungsbüro, das die Studie erarbeitet hat, Gelegenheit gegeben, sich dazu zu äußern – erhielt jedoch keine Antwort.

Wie soll es nun weitergehen?

Der Sprecher des Wirtschaftsressorts Christoph Sonnenberg sagt: „Momentan kann man nicht sagen, wann daraus eine Senatsvorlage wird und in welcher Senatssitzung darüber abgestimmt wird.“ Das Aktionsbündnis und der Bremer BUND wollen ihre Ergebnisse an diesem Mittwoch im Internet veröffentlichen.

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