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E-Mobilität Unternehmen sucht Standorte für Schnelladestation in Bremen und umzu

1000 neue Schnellladestandorte sieht das Programm des Bundes vor. An der Ausschreibung dazu nimmt das niederländische Unternehmen Fastned teil und sucht nach Flächen in Bremen und Niedersachsen.
14.09.2021, 20:05 Uhr
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Unternehmen sucht Standorte für Schnelladestation in Bremen und umzu
Von Peter Hanuschke

Kurz tanken. Und dann geht die Fahrt sofort weiter. Was bei Verbrennern Standard ist, soll auch bei Elektro-Fahrzeugen mehr und mehr zur Normalität werden. Klar ist, dass sich die Ladezeit der Akku-Autos nicht auf die Tankzeit bei Benzin- oder Dieselfahrzeugen reduzieren lässt. Durch Schnellladetechnologie ist es aber jetzt schon möglich, innerhalb von zehn bis zwanzig Minuten den Akku so weit aufzuladen, dass dann – je nach Modell – eine Weiterfahrt über eine Distanz von 200 Kilometern und mehr möglich ist. Mit dem Schnellladeprogramm des Bundes für 1000 Standorte, das hochgerechnet 10.000 Ladepunkte beinhaltet, soll der Ausbau dieser Technologie forciert werden. Das niederländische Unternehmen Fastned hat dabei besonders auch das Land Bremen und Niedersachsen im Blick.

Ob Fastned Teil des Bundesprogramms wird, hängt von mehreren Faktoren ab. "Wir benötigen natürlich erst einmal einen Zuschlag", so Linda Boll, Fastned-Sprecherin für Deutschland. "Wir sind auf jeden Fall bereit und werden uns an der Ausschreibung beteiligen, die geplant am 15. September veröffentlicht werden soll und dann sicherlich mehr Details enthalten wird." Das Unternehmen mit Sitz in Amsterdam betreibt bereits 142 Schnellladestationen in den Niederlanden, Deutschland, im Vereinigten Königreich, Belgien und in der Schweiz.

Klar sei aber jetzt schon, dass die Umsetzung des Programms – unabhängig davon, welche Unternehmen den Zuschlag bekommen – ohne Unterstützung von privaten Personen nicht funktionieren werde. Es geht dabei um Flächen, die für die Schnellladestationen in Frage kommen. Denn abgesehen von den technischen Voraussetzungen, die jedes Unternehmen vorweisen müsse, seien die Bewerber im nächsten Schritt der Ausschreibung angehalten, eigene Standorte vorzuweisen. "Für dieses Programm wird es auf jeden Fall nicht genügend freie Flächen im öffentlichen Raum geben", sagt Linda Boll. "Wir suchen deshalb Partner, die uns Flächen verpachten oder auch verkaufen."

Bei den 200 Standorten, die das Programm in einer weiteren Ausschreibung für Autobahnen vorsehe, sei das anders. "Es können dafür auch die nicht bewirtschafteten Rastplätze genutzt werden, was die Sache sehr vereinfacht und nebenbei diese Plätze auch aufwerten wird", ist die Fastned-Sprecherin überzeugt. 

Die Größe der gesuchten Flächen hänge sicherlich von der Philosophie und Strategie der Unternehmen ab. "Ich kann nur für Fastned sprechen. Wir benötigen Grundflächen von 800 bis 1500 Quadratmetern." Schließlich gehe es bei Fastned nicht nur darum, die Schnellladepunkte zu installieren, sondern den Standort mit einem Shop, Gastronomie und Toilettenanlagen auszustatten. "Unsere Standorte variieren natürlich in der Ausgestaltung, was einfach von den Gegebenheiten abhängt." Grundsätzlich seien die Standorte aber mit einer Holzkonstruktion samt Fotovoltaikanlage überdacht. "Und sie sind an der Farbe Gelb gut erkennbar. Wir wollen E-Mobilität schließlich auch sichtbar und damit erlebbar machen."

Ein geeigneter Standort sei das A und O. "Es macht keinen Sinn, diese Schnellladestandorte versteckt in einem Gewerbegebiet zu platzieren." Die Standorte benötigten auch eine Mindestfrequenz an Verkehr. 20.000 Autos und mehr pro Tag sollten es schon sein, sagt Linda Boll. Geeignet seien deshalb vor allem die großen Ein- und Ausfahrtstraßen in die Stadt oder Standorte in unmittelbarer Nähe zu den Auf- und Abfahrten zur A27, A281 oder A1. "Egal ob Städte, Gemeinden, Unternehmen oder Privatpersonen: Wer hier ein Grundstück besitzt, kann nicht nur aktiv etwas zum Erfolg der Mobilitätswende beitragen, sondern hat auch die Möglichkeit, es alternativ, lukrativ und zukunftssicher zu nutzen." Vorgegeben seien aber sogenannte Suchräume, in Bremen seien es beispielsweise drei.

Die Ausschreibung der Schnellladestandorte ist Teil des Masterplans Ladeinfrastruktur vom November 2019. Im Juli dieses Jahres ist das Schnellladegesetz auf den Weg gebracht worden. Die Bundesregierung will damit die Verbreitung reiner Elektroautos vorantreiben, um ihr Ziel zu erreichen, die CO2-Emissionen im Verkehrsbereich bis zum Jahr 2030 um 42 Prozent gegenüber 1990 zu senken. Gefördert wird das Schnellladeprogramm mit zwei Milliarden Euro. Im Gegenzug soll der Bund über acht Jahre einen Großteil der Einnahmen kassieren.

Laut Bundesnetzagentur gibt es neben 39.424 Normalladepunkten derzeit 6750 öffentlich zugängliche Schnellladepunkte in Deutschland – ohne die 1.000 sogenannten Supercharger von Tesla, die sich auf mehr als 90 Standorte verteilen. Die könnten bald öffentlich werden, wenn Tesla-Chef Elon Musk das umsetzt, was er vor ein paar Wochen angekündigt und Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) im Juni gefordert hatte: die Tesla-Stationen auch für Elektroautos anderer Hersteller zu öffnen.

Beim Schnellladeprogramm legt der Bund Wert auf Wettbewerb. Die Schnellladekarte weist von Norden bis Süden sechs Regionen aus, die drei bis fünf sogenannte Lose enthalten, die wiederum aus 20 bis 50 Suchräumen bestehen. Insgesamt gibt es davon 23. Ein Unternehmen kann maximal drei Lose erhalten. Also werden mindestens acht Unternehmen am Ausbau der Schnelllade-Infrastruktur beteiligt. Die Lose umfassen sowohl den ländlichen als auch den städtischen Bereich.

"Wir begrüßen diesen Wettbewerb. Das kommt letztlich den Nutzern zu Gute", sagt Linda Boll, die auch davon überzeugt ist, dass Schnellladestandorte nicht nur für die mittleren und langen Distanzen Grundvoraussetzung für die Akzeptanz von E-Mobilität sind. "Auch in Städten wie Bremen machen gut gelegene Standorte Sinn, weil eben nur wenige den Platz für eine eigene Ladestation vor ihrem Wohnhaus haben."

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In Bremen gibt es derzeit laut Bundesnetzagentur 250 Normalladepunkte und 45 Schnellladepunkte, in Bremerhaven sind es 69 beziehungsweise acht. In Niedersachsen gibt es 3742 öffentlich zugängliche Ladestationen plus 707 Schnellladestationen. Dazu tragen die Landkreise Osterholz mit 48 (acht), Rotenburg mit 59 (38), Diepholz mit 69 (14), Verden mit 52 (25) sowie Delmenhorst mit 27 (zwei) Ladepunkten bei.

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