Secondhand-Apps boomen weiter. Über Plattformen wie Momox, Vinted oder Ebay-Kleinanzeigen werden nicht mehr benötigte Möbel, Dekoartikel oder Kleidung angeboten. Obwohl während der Pandemie weniger gekauft wird, etwa bei der Kleidung, ist der Käuferanteil von gebrauchter Ware gestiegen. Vor allem digital wird viel Secondhand-Ware gehandelt; die Zahl der Anbieter steigt dort. Worauf Nutzerinnen und Nutzer achten müssen.
Was sind Secondhand-Apps, wie funktionieren sie?
Das Prinzip der Secondhand-Programme für das Handy ist nicht neu. Bevor über Apps verkauft werden konnte, gab es Plattformen wie das klassische Ebay. Alte Dinge, die nicht mehr benötigt werden, werden mit einem Foto und weiteren Informationen - etwa zur Abnutzung - auf der Plattform eingestellt. Der Preis ist anschließend entweder fix, Verhandlungssache oder wird über eine Auktion bestimmt.
Welche Secondhand-Apps gibt es?
Der Markt ist inzwischen sehr groß. Zu den bekanntesten Apps zählen Ebay-Kleinanzeigen, Vinted und Momox. Der Ableger des Klassikers Ebay ist regional begrenzt und bietet anders als das große Ebay keine Auktionen. Dafür ist die Anwendung in ihrem Angebot nicht limitiert. Anders bei Momox, wo hauptsächlich Bücher, CDs und andere Medien angeboten werden. Auch bei Vinted, das aus den Apps Kleiderkreisel und Mamikreisel hervorging, ist das Angebot nicht allumfassend: Hier finden Shopper vor allem Mode und Kleidung. Weitere Apps auf dem Markt sind Shpock, Quoka, Mädchenflohmarkt oder Kleiderkorb.
Worin unterscheiden sich die Apps?
Die klassischeren Smartphone-Anwendungen wie Vinted oder Momox stellen ihren Kunden einen digitalen Marktplatz zur Verfügung. Wie beschrieben kümmert sich der Verkäufer selbst darum, die Waren auf der Plattform einzustellen. Später auch um den Versand sowie möglicherweise die Kosten dafür. Verkäufe über diesen Weg seien am aufwendigsten, erklärt Nicole Mertgen-Sauer, Referentin für Verbraucherrecht bei der Verbraucherzentrale Bremen. „Dafür kann man aber auch den gesamten Erlös behalten“, sagt sie. Etwas jünger sind die Angebote von Kleidungshändlern wie Zalando oder H&M, die nicht oder nur teilweise ein Marktplatz sind. Onlinehändler Zalando betreibt seit September die App Zircle, die vorher Zalando Wardrobe hieß; H&M stieg im Sommer 2020 als Mehrheitseigner bei der App Sellpy ein. Zalando kauft in seiner App gebrauchte Kleidung per Sofortkauf an, um sie später unter anderem auch im eigenen Online-Store als bereits getragene Kleidung wieder zu verkaufen. Auch Ware, die nicht bei Zalando gekauft wurde, wird angenommen. Der Ankaufspreis wird anhand von Algorithmen berechnet. „Zalando übernimmt Inserat und Verkauf, kassiert dafür aber hohe Margen und der Verbraucher erhält nur einen geringen Anteil“, erklärt Mertgen-Sauer. Bei Sellpy von H&M müssen Nutzer ihre Kleidung in speziellen Taschen einschicken, die vorher angefordert werden müssen. Anschließend wird ein Inserat erstellt, dass vom Verkäufer noch einmal geprüft werden muss. Nach dem Verkauf muss der Verkaufsgewinn angefordert und per E-Mail bestätigt werden. Sellpy klinge auf den ersten Blick nach wenig Arbeit, aber „hier geht nichts automatisch“, kritisiert die Verbraucherexpertin.
Von welchen Apps ist abzuraten?
Generell seien keine offensichtlich unseriösen Anbieter ersichtlich. Verbraucherexpertin Mertgen-Sauer meint, dass jeder Verbraucher selbst entscheiden müsse, wie viel Aufwand er haben wolle und was er bereit sei, dafür zu bezahlen. Sich gegenüber stehen Angebote wie das von Zalando. Dort kann mit wenig Aufwand die eigene Ware schnell verkauft werden. Auf anderen Plattformen wie beispielsweise Ebay-Kleinanzeigen ist der Aufwand höher, dafür fällt ein größerer Teil des Gewinnes beim Verkäufer ab. Darüber hinaus lässt sich nicht auf jeder Plattform alles verkaufen.
Wie hat sich der Secondhand-Markt in der Vergangenheit entwickelt?
Der Markt gewinnt immer mehr an Bedeutung; Kunden- und Anbieterzahlen nehmen zu. Inzwischen haben etwa 56 Prozent der Deutschen bereits Secondhand-Kleidung gekauft. Dazu kommt eine Studie aus dem Jahr 2020 des Instituts Kantar im Auftrag von Momox. Im Vorjahr lag der Wert noch drei Prozent niedriger. Die Umfrage fand auch heraus, dass mehr als zwei Drittel der Kleidung online gekauft wird. Das Nachrichtenportal „Business Insider“ bilanziert mit Blick auf die Studie: „Zum einen wird weniger Kleidung gekauft, dafür aber häufiger bereits gebrauchte.“ Die Gründe für den Trend zum Kauf gebrauchter Waren sind vielfältig. Ausgelöst unter anderem durch die Corona-Pandemie, achten Konsumenten verstärkt auf Nachhaltigkeit. Zudem sind Menschen mittlerweile eher bereit, sich von Statussymbolen zu trennen und wollen ganz allgemein Geld sparen.
Was wird hauptsächlich auf Secondhand-Plattformen angeboten?
Besonders beliebt ist Mode. Das zeigt allein schon die Anzahl der verschiedenen Spezial-Apps, bei denen vor allem Kleidung und Accessoires angeboten werden. Nicole Mertgen-Sauer von der Verbraucherzentrale sagt: „Secondhand-Kleidung zu shoppen liegt im Trend.“ Theoretisch sind dem Angebot keine Grenzen gesetzt. Auf Plattformen wie Ebay-Kleinanzeigen werden auch größere Teile wie Möbel bis hin zu Autos angeboten. Auch beliebt sind Elektroartikel, die etwa auf Rebuy zu finden sind.
Welche Waren sollte man nicht gebraucht kaufen?
Prinzipiell kann alles, was angeboten wird, erst einmal bedenkenlos gekauft werden - illegale Produkte ausgenommen. Bei besonders hochwertigen Produkten ist Vorsicht geboten, weil hier das Risiko hoch ist, auf Betrüger zu stoßen. Auf der anderen Seite müssen hingegen Verkäufer aufpassen, was sie anbieten. „Im Zweifel muss man in die Allgemeinen Geschäftsbedingungen schauen, ob einzelne Teile nicht angeboten werden dürfen und welchen Zustand sie mindestens haben sollten“, sagt Mertgen-Sauer. In der Artikelbeschreibung sollten der Zustand und mögliche Mängel des Produktes möglichst detailliert beschrieben werden.
Worauf sollten Nutzer von Secondhand-Apps achten?
Vor dem Kauf oder Verkauf sei es „ratsam und dringend empfehlenswert“ die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) zu lesen sowie die Bestimmungen zu kennen, damit keine böse Überraschung folge, empfiehlt Verbraucherexpertin Mertgen-Sauer. Etwa um zu wissen, wer die Versandkosten trägt oder ob ein Rückgaberecht besteht. Käufer sollten sich zudem über die Bezahlung Gedanken machen: Vorabüberweisungen sind riskanter als etwa Paypal, das einen Käuferschutz bietet. Verkäufer sollten bei Versand den Postbeleg aufbewahren und bei teuren Produkten gegebenenfalls ein Foto der Waren im Paket schießen.