Die Zahlen belegen es: Seit Dezember steigt die Arbeitslosenquote in Bremen kontinuierlich. Lag sie Ende des vergangenen Jahres bei 9,4 Prozent, befindet sie sich im April bei zehn Prozent. In den Monaten März und April gehen die Arbeitslosenzahlen sonst zurück, die Arbeitsmarktexperten reden von einer Frühjahrsbelebung. Doch die scheint in der Hansestadt bisher ausgeblieben zu sein. In Bremerhaven lag die Arbeitslosenquote im April bei 14,3 Prozent. Im März waren es 14 Prozent und im Dezember 13,3 Prozent. Der Chef der Bremer Arbeitsagentur, Joachim Ossmann, bezeichnete dies am Freitag bei der Präsentation der Zahlen als "gedämpfte Entwicklung". Und die zeige sich vor allem in Großstädten. Als Vergleich nannte er die Quoten anderer Städte wie Essen und Dortmund.
Auch der Vergleich mit den Städten und Landkreisen um Bremen herum zeigt diese Entwicklung. Während in Delmenhorst die Arbeitslosenquote ebenfalls seit Dezember angestiegen ist und nun bei 10,5 Prozent liegt, liegt dagegen zum Beispiel der Landkreis Diepholz seit einigen Monaten bei einer Prozentzahl um 4,4 Prozent. Im Landkreis Verden lag die Arbeitslosenquote im April bei 3,9 Prozent gegenüber 4,1 Prozent im Januar. In Niedersachsen verharrte die Arbeitslosenquote mit 5,7 Prozent im April auf der gleichen Höhe wie im März.
Aus dem Job in die Arbeitslosigkeit
Den Anstieg begründet Arbeitsagentur-Chef Ossmann in seinem Bezirk, zu dem neben Bremen und Bremerhaven der Landkreis Osterholz-Scharmbeck gehört, damit, dass mehr Menschen aus Beschäftigung in die Arbeitslosigkeit gegangen sind. In Bremen sind es in absoluten Zahlen 388 Arbeitslose mehr als noch im März. Ein Beispiel ist das Mercedes-Werk, wo 500 Leiharbeiter ihre Tätigkeit verloren haben. Diese meldeten sich arbeitslos, sofern sie nicht irgendwo anders eine Anstellung gefunden haben. Ebenso haben sich laut Ossmann eine Reihe von Personen arbeitslos gemeldet, die ihre Ausbildung beendet haben oder eine Qualifizierung durch die Arbeitsagentur oder das Jobcenter beendet haben.
Auf der anderen Seite sei es wiederum die Leiharbeit gewesen sowie das Verarbeitende Gewerbe, die nach zusätzlichen Beschäftigten gesucht hätten. Die Zahl der offenen Stellen im Bezirk der Arbeitsagentur liegt nun knapp unter 10.000 – ganz genau sind es 9997. In Bremen nimmt die Zahl der offenen Stellen im Bestand kontinuierlich zu. Ebenso verlaufe die Kurzarbeit weiter auf niedrigem Niveau: 15 Unternehmen hätten für voraussichtlich 211 Beschäftigte Kurzarbeit angemeldet.
Mehr Ukrainer in der Arbeitslosenstatistik
Die Arbeitslosenquoten in Städten und Landkreisen lassen sich allerdings nur schwer mit den Werten vom April 2022 vergleichen. Denn damals waren Ossmann zufolge die geflüchteten Ukrainer noch nicht in der Arbeitslosenstatistik erfasst. In der Folge seien die Quoten in Bremen und umzu nun überall gestiegen.
Was den Ausbildungsmarkt angeht, waren im April 2098 Bewerberinnen und Bewerber ohne einen Platz. Ossmann verwies darauf, dass dies weniger seien als noch im April vor einem Jahr – nämlich ein Minus von 9,8 Prozent. Dem stehen 3305 unbesetzte Ausbildungsplätze gegenüber. Für die Bewerber sieht der Chef der Bremer Arbeitsagentur die derzeitige Situation als positiv an: "Das Ausbildungsplatzangebot hat weiter zugenommen und damit haben sich die Wahlmöglichkeiten für die Ausbildungssuchenden erneut verbessert." Jugendliche, die bisher ohne Unterstützung auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz sind, sollen den Kontakt zur Berufsberatung aufnehmen. Unter der kostenfreien Service-Nummer 0800-4555500 erhält man einen Termin.
