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Sorge um Airbus-Werke Bündnis zur Standortrettung

Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann sucht Verbündete, um den Erhalt der norddeutschen Airbus-Werke abzusichern. Bei seiner bremischen Amtskollegin Kristina Vogt rennt er damit offene Türen ein.
29.04.2021, 21:51 Uhr
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Bündnis zur Standortrettung
Von Peter Mlodoch

Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) hat den Flugzeugbauer Airbus aufgefordert, deutsche Werke nicht zugunsten der französischen Standorte zu opfern. „Die deutschen und die französischen Standorte müssen von der Konzernleitung auf Augenhöhe wahrgenommen werden“, sagte Althusmann dem WESER-KURIER. Die angekündigte Neustrukturierung dürfe nicht zulasten Deutschlands gehen. „Unser Ziel muss es sein, dass die deutschen Standorte nicht ins Hintertreffen geraten.“

Grund für die Sorgen sind die vor einer Woche präsentierten Pläne des Konzerns, die bisherige 100-prozentige Zulieferer-Tochterfirma Premium Aerotec aufzuspalten. Deren kompletten Standorte in Nordenham und Bremen sowie drei Werksteile in Augsburg sollen mit der Fertigung in Stade und der Strukturmontage in Hamburg zusammengeführt und dann voll in Airbus Deutschland rückintegriert werden. Der Standort Varel, das Augsburger Werk IV sowie das Werk im rumänischen Brasov sollen dagegen zu einem neuen eigenständigen Einzelteil-Unternehmen mit rund 3400 Beschäftigten zusammengefasst werden.

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Bei Betriebsräten, IG Metall und den betroffenen Kommunen weckt dies den Verdacht, dass die Konzernführung mit der rechtlichen Eigenständigkeit den Einstieg eines Investors oder gar den Verkauf des neuen Unternehmens vorbereiten könnte. „Hier besteht das große Risiko, dass Arbeitsplätze ins Ausland verlagert werden“, warnt der Gesamtbetriebsrat von Premium Aerotec. Am Mittwochabend demonstrierten mehrere Dutzend Beschäftigte und Kommunalpolitiker vor dem Werk in Varel.

Komisch kommt den Betroffenen vor, dass das französische Tochterunternehmen Stelia, das insbesondere Flugzeugsitze herstellt, mit seinen 6600 Beschäftigten dagegen vollständig in Airbus Frankreich rückintegriert werden soll. „In Frankreich sollen alle französischen Standorte bei Airbus bleiben, in Deutschland dagegen nicht“, kritisiert auch Althusmann. Wo der Hauptsitz des neuen Unternehmens und in welcher Rechtskonstruktion dieses entstehen soll, ist nach seinen Worten noch offen: „Das ist die große Unbekannte.“ Die niedersächsische SPD/CDU-Landesregierung sieht offenbar die Gefahr, dass mit der Auslagerung das erst kürzlich abgeschlossene und bis Ende 2023 gültige Abkommen zur Beschäftigungssicherung von der Konzernspitze unterlaufen werden könnte.

Finanzspritzen von Bund und Land für den Flugzeugbauer

Airbus, das am Donnerstag trotz Corona-Krise einen Gewinn von 362 Millionen Euro für das erste Quartal 2021 bekannt geben konnte, begründet seine Pläne mit einer „Stärkung der Wertschöpfungskette“ und einer „Förderung der Wettbewerbsfähigkeit“. Niedersachsens Wirtschaftsminister zeigt zwar Verständnis für die unsichere wirtschaftliche Lage beim Flugzeugbauer. Gleichzeitig erinnert er aber an den „staatlichen Flankenschutz“. So habe der Bund mit seinem Kurzarbeitergeld „die Delle in der Flugzeugproduktion“ ausgeglichen. Und zusätzliche Hilfe sei vom Land Niedersachsen durch die Aufstockung des Luftfahrt-Forschungsprogramms auf 45 Millionen Euro gekommen.

Althusmann appelliert an Bremens Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke) und ihren Hamburger Kollegen Michael Westhagemann (parteilos), an einem Strang zu ziehen. „Unser Ziel als drei norddeutsche Airbus-Länder muss es jetzt sein, eine gemeinsame Linie gegen den möglicherweise drohenden Verlust von Arbeitsplätzen in Varel zu entwickeln.“ Schließlich bildeten die drei Bundesländer zusammen das drittgrößte Luftfahrt-Cluster der Welt.

„Eine Kooperation ist für Bremen selbstverständlich“

Mit diesem Appell läuft Althusmann bei Bremens Wirtschaftssenatorin offene Türen ein: „Eine Kooperation zwischen den nördlichen Bundesländern, um die Airbus-Standorte im Norden abzusichern, ist für Bremen selbstverständlich„, sagte Kristina Vogt (Linke) dazu auf Nachfrage. “Wir haben die norddeutsche Allianz grünes Fliegen, die von Bremen, Niedersachsen und Hamburg initiiert wurde, um die Zukunft der Luftfahrt zu gestalten.„ Es könne und dürfe dabei aber nicht nur um technologische Entwicklungen gehen. “Zwingend sind auch die Gestaltung und Ausrichtung der norddeutschen Standorte und die Sicherung der dortigen Arbeitsplätze.“

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