Bremen. In die Debatte um eine Neuregelung der Ladenöffnungszeiten hat sich jetzt auch die Arbeitnehmerkammer eingeschaltet. Die Liberalisierung der Öffnungszeiten habe im Einzelhandel keinen nennenswerten arbeitsmarktpolitischen Effekt gehabt, sagt Marion Salot, Verfasserin der Broschüre "Streitthema Ladenschluss", die die Kammer herausgegeben hat.
Die Beschäftigung stieg zwar um 2,8 Prozent, allerdings kritisiert sie eine Zunahme sogenannter prekärer Arbeitsverhältnisse, "weil sich der Zuwachs weitgehend auf Teilzeitstellen konzentriert". Die Vollzeitbeschäftigung dagegen sei immer weiter zurückgegangen.
"Die Liberalisierung der Öffnungszeiten hat die Einzelhändler mit einem Instrument zur Verbesserung ihrer Wettbewerbssituation ausgestattet", heißt es in der Broschüre. Da benachbarte Händler jedoch aus Angst vor Umsatzverlusten nachzögen, "wird das Umsatzplus, das die Vorreiter noch verbuchen konnten, schnell zur Kostenfalle für alle".
Außerdem sei die bisherige Ausweitung der Ladenöffnungszeiten hauptsächlich vom Lebensmittel-Einzelhandel genutzt worden, sagt Marion Salot - also von einer Branche, in der ein teilweise ruinös geführter Preiskampf zu beobachten sei.
Um diesen Preiskampf aufzufangen, "setzen die Arbeitgeber auf eine Flexibilisierung der Beschäftigung", sagt Salot. Vollzeitarbeit werde verdrängt, "mittlerweile sind 30 Prozent der Arbeitnehmer im Einzelhandel geringfügig beschäftigt, und diese Arbeitsplätze sind nicht mehr existenzsichernd". Davon besonders betroffen seien Frauen, denn für sie ist der Einzelhandel eines der Hauptbeschäftigungsfelder.
Marion Salot ist erfreut, dass in Nordrhein-Westfalen nun eine Debatte begonnen wurde, um die Öffnungszeiten auf maximal 22 Uhr zu begrenzen. "Allerdings sehe ich Bremen nicht auf einem solchen Weg", räumt sie ein. Wie berichtet, hat sich der Bremer Senat bisher nicht mit einer möglichen Neuregelung beschäftigt. Gleichwohl werde der Vorstoß der nordrhein-westfälischen Landesregierung auch in den Bremen interessiert verfolgt, hieß es.