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Interview Sparkassen-Chef über Brebau-Deal: „Für uns ein sinnvolles Investment“

Tim Nesemann sieht den Deal mit Bremen um die Anteile an Gewoba und Brebau als gelungen an - und zwar für beide Seiten. Im Interview spricht der Vorstandschef der Sparkasse Bremen über die Hintergründe.
28.02.2019, 21:07 Uhr
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Sparkassen-Chef über Brebau-Deal: „Für uns ein sinnvolles Investment“
Von Lisa Schröder

Ihre Bank hat gerade für 235 Millionen Euro Anteile an der Brebau an Bremen verkauft. Ist das ein gutes Geschäft gewesen?

Tim Nesemann : Ja, ein gutes Geschäft für beide Seiten. Wir haben darüber sehr lange verhandelt. Die Stadt wollte gerne die Anteile an der Brebau komplett übernehmen. Wir haben dann über Alternativen nachgedacht. Die Lösung, dass wir uns im Gegenzug größer bei der Gewoba engagieren, ist ein sehr gutes Ergebnis.

Haben Sie sich geärgert, dass die Zahl 80 Millionen Euro rausgekommen ist, die Sie allein für die Abgabe des Vorkaufsrechts bei der Brebau bekommen haben sollen?

Nein, das war eine interne Sache der Stadt. In unseren Verträgen gibt es diese Zahl nicht. Beide Seiten haben für sich kalkuliert, damit der Preis vernünftig und fair ist.

Ist das Vorverkaufsrecht denn so viel wert?

Die Stadt erwirbt die Brebau für 235 Millionen Euro. Ich denke, das ist ein sehr guter Preis.

Die Opposition, Linke und CDU, sieht das ganz anders. Selbst die Finanzsenatorin Karoline Linnert findet es zu teuer.

Die Opposition hätte auch drei Euro als zu viel bezeichnet. Das ist Wahlkampf.

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Wie passt das eigentlich zusammen? Sie steigen bei der Brebau damit komplett aus, bei der Gewoba erhöhen Sie dagegen das Engagement. Warum?

Das passt sehr gut zusammen. Wir müssen einerseits wieder investieren, um den Verkaufspreis anzulegen. Sich in einer Gesellschaft wie der Gewoba zu engagieren, die noch mehr als die Brebau auf die Bremer Bevölkerung ausgerichtet ist, passt sehr gut zu uns und unseren Kunden. Das ist für uns ein sinnvolles und langfristiges Investment.

Ist es die Größe? Die Gewoba hat mit 42.000 Wohnungen siebenmal so viele wie die Brebau.

Die Brebau macht auch ein anderes Geschäft. Sie ist sehr stark im Projektentwicklungsgeschäft tätig. Das macht die Gewoba in diesem Umfang nicht. Das lässt sich nicht direkt vergleichen. Im Interesse der Gesellschaft wollen wir die Anteile der restlichen Banken erwerben und sind dann gemeinsam mit der Weser-Elbe-Sparkasse die einzig verbliebenen Kreditinstitute.

Welches Interesse hat eine Bank überhaupt, sich bei einer Wohnungsgesellschaft zu beteiligen – neben der Rendite?

Das eine ist die langfristige Geldanlage. Da steht die Rendite nicht im Vordergrund. Das andere ist, dass wir Einfluss nehmen wollen auf die Entwicklung der Stadt. Dazu gehört ein gutes Wohnungsangebot. Das passt zu unseren Interessen und macht strategisch Sinn.

Steht der Kauf der Anteile der Commerzbank von sieben Prozent bereits?

Wir sind uns inzwischen einig. Demnächst werden die Kaufverträge geschlossen.

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Wie tief müssen Sie in die Tasche greifen?

Das kann ich Ihnen zu diesem Zeitpunkt nicht sagen. Es bewegt sich in einer ähnlichen Größenordnung wie bei den Anteilen der Stadt von 46 Millionen Euro.

Der Bankenpool bei der Gewoba ist dennoch geschrumpft. Damit verlieren Sie Ihre bisherige Sperrminorität. Ist das ein unguter Beigeschmack?

Nein, die Sperrminorität wird in der Diskussion völlig überschätzt. Die unternehmerische Führung hat derjenige, der die Mehrheit hat. Das ist die Stadt. Für uns war der Einfluss über den Aufsichtsrat wichtig. Das ist bei einer Aktiengesellschaft ein wichtiges Organ. Der Bankenpool wird weiterhin mit drei Mitgliedern im Aufsichtsrat vertreten sein. Außerdem kann die Rechtsform der Gewoba nicht ohne unsere Zustimmung geändert werden.

Der Senat hat befürchtet, dass die Sparkasse ihre Brebau-Anteile an einen Investor verkaufen könnte. War diese Angst gerechtfertigt?

Nein. Doch ich kann trotzdem die Sorge verstehen. Andersrum war uns auch wichtig, dass die Stadt die Brebau nicht kurzfristig verkauft. Das hat sie zugesagt. Die Brebau wird für mindestens fünf Jahre nicht veräußert oder verschmolzen.

Wann hat es überhaupt die ersten Gespräche mit der Stadt gegeben?

Das muss vor mehr als zwei Jahren gewesen sein – nachdem sich die Entwicklung bei der Bremer Landesbank abzeichnete.

Die Fragen stellte Lisa Boekhoff.

Zur Person

Zur Person

Tim Nesemann ist seit 2009 Vorstandschef der Sparkasse ­Bremen. Der gebürtige Bremer ist promovierter Mathematiker und Diplom-Kaufmann.

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