Der seeseitige Güterumschlag im Jahr 2018 hat in den Häfen in Bremen und Bremerhaven nach jetzigem Stand mit voraussichtlich 74 Millionen Tonnen auf Vorjahresniveau gelegen. So hat es Wirtschafts- und Häfensenator Martin Günthner (SPD) am Montag auf der Landespressekonferenz zur Hafenbilanz bekannt gegeben. Während die Westhäfen in Rotterdam (Niederlande) und Antwerpen (Belgien) beim Umschlag zulegten, verzeichnete der größte deutsche Seehafen in Hamburg ein Minus.
Günthner geht ohnehin davon aus, dass es in den kommenden Jahren nicht mehr solche Wachstumssprünge geben werde, wie er sie in den letzten neun Jahren in seiner Funktion als Häfensenator präsentieren durfte. „Höher, schneller weiter – nach diesem olympischen Motto wird es auf absehbare Zeit nicht mehr weitergehen“, sagte Günthner. Dennoch ändere das nichts an der herausragenden Bedeutung, die die Häfenstandorte für die Wirtschaftskraft in den Städten Bremen und Bremerhaven hätten.
Plus von 0,5 Prozent
Zum Gesamtgüterumschlag haben die stadtbremischen Häfen in diesem Jahr weniger beigetragen: Die Menge liegt bei 11,4 Millionen Tonnen, was einem Minus von 14,2 Prozent entspricht. Das resultiert laut Wirtschaftsressort aus einem Rückgang beim Massengutumschlag. Das internationale Ringen auf den Stahlmärkten sowie klimatische Auswirkungen auf die Ernten schlügen sich „hier sehr wahrscheinlich auf die Eisenerz- und Kohleumschläge und den Futtermittelumschlag nieder“.
Beim Geschäftsbereich Containerumschlag, der bei der BLG Logistics Group durch den Terminalbetreiber Eurogate vertreten ist, habe sich die Situation in diesem Jahr insgesamt gesehen im Vergleich zu 2017 etwas verbessert, so der BLG- Vorstandsvorsitzende Frank Dreeke bei seiner vorläufigen Bilanz. In Hamburg seien die Mengen seit Mai wieder angestiegen, in Bremerhaven würden die Mengen bis Jahresende auf Vorjahresniveau liegen, und am Jade-Weser-Port in Wilhelmshaven sei das dritte Jahr in Folge mit einem Wachstum von mehr als zehn Prozent zu rechnen. Laut Prognose aus dem Wirtschaftsressort wird der Umschlag von Standardcontainern (TEU) in Bremerhaven und Bremen zusammen bei 5,537 Millionen TEU liegen. Das entspricht einem Plus von 0,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Bedauerlich sei für den Containerumschlag in Bremerhaven im kommenden Jahr die Verlegung der USA-Dienste der Reederei Hapag-Lloyd und ihrer Partner aus dem Reederei-Zusammenschluss „The Alliance“ nach Hamburg zum Terminal Altenwerder. Dreeke sagte, dass das die Aussichten für 2019 trübe: „Wir werden weiterhin alles einsetzen, dass Teilmengen der abziehenden Dienste in Bremerhaven verbleiben und über andere Reeder aufgefangen werden können.“ Außerdem gebe es natürlich intensiven Kontakt zu den beiden anderen großen Linienreedereien in Bremerhaven, also zu Maersk und MSC, um mehr Umschlagsvolumen in die Seestadt zu bekommen. Das werde sich aber nicht unbedingt schon im nächsten Jahr bemerkbar machen. Der Abzug der vier von fünf Hapag-Lloyd-Transatlantikdiensten bedeute einen Rückgang von 500 000 TEU.
Zum Hintergrund: Mit der Verlagerung nach Hamburg will Hapag-Lloyd den Container-Terminal Altenwerder besser auslasten, an dem die Reederei mit 25,1 Prozent beteiligt ist. Denn dort gab es in der Vergangenheit Rückgänge, weil die ganz großen Containerschiffe aufgrund ihrer Höhe nicht mehr die Köhlbrandbrücke passieren können und daher verstärkt das Container-Terminal Burchardkai anliefen.
Entwicklung bei High- und Heavy-Ladung ist erfreulich
So ganz ohne politischen Druck aus Hamburg soll der Abzug nicht eingeleitet worden sein, heißt es aus Branchenkreisen. Immerhin hält die Stadt 14 Prozent der Aktien von Hapag-Lloyd. Offenbar müsse Hamburg zu jedem Mittel greifen – gerade wenn dort nicht mehr die größten Containerschiffe abgefertigt werden könnten, sagte Günthner auf Nachfrage zum Hapag-Lloyd-Vorgang. Für ihn sei das ein „unfreundlicher Akt“.
Beim Autoumschlag habe es trotz des Diesel-Skandals eine gute Entwicklung gegeben: Bis Jahresende werde der Umschlag auf dem BLG Auto Terminal Bremerhaven bei etwa 2,2 Millionen Fahrzeugen liegen – das entspreche in etwa dem Vorjahresniveau, so Dreeke.
Erfreulich sei bei der BLG vor allem die Entwicklung bei der High- and Heavy-Ladung, also dem Umschlag von Gütern wie selbstfahrenden Baumaschinen, Kranen und Projektladung, die nicht im Container transportiert werden kann, ausgefallen. Der Umschlag werde in Bremerhaven bei 1,367 Millionen Tonnen liegen, so Dreeke. Damit habe sich die 2017 verkündete höchste Umschlagsmenge überhaupt (1,35 Millionen Tonnen) noch einmal leicht gesteigert. Im Neustädter Hafen, dem einzigen Universalhafen im Land Bremen und Europas größtem Terminal für Stück- und Schwergut, „kann das gute Niveau des letzten Jahres den US-Zöllen auf Stahlprodukte zum Trotz gehalten und mit 1,35 Millionen Tonnen sogar leicht übertroffen werden.“
Positiv bewertete Häfensenator Günthner auch die Entwicklung des Kreuzfahrtmarktes am Columbus Cruise Center Bremerhaven im dritten Jahr in Folge: „Der Kreuzfahrtverkehr hat sich dort wieder enorm gesteigert.“ Nicht nur die Anzahl der Schiffsabfertigungen – 109 Abfertigungen bedeuteten ein Plus von 29,8 Prozent – stieg im Vergleich zum Vorjahr, sondern es wurden auch 238 000 Passagiere abgefertigt. Das entspricht einem Zuwachs von 43,7 Prozent. Für die Entwicklung der Hafen-Infrastruktur sei 2018 ein gutes Jahr gewesen, wie Robert Howe sagte. Er ist Geschäftsführer der stadtbremischen Hafengesellschaft Bremenports. So habe der Senat hier mehr als 120 Millionen Euro für den nächsten Jahren zur Verfügung gestellt. Grundlage dafür sind die Bauentwürfe von Bremenports gewesen. Zu den großen Projekten darunter zählt für die Kreuzfahrtbranche der Neubau der Columbuskaje, dann der Neubau der Nordmole zum Fischereihafen sowie der Neubau der Kaje 66 an der Einfahrt zur Kaiserschleuse.